Dorftheater by Wildis Streng
Autor:Wildis Streng [Streng, Wildis]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-07-16T16:00:00+00:00
Freitag,
11. Dezember
Die Wahrscheinlichkeit, eine Referendarin morgens in der Schule anzutreffen, war relativ hoch. Also hatten sie sich als Erstes in die Schule begeben, ins neue LMG, das Lise-Meitner-Gymnasium. Heiko war in den 90ern am Albert-Schweitzer-Gymnasium gewesen. Das ASG war immer das einzige Gymnasium in Crailsheim gewesen, platzte aber irgendwann aus allen Nähten. Deshalb gab es seit 2004 ein zweites Gymnasium für die Crailsheimer Schülerinnen und Schüler. Es befand sich bei den Hirtenwiesen, die wiederum ehemals die Location der alten Ami-Kaserne war. Heiko erinnerte sich noch gut an die allabendliche Fanfare, die die Soldaten um Punkt 23.00 Uhr nach Hause rief. Und an das deutsch-amerikanische Volksfest, an das leckere Eis, an den ›Tunkbrunnen‹, wo ein bedauernswerter GI auf einer Art Wippe Platz nehmen musste, von wo man ihn mit einem gezielten Ballwurf in einen Wasserbottich befördern konnte. Nun war von der Ami-Kaserne nichts mehr zu sehen außer den blockartigen, jedoch schon renovierten Wohngebäuden. Und in diesem Baugebiet hatte man auch das neue Gymnasium situiert.
Die Kommissare betraten das helle, freundliche Schulgebäude und entdeckten als Erstes einige echte Bäume, die aus kleinen Beeten wuchsen und hoch in das lichtdurchflutete Gebäude aufragten. »Hübsch«, fand Lisa lobend. Das Sekretariat befand sich links, sie meldeten sich kurz bei einer Frau Becker an und wurden in die 10 b geschickt, Frau Polanski habe dort gerade Unterricht. Sie gingen die Treppe hinauf und klopften nach kurzem Suchen an eines der Klassenzimmer. Gleich darauf hörten sie eine Stimme »Herein!« sagen. Sie öffneten die Tür und sahen 25 fragende Augenpaare auf sich gerichtet. An der Fensterseite lehnte lässig Verena Polanski. Zwei Schüler standen vollkommen unbeweglich vorne bei der Tafel in seltsamen Verrenkungen, aus denen sie sich jetzt langsam lösten.
»Wir machen gerade ein Standbild zu einer Kurzgeschichte«, erklärte die Referendarin die etwas eigenartige Situation.
»Was ist denn ein Standbild?«, fragte Lisa.
»Wer kann Frau Luft erklären, was ein Standbild ist?«, gab Frau Polanski die Frage an die Klasse weiter. Wie pädagogisch! Ein Mädchen aus der ersten Reihe meldete sich und antwortete, nachdem sie aufgerufen war: »Mit einem Standbild verdeutlicht man die Figurenkonstellation in einer Kurzgeschichte.«
»Und in anderen epischen und in dramatischen Werken auch«, ergänzte Frau Polanski und lobte anschließend: »Sehr gut, Sarah.«
Heiko hob die Hand, er hatte irgendwie das Gefühl, er müsse sich hier melden. »Herr Wüst?«, nahm Frau Polanski ihn dran. Heiko räusperte sich und fragte dann: »Könnten wir uns kurz mit Ihnen unterhalten? Draußen?«
Die junge Lehrerin wandte sich zur Klasse. »Kann ich euch kurz alleine lassen?« Zustimmendes Gemurmel aus der Klasse. Natürlich. »Sarah, du bist zuständig. Ich bin im Lehrerzimmer, zehn Minuten. Bis dahin schreibt ihr einen inneren Monolog der verlassenen Frau aus der Geschichte.«
Das Lehrerzimmer war recht groß, mit moderner Computerausstattung und großer Kaffeeküche, und die einzelnen Plätze an den Sechsertischen waren wunderbar dafür geeignet, die jeweiligen Lehrer zu charakterisieren, obwohl sie überhaupt nicht anwesend waren. An manchen Plätzen stapelten sich Blätter, Bücher, zahllose Kopien und Notizen. Andere waren perfekt eingerichtete Minischreibtische, mit Utensilo und Ablagefächern. Wieder andere waren spartanisch ausgestattet, leer bis auf eine Kaffeetasse. Einzelne Lehrer saßen mit Rotstiften bewaffnet und mit verdrehten Augen über Klassenarbeiten, andere unterhielten sich.
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