Die Schulz-Story: Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) by Markus Feldenkirchen

Die Schulz-Story: Ein Jahr zwischen Höhenflug und Absturz - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) by Markus Feldenkirchen

Autor:Markus Feldenkirchen [Feldenkirchen, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Deutsche Verlags-Anstalt
veröffentlicht: 2018-03-25T22:00:00+00:00


»Erst herumscharwenzeln, aber dann in die Fresse hauen«

Immer Ärger mit den Medien

Die großen Fernsehformate des Wahlkampfes stehen nun bevor. Neben unzähligen Interviews sind das die Wahlarenen von RTL, ZDF und ARD, in denen Schulz sich den Fragen von Bürgern stellen soll, sowie das große TV – Duell mit Angela Merkel. Für diese Phase stößt ein weiterer Berater zu Schulz’ Team, TV – Coach Markus Peichl. Der Österreicher hat einst das innovative Magazin »Tempo« gegründet, später leitete er die Talkshow von Reinhold Beckmann. Er weiß, wie man im Fernsehen gut rüberkommt, aber er ist auch ein zutiefst politischer Mensch. Vor Schulz coachte er schon Frank-Walter Steinmeier, den damaligen österreichischen Bundeskanzler Christian Kern sowie zahlreiche Ministerpräsidenten der SPD vor wichtigen TV – Auftritten. Immer mit großem Engagement und meist auch erfolgreich.

Bei einer Vorbesprechung zur RTL – Wahlarena in einem angemieteten Studio fragt Schulz, was bei solchen Auftritten eigentlich wichtiger sei: der Inhalt oder die Form? Er selbst habe den Eindruck: zu 90 Prozent die Form. Er sei jetzt wieder zwei Tage auf Sommerreise gewesen und die ihn begleitenden Journalisten hätten sich kein Jota für die Inhalte interessiert. »Die fragen nur: Ist der müde, ist der fit? Ist der aggressiv, ist der depressiv? Lacht der, heult der?«

Am besten sei es, sagt Peichl, wenn Schulz von der Form her zuversichtlich, sympathisch, bürgernah rüberkäme und trotzdem der ein oder andere Inhalt verfange. Mehr als vier oder fünf Statements, mit denen man auch wirklich einen Punkt mache, kriege man selbst in einer langen Sendung nicht rüber.

Am nächsten Tag, dem 13. August, steht ein sogenanntes Sommerinterview mit dem ZDF – Journalisten Thomas Walde an. Damit der Kandidat einen Eindruck gewinnt, was ihn erwartet, setzt sich das Team vor einen Monitor und schaut sich ein Sommerinterview mit Horst Seehofer an, das zwei Wochen zuvor im Fernsehen lief. Sommerinterviews sind die Halloween-Feiern des deutschen Journalismus. Keiner versteht genau, warum es sie gibt, aber sie werden trotzdem tapfer geführt.

Nach ein paar Minuten schalten sie Seehofer wieder ab. Zu langweilig. Schulz und seine Berater gehen die potenziellen Themen für das eigene Interview durch: die Krise der Automobilindustrie, Steuerpolitik, die Lage der SPD. »Was ist mit Trump und Nordkorea?«, fragt Schulz. Auf neue Raketentests des Regimes in Pjöngjang hat der US – Präsident am Vortag mit martialischen Drohungen reagiert. Da werde man ihn wahrscheinliche fragen: »Was würden Sie anders machen als die Kanzlerin?«, sagt einer seiner Sprecher.

»Ich würde einen scharfen Gegensatz zu ihr präsentieren!«, erklärt Schulz.

»Ehrlich gesagt würde ich beim Thema Nordkorea gar nichts anders machen als Merkel«, rät der Sprecher.

»Die Bundeskanzlerin unternimmt keine diplomatischen Aktivitäten«, wendet Schulz ein. »Die Leute haben Angst, und sie tut nichts. Dass ist das erste Mal, dass die Leute das Gefühl haben, sie hat nicht alles im Griff.«

Da müsse man aufpassen, warnt der Sprecher. Die Leute hätten wirklich Angst. Man dürfe nicht den Spin provozieren: Schulz macht Wahlkampf mit der Korea-Krise.

Das werde ihm doch sowieso unterstellt, entgegnet der Kandidat, egal was er mache. Das sei die Strategie des Gegners. Merkel hingegen empfange als ersten Termin nach ihrem Urlaub den UN – Flüchtlingskommissar und mache somit Wahlkampf mit Flüchtlingen.



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