Die Pforten Des Hades by Steven Saylor

Die Pforten Des Hades by Steven Saylor

Autor:Steven Saylor
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783898973281
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2006-06-29T22:00:00+00:00


DRITTER TEIL

Der Kelch des Todes

VIERZEHN

»Will dieser Tag denn nie enden?« Ich starrte an die Decke über meinem Bett und rieb mir mit beiden Händen das Gesicht. »Morgen habe ich bestimmt Rückenschmerzen von der ganzen Herumreiterei. Bergauf, bergab, durch Wälder und Ödland.« Ich plapperte vor mich hin, wie es erschöpfte Männer tun, wenn man ihnen im Laufe eines langen Tages die Möglichkeit gibt, sich auszuruhen, sie aber zu übermüdet sind, um sich zu entspannen. Vielleicht hätte es geholfen, wenn ich die Augen geschlossen hätte, doch jedesmal wenn ich das tat, sah ich das grausam verfaulte Gesicht Zenos, das mich aus einem klaffenden Flammenschlund anstarrte.

»Eco, könntest du mir einen Becher Wasser aus dem Krug auf der Fensterbank einschenken? Wasser!« Ich schlug mir mit der Hand an die Stirn. »Wir müssen noch immer jemanden finden, der in die Untiefen beim Bootshaus taucht, um herauszufinden, was gestern Nacht vom Pier ins Wasser geworfen wurde.« Ich richtete mich auf, um meinen Becher entgegenzunehmen, und blickte über Ecos Schulter durchs Fenster. Die Sonne würde bald untergehen. Bis ich Meto gefunden hatte, vorausgesetzt, er war für die Aufgabe überhaupt geeignet, und mit ihm zum Ufer hinuntergestapft war, würden die Schatten noch länger und der Abend kühl geworden sein. Wir brauchten aber Sonnenstrahlen, die das Wasser durchdrangen, wenn wir zwischen den Felsen am Grund etwas finden wollten. Die Aufgabe würde warten müssen.

Ich stöhnte und rieb mir die Augen - dann riß ich die Hände rasch wieder weg, als erneut Zenos Gesicht vor mir auftauchte.

»Uns bleibt nicht genug Zeit, Eco, nicht genug Zeit. Welchen Sinn hat das ganze Herumgehetze, wenn wir keine Hoffnung haben, dieser Sache auf den Grund zu gehen, bevor Crassus seinen Willen bekommt? Wenn nur Olympias den Kopf nicht in den See geworfen hätte und dann alleine zur Villa zurückgaloppiert wäre, hätten wir wenigstens etwas gehabt, was wir Crassus zeigen können - einen Beweis, daß wir einen der Sklaven gefunden haben. Doch was hätte das genutzt? Crassus hätte es nur als weiteres Indiz für Zenos Schuld genommen - wie hätten die Götter ihren Zorn auf einen mörderischen Sklaven besser zeigen können als dadurch, daß Pluto den Schurken persönlich verschlungen hatte?

Trotz all unserer Mühen haben wir nichts als offene Fragen, Eco. Wer hat mich gestern Nacht auf dem Pier angegriffen? Was hat Olympias heute gemacht und warum ist Dionysius ihr gefolgt? Und welche Rolle spielt Iaia in all dem? Sie scheint einen eigenen Plan zu verfolgen, aber zu welchem Ziel, und warum spielt sie ihre Rolle hinter einem Schleier aus Heimlichtuerei und Magie?«

Ich streckte meine Arme und Beine und fühlte mich auf einmal schwer wie Blei. Eco ließ sich aufs Bett fallen, das Gesicht zur Wand gedreht. »Wir sollten hier nicht länger rumliegen«, murmelte ich. »Wir haben so wenig Zeit, ich habe immer noch nicht mit Sergius Orata, dem Geschäftsmann, gesprochen. Oder auch mit Dionysius. Wenn ich den Philosophen nur einmal in einem ungeschützten Moment überraschen könnte...«

Ich schloß die Augen - nur für einen Moment, so dachte ich. Um mich herum schien das ganze Zimmer müde zu seufzen.



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