Die Krabbe: Landsberg-Ammersee-Krimi (German Edition) by Markus Ridder

Die Krabbe: Landsberg-Ammersee-Krimi (German Edition) by Markus Ridder

Autor:Markus Ridder [Ridder, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Readbox
veröffentlicht: 2015-03-14T16:00:00+00:00


Obwohl ich nicht das Geringste an den betroffenen Fingern spürte, narkotisierten sie mir die rechte Hand bis zur Armbeuge. Zudem gaben sie mir ein starkes Beruhigungsmittel, das mich die gesamte Operation in einem halbbesoffenen Dämmerzustand miterleben ließ. Sehen konnte ich ohnehin nichts, da mir der Blick durch ein grünes Tuch versperrt wurde, das Dr. Marzin und sein Team zwischen dem Operationstisch, auf dem meine Hand lag, und den Rest meines Körpers gespannt hatten. Was ich sah, war Dr. Marzin selbst, der sich mit einer grünen Haube, einem Mundschutz und einem grünen Kittel verkleidet hatte. Da er merkte, dass ich an dem Geschehen interessiert war, kommentierte er das, was er tat, mit der Inbrunst eines talentfreien Hobby-Radioreporters.

„Ich markiere jetzt mit einem Filzstift die Stelle des Hauteinschnitts, die fischmaulförmig um die abzutrennende Extremität verlaufen soll, wie wir Chirurgen sagen“, begann er seinen Frontbericht. Wie zum Beweis hielt er mit einer in einem Aidshandschuh steckenden Hand einen Stift über den Saum des Baumwollvorhangs, der etwa so dick war wie ein Edding. Dann blickte er konzentriert an sich hinab und begann mit seiner Tat. Mein Bizeps zuckte leicht, wahrscheinlich hatten sie die Hand kurz angehoben, doch ich spürte nichts.

„Den ersten Schnitt werde ich jetzt mit einem klassischen Skalpell setzen.“ Er hielt die Hand in die Luft, in die augenblicklich das entsprechende Werkzeug gelegt wurde. Er schaute auf das Skalpell wie ein Künstler auf seinen Pinsel und beugte sich über den Operationstisch.

Mir wurde schwummrig bei dem Gedanken an das, was jetzt auf der anderen Seite des Vorhangs vor sich ging. Eine Schwester trat zu mir ans Kopfteil und legte eine ebenfalls in einem Gummischutz steckende Hand auf meine Stirn. Sie schaute mütterlich zu mir hinab. Es war ein wärmendes Gefühl.

„Das Fettgewebe und die Muskelfaszien werde ich maschinell durchtrennen“, wurde von der anderen Seite des Vorhangs vermeldet. „Wir nennen das Werkzeug, das ich hierfür benutzen werde, die elektrische Brotmaschine.“

Sie wurde ihm in die Hand gelegt.

Die Schwester zwinkerte mir mit hellblauen Augen zu, unter ihrem grünen Käppi lugte eine rote Locke hervor. Ich lächelte und dämmerte dann für einen Augenblick weg.

„Ja, das mit der Näherei ist ein bisschen Fisselkram“, war das nächste, was ich von Dr. Marzin hörte, „aber die Venen verlangen diese Aufmerksamkeit einfach von einem, brauchen ihre kleine Extrawurst … So, noch einmal rum und dann eine kleine Schlaufe. Na, das haben wir!“

Ich lächelte wieder in Richtung Schwester, die immer noch über mir stand. Ob sie auch lächelte, war schwer zu sagen, aber ich hatte das Gefühl, unter ihrem Mundschutz rege sich etwas: Zwei Faltenwürfe vereinigten sich zu einem Großen, wenn ich es richtig sah, aber vielleicht atmete sie auch nur genervt aus, weil ihr langweilig war. Ständig diese Metzgerei und dieses Blutgesudel und mit den abgeschnittenen Körperteilen wusste man auch nicht wohin …

„Amputationsmesser!“

Hatte er eben nicht schon genäht? fragte ich mich. Tatsächlich hatte ich gehofft, dass es das vielleicht schon gewesen war, dass ich den blutigsten Teil der Sache verpennt hatte, aber offensichtlich ging es jetzt erst los. Ich begann unruhig zu werden und auf der mit weißen Laken bestückten Liege umherzurutschen.



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