Die Lüge der digitalen Bildung by Gerald Lembke Ingo Leipner
Autor:Gerald Lembke, Ingo Leipner [Gerald Lembke, Ingo Leipner]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Warum unsere Kinder das Lernen verlernen
Herausgeber: Redline Verlag
veröffentlicht: 2015-04-29T16:00:00+00:00
10. Medienkompetenz
Irrwege zum Heiligen Gral – oder was Kinder in der virtuellen Welt wirklich brauchen
Menschen in grauer Vorzeit glaubten, dass Bäume, Wolken und Winde beseelte Wesen sind. Ein magisches Denken, das auch CDU-Politiker an den Tag legen: »Wenn erst jeder Schüler seinen (Lern-) Computer mit in den Unterricht bringt, werden alle Beteiligten dazu gezwungen sein, sich mit dem Internet auseinanderzusetzen«, schreibt der Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek (1). So würden in der Schule die »Bildungschancen des Netzes« genutzt. Jarzombek war der Vorsitzende der Projektgruppe »Medienkompetenz«, die im Rahmen der Enquete-Kommission »Internet und digitale Gesellschaft« gearbeitet hat. Der Abschlussbericht wurde im April 2013 veröffentlicht.
Allein die Anwesenheit von Tablets entfaltet eine magische Wirkung, egal ob Schüler oder Lehrer damit umgehen können. Egal, ob ein pädagogisches Konzept für den Computereinsatz existiert. Egal, ob bereits über Risiken und Nebenwirkungen debattiert wurde. Folgerichtig fordert die Enquete-Kommission (2): »Es sollen nicht mehr die Schulen, sondern die Schüler ausgestattet werden. Jede Schülerin und jeder Schüler soll einen eigenen Laptop oder einen eigenen Tablet-PC bekommen, preisgünstig produziert in großen Losen und unterstützt durch staatliche Mittel.«
Das lässt sich auch als ein staatlich subventioniertes Konjunkturprogramm lesen, das die Kommission ins Leben rufen will, um der IT-Industrie unter die Arme zu greifen. Kein Wunder, dass Jarzombek kein Pädagoge ist, sondern Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Auf seiner Website teilt er stolz mit: »Nach dem Vordiplom 1996 habe ich mich selbstständig gemacht mit IT-Dienstleistungen. Im Laufe der Zeit ist meine Firma gewachsen und betreibt heute den IT-Service für eine ganze Reihe mittelständischer Unternehmen in Düsseldorf.« Wie soll er sich da kritisch mit dem Nutzen digitaler Bildung auseinandersetzen?
Werden wir wieder sachlich: Jarzombek und seine Kollegen in der Projektgruppe haben genau zusammengefasst, wie moderne Medienkompetenz aussehen sollte. Diesen Punkten können wir nur zustimmen, weshalb wir sie an dieser Stelle vollständig zitieren (siehe Kasten).
Was die Enquete-Kommission für Kompetenzen erwartet
Grundlagenkenntnis: Beherrschen der Kulturtechniken Schreiben und Lesen,
Technische Fähigkeiten (Umgang mit Hard- und Software, Grundverständnis vom Aufbau des Internets, Grundkenntnisse im Programmieren etc.), die vor allem auf das Verstehen von Zusammenhängen und die Befähigung zum Selbstlernen abzielen,
Kritisches Hinterfragen von Inhalten (Quellen einschätzen, Absichten von Sendern erkennen, Sensibilisierung für Werbebotschaften etc. Dies ist ebenso für den Umgang mit klassischen Medien wichtig – zum Beispiel Zeitungsprojekte, die auch für den Umgang mit Onlineinhalten positive Effekte haben können),
Kompetenter Umgang mit der Informationsflut (Grundverständnis der Funktionsweise von Suchmaschinen; Vermeiden einseitiger Informationsauswahl, stattdessen sinnvolle Nutzung der Meinungsvielfalt im Netz),
Risikobewusstsein (Kostenfallen, Datenschutz, Betrug, Missbrauch),
Kreativität beim Umgang mit und dem Schaffen von Inhalten, aber auch Grundsätzliches wie Werte und soziale Kompetenz (Problembewusstsein für Cyberbullying; sich verantwortungsvoll bewegen in einem mehr oder weniger anonymen Raum etc.),
Informationskompetenz, also die Fähigkeit, Informationen zu bewerten und zu nutzen, Unbedeutendes auszusortieren sowie einschätzen zu können, wie viele Informationen situationsbezogen angegeben werden müssen/können,
Befähigung zum Erstellen eigener Inhalte (Webseite, Blog, Film, Musik, eventuell Softwareentwicklung). Technische Fähigkeiten sollten dabei technologieneutral und unabhängig von Herstellern vermittelt werden.
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