Die Korrektorenfalle (German Edition) by Klein Simone

Die Korrektorenfalle (German Edition) by Klein Simone

Autor:Klein, Simone [Klein, Simone]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-13T23:00:00+00:00


Woche 3

Sonntag, 8:15 Uhr

Martin Blockmann hatte nicht gut geschlafen, obwohl ihm Marliese, die ehemalige Haushälterin seiner Eltern, noch nach Mitternacht sein Lieblingsgetränk, heiße Milch mit Whisky, serviert hatte. Nun lief er in langsamem Tempo über den Strand von Zinnowitz und achtete darauf, dicht am Wasser zu bleiben, weil der Sand dort einen angenehm harten Untergrund bot. Martin hatte das Gefühl, dass eine Schlinge um seinen Hals lag. Dieser Kommissar wusste bereits mehr, als er wissen sollte, nämlich, dass er dringend Geld benötigte. Warum hatte sein Vater das erwähnen müssen! Für die Tatzeit des Mordes an Thomas Ammermeyer hatte er ein wasserdichtes Alibi, denn da befand er sich bereits auf dem Weg vom Flughafen nach Hause. Zum Glück hatte er die Taxiquittung noch im Portemonnaie aufbewahrt, einen Scan davon zusammen mit dem Flugticket an den Kommissar geschickt und am selben Abend noch die Rückmeldung erhalten, dass die Airline seine Angaben bestätigen konnte und er damit außer Verdacht war.

Trotzdem, er musste jetzt vorsichtiger sein. Ob er den Lehrauftrag in Frankfurt zur Vertretung von Thomas Ammermeyer annehmen würde, darüber war er sich noch nicht im Klaren. Mit großer Sicherheit würde es Chiron Gwan gelingen, erhebliche Geldbeträge von den Familien der betroffenen Koreaner zu akquirieren. Allerdings standen beide unter verstärkter Beobachtung. Gwan schien sich nicht darum zu scheren. Blockmann selbst fühlte sich mehr und mehr beobachtet. In Frankfurt war er am vorletzten Wochenende von jemandem gesehen worden, der ebenfalls Kontakt zu diesem Kommissar hatte. Martins Beine fühlten sich an diesem Sonntagmorgen deutlich schwerer an als sonst. Er hatte schlecht geschlafen und verlangsamte das Tempo. Was macht ein Schweizer eigentlich in Frankfurt, wo man doch in der Schweiz sehr viel besser verdiente als in Deutschland? Martin konnte sich das nicht erklären. Ebenso wie sein berühmter Landsmann, der Vorstandsvorsitzender bei einer Großbank gewesen war, schien dieser Huber über eine gewisse Fähigkeit zum Erfolg zu verfügen. Tiefer gehende Kenntnisse über den Wissenschaftsbetrieb hätte er bei einem Polizisten eigentlich nicht vermutet. Die waren doch alles andere als akademisch. Dieser Huber besaß die Fähigkeit, Leute zum Reden zu bringen. Seine Masche bestand darin, höflich zu bleiben und sich zurückzuhalten. Er fiel nicht mit der Tür ins Haus. Das hatte er einem der bekanntesten Bankmanager Europas voraus. Der konnte glatt noch etwas von diesem Huber lernen!

Zweifellos hatten die Mitarbeiter seines Vaters geplaudert und das ausgesprochen, was über Jahre hinweg als offenes Geheimnis am Institut für Mediendidaktik galt: die Zusammenarbeit zwischen seinem Vater und Chiron Gwan. Sämtliche Machenschaften würden über kurz oder lang ans Tageslicht kommen. Glücklicherweise verfügte Martins Vater über ein Konto in der Schweiz, von dem in Deutschland niemand etwas wusste. Er hoffte, dass der Kommissar nicht in seiner Heimat ermitteln würde. Gwan zahlte seinem Vater in bar. Zehntausend Euro durfte man über die Grenze bringen, das galt als legal. Er fuhr mindestens alle zwei Monate einmal dorthin und nahm dann jedes Mal einen Geldbetrag in dieser Größenordnung mit, den er an zwei Tagen über mehrere Bankautomaten einzahlte. Bisher war es nie zu Nachfragen am Zoll gekommen, und es hatte sich niemand genötigt gefühlt, an die deutschen Steuerbehörden eine Meldung zu machen.



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