Die Chroniken von Alice Finsternis im Wunderland by Henry Christina

Die Chroniken von Alice Finsternis im Wunderland by Henry Christina

Autor:Henry, Christina
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Penhaligon


KAPITEL

10

Alice verstand nicht, was er meinte. Sie sah keine Schmetterlinge. Vor ihnen, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, befand sich ein großes Gebäude. Es sah seltsam aus, eine Konstruktion aus sehr vielen verschiedenen Teilen in unterschiedlichen Baustilen, die irgendwie kunterbunt aneinander und übereinander gebaut worden zu sein schienen.

Es gab Türme und Galerien und Treppen, die ins Nichts führten, und schiefe Hütten, die aussahen, als seien sie einfach auf dem Dach von anderen Gebäudeteilen fallen gelassen worden und stapelten sich nun in einem großen Haufen bis in den Himmel hinauf. Teile des Gebäudes krochen in die Nachbarhäuser, wie eine Spinne, die nach und nach ihr Netz durch den gesamten Garten wob.

Alice fragte sich, ob die ganzen Gebäudeteile von innen miteinander verbunden waren. Wie sollte man sonst in diesen hohen Turm dahinten steigen können? Allerdings sah es nicht danach aus. Es sah eher nach einem weiteren Irrgarten aus, einer ganz anderen Art von Irrgarten, und sie hatte schon mehr als genug von Irrgärten und Labyrinthen.

Dann bemerkte sie ein Schild, das am Dach der Veranda hing, die zur Straße hinausging. Es war aus Kupfer und schwang in der abendlichen Brise sanft hin und her

Schmetterlinge

Grinser hatte sie direkt vor die Türschwelle der Raupe geliefert. Nur dass Alice nun, wo sie hier war, nicht über diese Schwelle treten wollte. Dieses verrückte Haus konnte nur von einem Verrückten erbaut worden sein.

Hatcher ist verrückt, dachte sie.

Ja, aber er ist nicht böse, antwortete sie sich selbst in Gedanken.

Sie wusste nicht, warum sie »böse« gedacht hatte. Das Gebäude sah seltsam und verrückt aus, aber es musste nicht zwangsläufig böse sein. Nur dass sie das Gefühl hatte, dasselbe Gefühl, dass etwas nicht stimmte, das sie auch in Nells und Harrys Gasthaus gehabt hatte. Das Gefühl, dass ihnen etwas Schlimmes bevorstand und sie sich umdrehen und davonlaufen sollten, solange sie es noch konnten.

Sie merkte, dass auch Hatcher zögerte. »Da stimmt was nicht, oder?«

»Nein«, sagte er. »Aber wir müssen rein. Er ist der, der etwas über das Schwert wissen könnte, hat Grinser gesagt.«

»Grinser hat versucht, uns umzubringen, einfach nur zu seinem eigenen Vergnügen«, wandte Alice ein. »Warum sollten wir irgendwas glauben, das Grinser behauptet?«

»Weil das alles ist, was wir haben.«

Alice und Hatcher gingen zur Tür. Hatcher drückte dagegen, und sie schwang mit einem Quietschen auf, wie die Tür zu einem verfluchten Haus in einer Geschichte. Vor ihnen lag ein staubiger, muffiger Korridor, von dem verschiedene Türen abgingen. Es war weder jemand zu sehen, noch gab es irgendwelche Anzeichen davon, dass hinter den Türen jemand sein könnte.

Hatcher zog die Axt aus seinem Mantel. Alice merkte, dass sie ihr Messer bereits in der Hand hatte. Während sie anfingen, sich vorsichtig weiterzutasten, fiel die Tür hinter ihnen mit einem entschiedenen Rumms ins Schloss. Alice ging noch einmal zurück und probierte den Türknauf und fand, was sie bereits vermutete.

»Die geht nicht mehr auf«, sagte sie. Jetzt hätte sie Angst bekommen sollen. Stattdessen wurde sie wütend – wütend auf Grinser, der sie hierher geschickt hatte, wütend auf sich selbst und Hatcher, weil sie auf ihn gehört hatten.

Doch Wut würde ihnen nicht helfen, hier wieder rauszukommen.



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