Die Ehre der Slawen by Unbekannt

Die Ehre der Slawen by Unbekannt

Autor:Unbekannt
Format: epub
ISBN: 3941930184
Herausgeber: Asaro Verlag
veröffentlicht: 2013-08-28T00:00:00+00:00


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Kapitel 16

Schwerfällig rumpelte der weit auseinandergezogene Wagentross auf das winzige Dorf »Schönes Feld« zu, das Udo sich als Nachtquartier auserkoren hatte. Schwitzend und schnaubend stemmten sich die Ochsen gegen die Joche. Breite eisenbeschlagene Holzräder gruben sich tief in den weichen Boden und hinterließen unübersehbare Spuren. Am letzten der Wagen aber war ein herrlicher Schimmel angebunden, der nervös und unruhig tänzelte. Immer wieder zerrte er an der Leine und versuchte sich loszureißen.

Ein blasses Mädchengesicht, eingerahmt von wunderschönen Locken, blinzelte mit tränenverhangenen Augen über die Bordwand. Mit ängstlichen Blicken schaute es immer wieder nach links und rechts. Zu gerne wäre das kleine Mädchen vom Wagen gesprungen, um in den nahen Wald zu fliehen. Indes, ihre gefesselten Hände, die mit einem kurzen Seil am Bord befestigt waren, vereitelten sämtliche Fluchtversuche von vornherein. Auch schränkten die vielen Verbände, die straff um ihren Leib gewickelt waren, stark ihre Bewegungsfreiheit ein. Die Wunden in ihrem Rücken und in den Schultern schmerzten zwar kaum noch, gaben aber ein stechendes Brennen von sich, wenn sie sich zu heftig bewegte.

Noch schlechter erging es ihren beiden Mitgefangenen. Bikus kleiner Bruder, der sich in letzter Zeit immer rührend um sie gekümmert hatte, und auch seine große Begleiterin, die hübsche Kosi, konnten weder Hände noch Füße bewegen.

Tief schnitten die rauen Stricke in ihr Fleisch und schnürten ihnen das Blut ab. Unter ihren Fingernägeln klebte angetrocknetes Blut und auch etliche Blessuren zeugten davon, dass sie diese Fahrt nicht freiwillig mitmachten.

Dem letzten der Planwagen folgte die kleine Schar Glaubensverkünder, die vom mutigen Bruder Oddar angeführt wurde. Seit dem nächtlichen Überfall in der Nähe von Vilim16 fehlte einer von ihnen, sodass sie jetzt nur noch zu sechst waren. Mit müden Schritten schlurften sie dem Tross hinterher und dankten Gott für das in Aussicht gestellte Nachtlager.

Den Abschluss des Wagenzuges bildeten die zwei Dutzend Reiter, die Udo zu dessen Schutz zurückgelassen hatte. Lachend und grölend warfen sie sich dumme Bemerkungen zu und machten sich über den verrückten Waldschrat lustig, der allein mit einem langen Knüppel bewaffnet den herrlichen Schimmel verteidigen wollte. Eigentlich war es purer Zufall gewesen, dass sie inmitten des Waldes auf den hölzernen Tempel stießen. Ein klappriger Greis, zwei kleine Kinder und ein Mädchen im jugendlichen Alter wollten sich ihnen entgegenstellen. Lächerlich! Mit dem Alten machten sie kurzen Prozess, der hölzerne Götze ging gleich dem Tempelhaus in Flammen auf und die drei jungen Gefangenen, nun ja, man würde daheim auf dem Markt schon einen guten Preis für sie erzielen.

Die Handvoll Häuser, die sie nun erreichten, waren von ihren Bewohnern fluchtartig verlassen worden. Weiße Rauchfähnchen kräuselten sich aus dem rußgeschwärzten Brennofen eines Töpfers. Unter einem kleinen windschiefen Schleppdach standen rohe Krüge und Töpfe für den nächsten Brand aufgereiht. Ein Teil des Geschirrs war umgestürzt und zerbrochen.

Auch vor dem Haus eines Fischers sah es nicht besser aus. Mehrere Körbe mit Fischen standen vor einem Räucherofen, davon erst knapp die Hälfte für den Rauch aufgespießt. Einige Fische lagen achtlos am Boden und wurden nun von einer großen Schar schwarzer Waldameisen zerlegt. Alles deutete darauf hin, dass die Bewohner



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