Die Welt ist nicht immer Freitag by Horst Evers

Die Welt ist nicht immer Freitag by Horst Evers

Autor:Horst Evers
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
ISBN: 9783499242519
Herausgeber: rororo
veröffentlicht: 2006-01-01T05:00:00+00:00


Gute Geschäfte

Donnerstagmorgen, ich habe furchtbare Rückenschmerzen, aber wenigstens weiß ich, warum. Weil mir ein Mann in den Rücken getreten hat, und ich habe ihn auch noch darum gebeten, und das kam so: In Berlin gibt es ca. 60-70 richtig große Kaufhäuser. Diese 60-70 richtig großen Kaufhäuser verkaufen praktisch alle dasselbe, nämlich so ziemlich alles, was es überhaupt so gibt.

Wenn jetzt aber das 71. richtig große Kaufhaus eröffnet und auch nochmal dasselbe wie alle anderen verkauft, nämlich praktisch alles, rennen trotzdem so ziemlich alle Berliner dahin, und der gesamte Verkehr bricht zusammen. Nur damit sich dann alle Berliner in diesem Kaufhaus treffen und so Sachen sagen, wie: »Mensch, mensch, mensch, hammse aber schön gemacht das Kaufhaus, so was fehlte hier auch noch, nee, hammse schön gemacht, und die haben ja auch wirklich alles, aber alles, nur voll ist das, meine Herren, das is ja nich mehr schön, da gehn wir aber nich nochmal hin, so voll, wie das da is, neeneenee.«

Warum diese Berliner trotzdem zu jeder Neueröffnung wieder hinrennen, das werde ich nie verstehen. Aber, was ich erstrecht nicht verstehe, ist, warum ich da auch jedesmal hinfahre.

Spreche einen Verkäufer an.

- Hee, Sie, Sie, gehörn Sie hier zum Laden?

- Sag ich nicht.

- Warum nicht?

- Weil Se ja doch nix kaufen. Am Eröffnungstag kaufen die Leute sowieso nix. Die wolln doch eh nur gaffen.

- Also gehörn Sie jetzt zum Laden?

- Hab ich doch schon gesagt, sag ich nicht.

- Ich brauche einen Anzug, wollen Sie mich nicht beraten?

- Ehrlichgesagt, nee.

- Aber ich brauche Beratung.

- Stimmt, das seh ich auch.

- Also?

- Hörn Sie, ich weiß doch, wie das läuft, Sie probiern 20 Anzüge an, sagen, Sie müssen sich's nochmal überlegen und ich seh Sie nie wieder.

- Ach so, wußte gar nicht, daß Sie mich kennen, aber diesmal brauch ich wirklich einen Anzug. Ich werd mich auch schnell entscheiden.

- Gut, dann nehmen Sie den hier.

- Sollt ich den nicht noch anprobieren?

- Ach, der paßt schon.

- Ich weiß nicht, vielleicht, ich geh doch mal grad in die Kabine ...

- Unterstehn Sie sich, Sie bleiben hier und kaufen ...

- Bin gleich wieder da.

5 Stunden später.

- Und außer diesen 67 Modellen haben Sie wirklich nichts anderes mehr in meiner Größe?

- Nein, ganz sicher nicht.

- Vielleicht sollte ich den ersten nochmal anprobieren.

- Wir schließen gleich.

- Hm, dann komm ich vielleicht besser morgen nochmal wieder. Am besten ganz früh, dann haben wir auch mehr Zeit.

- Nein. Sie kaufen jetzt diesen Anzug, und damit basta.

- Hören Sie, 300 Mark, das kann ich nicht so hoppla-hopp entscheiden, das ist viel Geld ...

- Der Anzug ist runtergesetzt.

- Seit wann?

- Seit jetzt.

- Warum?

Der Verkäufer wirft den Anzug zu Boden.

- Is runtergefallen. Kostet jetzt nur noch 200 Mark.

- Naja, 200 Mark sind 200 Mark.

- Wenn ich versehentlich drauftreten würde, wird er noch billiger.

- Aha. Was müßte denn passiern, damit ich den Anzug, na, sagen wir mal für 10 Mark bekommen würde?

- Naja, wenn ich versehentlich drauftreten würde, während ein Kunde drinsteckt, dann bekäme der Kunde den Anzug umsonst. Jaa. Und weil man so ein Angebot nicht jeden Tag bekommt, deshalb habe ich heute Rückenschmerzen, war trotzdem ein fairer Deal.



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