Die letzten Tage von Atlantis by Karin Tag

Die letzten Tage von Atlantis by Karin Tag

Autor:Karin Tag
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Sinundal hatte sich tief in den Berg zurückgezogen. Er barg den Stein an seiner Brust und dachte an die anderen Drachen und die Aufgabe, die er ihnen gegeben hatte. Zorn und Angst hatten sein Herz in Aufruhr versetzt, und er sann darüber nach, ob seine Entscheidung richtig gewesen war. Er hatte den Tod eines atlantischen Priesters befohlen.

Sein gutmütiges Herz begann zu zweifeln, ob es nicht eine andere Lösung für dieses Problem gegeben hätte. Den Tod zu entscheiden war eine schwierige Sache. Es verstieß gegen den Ehrencodex der Drachen, einem Wesen den Tod zu bringen, es sei denn, es hatte darum gebeten. Sinundal spürte das Unheil, das er damit heraufbeschworen hatte, und sein Herz wurde traurig bei diesem Gedanken.

Mandloch hatte sich langsam in die dunkle Höhle geschlichen. Er rutschte vorsichtig am Boden entlang und tastete sich leise vorwärts. Er wusste nicht, ob der Drache bereits fort war, und wollte nicht das Risiko eingehen, zu schnell von ihm bemerkt zu werden.

Immer wieder hielt er inne und lauschte ins Innere des Berges. Er hoffte, den Drachen atmen zu hören. Aber da war nichts. Entschlossen glitt er tiefer hinein. Ein ums andere Mal.

Sinundal seufzte bei dem Gedanken an frühere Zeiten. Niemand brauchte die Probleme dieser Tage, schon gar nicht die friedliebenden Drachen. Er schnaufte schwer und räkelte sich auf dem Höhlengrund.

Das hatte Mandloch gehört. Er war schon ganz in der Nähe des Drachens. Jetzt hörte er auch seinen Atem. Sogleich hielt er inne. Er wusste, dass er sich nur bewegen durfte, wenn der Drachen atmete, damit der ihn nicht bemerkte. Er wollte sich möglichst dicht heranpirschen. Und es gelang ihm ... Meter um Meter ...

Mandoch schlich auf ihn zu, was im Dunkeln nicht leicht war. Sinundal war tief in Gedanken verloren. Er bemerkte nicht, dass Mandloch sich näherte. Er dachte an die Drachen, die Atlanter und Lindundir, den Stein der Drachen. Er fühlte diesen Stein an seinem Herzen und die Wärme, die von ihm ausging. Es war richtig, den heiligen Stein vor dem Priester zu schützen. Da war er sich vollkommen sicher.

Er nahm den Stein aus dem Brustpanzer an seinem Herzen. Glänzend und leuchtend lag er auf seiner Klaue. Ein beglückendes Licht ging von Lindundir aus. Lächelnd betrachtete Sinundal den Stein, der nach und nach die Höhle erleuchtete. Der Drache war beglückt von dem magischen Licht. Seine Augen glänzten im Widerschein. Er wollte ihn nur eine Weile bewundern, vielleicht fiel ihm dann eine Lösung ein.

Als er so auf den Stein blickte, öffnete sich sein Herz für dessen Magie.

Doch plötzlich griff eine Hand danach. Sinundals Herz stockte vor Schreck. Mit einem Ruck schlug Mandloch den Stein von der Klauenfläche des Drachen. In hohem Bogen flog Lindundir leuchtend durch die Höhle und krachte in eine Felsspalte.

Im Zwielicht der Höhle war Mandloch blitzschnell und mordlüstern nach vorn gehechtet. Es reichte ihm nicht, dass er dem Drachen den Stein aus der Klaue geschlagen hatte. Weit ausholend wollte er ihm jetzt noch das Schwert direkt ins offene Herz rammen.

Sinundal bäumte sich auf und blähte die Nüstern. Wild schlug er mit seinem Schwanz nach dem Magier.



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