Die Tote im Klosterbrunnen by Peter Tremayne

Die Tote im Klosterbrunnen by Peter Tremayne

Autor:Peter Tremayne
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-01-05T23:00:00+00:00


Munther Beara beata

fide fundata certa,

spe salutis ornata,

caritate perfecta.

Fidelma fragte sich, ob Äbtissin Draigen diesen Gesang absichtlich ausgewählt hatte. Die Worte waren einfach. »Die gesegnete Gemeinschaft von Beara, gegründet auf festem Glauben, geschmückt mit Hoffnung auf Rettung, vervollkommnet durch Barmherzigkeit.« Die Schwestern sangen, als seien sie felsenfest von ihrer Botschaft überzeugt.

Während Fidelma Schwester Berrach nach vorne geleitete, verloren die Stimmen ihren Gleichklang und erstarben schließlich eine nach der anderen. Köpfe hoben sich, und ängstliche Spannung breitete sich in den Reihen der Andächtigen aus.

Ermutigend drückte Fidelma Berrachs Arm.

Der Gesang verstummte gänzlich, und Äbtissin Draigen verließ majestätisch ihren Platz und trat vor den Altar.

»Meine Kinder, ich stehe hier vor Euch, um Euch um Verzeihung zu bitten, denn ich habe schweres Unrecht auf mich geladen und zugelassen, daß ein junger, unerfahrener Mensch auf meinen Rat hin unrecht handelt.«

Nach diesen einleitenden Worten wurde es plötzlich still. So still, daß selbst der rasselnde Atem der Erkälteten zu hören war.

»Außerdem habe ich einer unserer Schwestern eine schreckliche Ungerechtigkeit zugefügt.«

Die Versammelten begannen allmählich zu begreifen und warfen Schwester Berrach und Fidelma beschämte Blicke zu. Berrach stützte sich auf ihren Stecken und hatte die Augen gesenkt. Schwester Brónach stand hocherhobenen Hauptes da, als sei sie diejenige, an die die Entschuldigung sich richtete. Fidelma hatte ebenfalls den Kopf erhoben und die Augen auf die der Äbtissin geheftet.

»In dieser Abtei sind Dinge geschehen, die unter uns große Bestürzung ausgelöst haben. Bestürzung und Furcht. Heute morgen wurde, wie Ihr wißt, unsere rechtaire, Schwester Síomha, grausam ermordet. Ohne über umfassende Informationen zu verfügen, beschuldigte ich eine der Unsrigen, die Tat begangen zu haben. Ich war so von dem Gedanken besessen, die Person zu bestrafen, die ich für die Täterin hielt, daß ich darüber ganz die Lehren Unseres Herrn vergaß. Denn heißt es nicht im Johannes-Evangelium: ›Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein‹? Ich aber habe gesündigt, und ich warf einen Stein. Für mein unrechtes Handeln erflehe ich Verzeihung, und ich will von heute an ein Jahr lang täglich Buße tun. Die Buße soll mir von Euch, meine Schwestern, die Ihr hier versammelt seid, auferlegt werden.«

Sie drehte sich um und sah Schwester Lerben an. Die Novizin stand hocherhobenen Hauptes da, geradezu herausfordernd. Fidelma war besorgt über die Heftigkeit der unterdrückten Wut, die sich in ihrer Miene widerspiegelte. Mit Lerben wird es wohl bald Schwierigkeiten geben, dachte sie.

»Darüberhinaus habe ich unsere junge Schwester Lerben irregeleitet und sie, nachdem ich sie zu meiner neuen rechtaire ernannt hatte, gebeten, meinen Rat zu befolgen und entsprechend zu handeln. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Lerben verfügte nicht über genügend Erfahrung, um zu erkennen, daß ich im Irrtum war. Ich entschuldige mich in ihrem Namen.«

Vor den erstaunten Augen der versammelten Schwestern verließ Lerben plötzlich geräuschvoll die Kapelle – wie ein trotziges Kind.

Äbtissin Draigen schaute ihr traurig nach. Es wurde still, bis sie ihre Aufmerksamkeit Schwester Berrach zuwandte.

»Schwester Berrach, vor Gott und vor dieser Versammlung bitte ich Euch um Verzeihung. Angesichts des schrecklichen Todes von Schwester Síomha und der namenlosen Toten, die wir in unserem Brunnen



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