Die geheim gehaltene Geschichte Deutschlands - Band 1 by Frank Fabian

Die geheim gehaltene Geschichte Deutschlands - Band 1 by Frank Fabian

Autor:Frank Fabian
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-05-19T22:00:00+00:00


HEINRICH V.

Als Heinrich V. von seinem ärgsten Widersacher, dem Vater, befreit worden war, erkannte er wie gesagt mit Entsetzen, dass er nun vor genau dem gleichen Problem stand, mit dem der Vater ehemals gekämpft hatte. Zunächst begegnete er dem Papst und den Geistlichen voller Ergebenheit, er schmeichelte sich devot bei dem Petrusnachfolger ein, aber als es darum ging, Bischofsämter zu besetzen, machte er auf einmal eine Kehrtwendung um 180 Grad. Sprich, der neue Papst forderte lautstark das Investiturrecht – aber Heinrich V. schüttelte plötzlich den Kopf.

Zudem war der König auch mit anderen Problemen beschäftigt: Die Ungarn, die Böhmen und die Polen wurden aufmüpfig. Heinrich blieb nichts anderes übrig, als gegen seine Feinde (Ungarn, Böhmen) zu ziehen, wodurch seine Aufmerksamkeit abgelenkt und zersplittert wurde. Das wirkliche Problem, das nagende Problem blieb jedoch der Investiturstreit. Andere Herrscher in Europa hatten sich inzwischen mit diplomatischen Mitteln galant des Problems entledigt und einen mehr oder wenigen faulen Kompromiss mit dem Papst ausgehandelt:

Dieser sollte das Sagen haben, was die geistlichen Funktionen anging, sie, die Könige, sollten das letzte Wort haben, wenn es um weltliche Entscheidungen wie die Besetzung wichtiger Ämter ging. Nur der deutsche König stellte sich auf die Hinterbeine. Heinrich hielt nach seinen Auseinandersetzungen mit den Ungarn und Böhmen weiter an der Investitur fest, was den Papst vor Zorn fast zerfraß. Als verschiedene diplomatische Bemühungen scheiterten, zog Heinrich V. im Jahre 1110 nach Italien, um das Problem vor Ort mit Waffengewalt zu lösen und außerdem die Kaiserkrone einzufordern.

Der Papst stellte rasch ein eigenes Heer auf beziehungsweise rief einige Verbündete zu Hilfe, wurde aber von ihnen schmählich im Stich gelassen. Eilig fand er sich plötzlich zu Verhandlungen bereit.

Papst und König, die beiden Widersacher, trafen sich zu geheimen Unterredungen außerhalb Roms. Paschalis II. schlug aus heiterem Himmel eine völlig überraschende Lösung vor: Heinrich sollte sehr einfach verschiedene weltliche Rechte (sowie vom Reich ehemals an Bischöfe verliehenen Besitz) zurückerhalten (wie Ämter, Grundbesitz, Ritterschaften, Burgen, Städte, Münzrecht, Zollrecht, Marktrecht, Gerichtsbarkeit usw.); die Bischöfe sollten künftig nur von den kirchlichen Eigengütern leben, zu denen die Abgabe wie „der Zehnte“ – eine Art Kirchensteuer – und private Schenkungen gehörten. Im Gegenzug sollte der zukünftige Kaiser auf die Investitur von Bischöfen völlig verzichten.

Ein glänzendes Geschäft für Heinrich! Aber auch der Papst konnte auf diese Art und Weise sein Gesicht wahren, zudem die Nachteile nicht ihn betrafen, sondern verschiedene deutsche Bischöfe. Beide Spitzbuben, der deutsche König und der Papst, rieben sich die Hände! Eilig wurde die Kaiserkrönung anberaumt, die Teil der Abmachung war. Im Jahre 1111 begannen in Rom die Krönungsfeierlichkeiten, in deren Verlauf die Absprachen, die hinter den Kulissen getroffen worden waren, erstmalig ans Licht kamen.

Die Bischöfe protestierten laut. Das Geschäft zwischen König und Papst sollte auf ihre Kosten gehen! Sofort kam es zu Tumulten und Gewalttaten – die Kaiserkrönung, eine hochheilige Zeremonie, musste abgebrochen werden. Die Betroffenen schrien wütend auf, es war offensichtlich, dass die Einbuße ihrer Macht auf dem Spiel stand. „Ketzerei“ und „Kirchenraub“ wurde gebrüllt. Einige Vertraute drängten Heinrich V., den Papst kurzerhand gefangen zu nehmen.

Der deutsche König realisierte, dass das abgekartete Spiel gescheitert war.



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