Die Schäufele-Verschwörung by Jan Beinßen
Autor:Jan Beinßen [Beinßen, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: 978-3-86913-469-7, 978-3-86913-482-6, ars vivendi verlag, ars, vivendi, Verlag, Franken, Cadolzburg, Kriminalroman, Krimi, Regionalkrimi, Jan, Beinßen, Jan Beinßen, Schäufele, Schäuferle, Scheuferla, Schäuferla, Verschwörung, Paul Flemming, neunter Fall
Herausgeber: ars vivendi verlag Gmbh & Co. KG
veröffentlicht: 2015-04-28T16:00:00+00:00
13
Per Handy informierte er Jasmin Stahl vom Zusammenstoß mit Oswald. Er hatte allerdings seine Zweifel, dass sie mehr ausrichten konnte als er, selbst wenn sie die gesamte Kavallerie ausrücken ließ. Oswald war der Polizei schon viel zu oft entkommen. Warum sollte es diesmal besser laufen?
Auf dem Heimweg kam er am Goldenen Ritter vorbei, nahm im Vorbeigehen ein Schild in der Tür wahr, blieb stehen und sah genau hin.
»Aus betrieblichen Gründen heute geschlossen«, stand da geschrieben.
Betriebliche Gründe, wunderte sich Paul und fragte sich, was wohl dahinterstecken mochte. Kurzerhand drückte er die Türklinke: Das Lokal war tatsächlich zugesperrt. Paul klopfte gegen die schaufenstergroße Glasscheibe, die von außen einen Blick in das rustikale Restaurant und auf die Frischfischtheke im Eingangsbereich gewährte.
Wenig später wurde ihm von Jan-Patrick geöffnet. »Kannst du nicht lesen?«, fragte der Wirt schlecht gelaunt, wartete aber die Antwort nicht ab. Stattdessen drehte er sich um und ging geradewegs in die Küche. Paul folgte ihm.
Wie die Gaststube war auch die Küche verwaist. Jan-Patrick hatte offenbar dem gesamten Personal freigegeben. Dennoch roch es nach Essen – nach sehr gutem Essen sogar.
»Kochst du neuerdings für dich allein?«, fragte Paul verwundert, als er einen einzelnen benutzten Teller mit Essensresten erspähte, der darauf hindeutete, dass es sich der Küchenmeister soeben hatte schmecken lassen. »Oder probierst du was Neues aus?«
»Was Neues?« Jan-Patrick verzog abfällig den Mund. »Das ist gewiss nichts Neues!«
Paul sah genauer hin, pickte mit einer Gabel ein Stück Fleisch auf und probierte. »Schweinsbraten, oder?«, tippte er kauend und urteilte: »Nicht übel.«
»Hax’n und Schweinsbraten, die gibt es drüben, im Münchner Stadl«, erklärte Jan-Patrick. »Ich versuche, dem Erfolgsgeheimnis auf die Spur zu kommen.«
»Dem Erfolgsrezept des Schweinebratens?«, staunte Paul über das seltsame Vorhaben seines Freundes.
»Weißt du«, holte der kleine Küchenmeister mit der großen Nase aus, »die Münchner haben’s halt gern üppig. So viel habe ich schon verstanden. In deren Brauhäusern und Biergärten wird aus Gläsern getrunken, die andernorts als Blumenkübel durchgehen würden. Dazu kommen Schmorgerichte und Braten, so opulent wie gefeierte Überbleibsel der bäuerlichen Kultur. Und dann die Weißwurst! Das sind die Aushängeschilder und Identitätsstifter für dieses großmäulige Bergvolk, wie Pizza und Pasta für die Italiener.«
»Das hast du schön analysiert«, meinte Paul, gönnte sich eine zweite Probe vom verfemten Fleisch und versuchte schmatzend den Geschmack zu ergründen. »Hat deine Feldstudie denn zu einem Ergebnis geführt?«
Jan-Patrick schaute ihn verdrießlich an. »Ich denke, am wichtigsten ist – wie auch bei unserem Schäufele – die Kruste. Erst wenn der Speck nicht mehr glänzt, sondern schimmert wie ein blinder Spiegel, darf der Braten aus dem Ofen. Getreu dem Spruch ›bis die Schwarte kracht‹.« Auch er griff nun zur Gabel, schob sich ein winziges Stück der wahrlich vortrefflichen Kruste in den Mund und urteilte: »Gut – aber langweilig.«
Paul gewann allmählich Lust an der kulinarischen Grundsatzdiskussion. »Was würdest du anders machen?«
Der Küchenchef ließ sich nicht lange bitten. »Alles! Ich würde die Speisekarte viel variantenreicher gestalten. Wenn es denn unbedingt Schwein sein soll, wie wäre es mit gepökelten Schweinebäckchen an Zwiebeltarte, dazu ein feiner Linsensalat und karamellisierter Meerrettich? Oder Schweineleber mit Thymian und Kümmel-Senf-Jus? Originell wären auch Schweinefiletmedaillons in Kombination mit Pastinaken-Wirsing-Rouladen.
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