Die Bombe is' eh im Koffer by Lucchesi A

Die Bombe is' eh im Koffer by Lucchesi A

Autor:Lucchesi, A [Lucchesi, A]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-05T22:00:00+00:00


Die Lagerhalle der Besserverdienenden

Normalerweise arbeitet man keine acht Stunden am Stück am selben Platz. Die Ausnahme ist GAT, das General Aviation Terminal, aber das liegt daran, dass das GAT so weit draußen liegt. Wenn man zum GAT eingeteilt wird, nimmt man die weibliche Kollegin, die einem zugeteilt wurde, und dann lässt man sich hinkutschieren. Man ist zwei, drei Kilometer unterwegs, das kann ganz romantisch sein. Zum Beispiel, wenn der Frankfurter Flughafen mal wieder so eingeschneit ist, dass alles zusammenbricht, vor allem die Nerven der Lufthansa, die dann wieder staunt, wie sich doch die Fraport jedes Jahr aufs Neue vom listigen Schnee überraschen lassen kann. Wenn das Abtaumittel ausgeht oder die Räumgeräte nicht mehr zurechtkommen und die Flüge ausfallen wie Milchzähne. Abgesehen davon ist es aber, das kann man gar nicht genug betonen, wirklich recht romantisch, wenn man so durch die hessische Taiga fährt, an den eingeschneiten Jets vorbei. Je nach Flugverkehr, der selbstverständlich Vorfahrt hat, dauert die kleine Reise zehn bis fünfzehn Minuten. Deshalb wäre es auch völlig uneffizient, da mehrfach am Tag hin- und herzufahren. Und obwohl wir sonst recht viel Ineffizientes machen, tun wir es in diesem Fall mal nicht: Wer also mit seiner Schicht am GAT anfängt, beendet sie auch dort.

Das GAT klingt ja eigentlich recht unscheinbar. »General Aviation«, das hört sich an wie »Allgemeine Luftfahrt« und hat einen Beigeschmack von Lagerhalle. So sieht das GAT von außen auch aus: unscheinbar. Tatsächlich aber ist das der Frankfurter Flughafen für Reiche. Also für die Leute, denen der New-York-Flug erster Klasse für 8000 Euro nicht angemessen genug ist. Diese Leute haben eigene Maschinen. Lear-Jets, Beechcrafts, so was in der Richtung, aber natürlich nicht nur diese kleinen Zubringermaschinen, sondern das Ganze in langstreckentauglich. Klingt wie ein ziemlicher Luxus, die meisten der Besitzer würden das aber nicht so sehen.

Wenn man sie fragte, würden sie sagen, dass sie dadurch wertvolle Zeit sparen, und in dieser Liga ist Zeit das Allerwertvollste, was es gibt, weil da in jeder Sekunde Millionen gemacht werden. Das ist schwer vorstellbar, aber da muss man sich nur mal den mächtigen Medienmanager M. ansehen, der da auch gerne mal einfliegt. Dann steht seine Maschine fünfzig oder hundert Meter vom Terminal entfernt, da könnte man schon hinwinken oder rüberrufen, da habe ich selbst gesehen, wie sich der Herr M. selbst über diese fünfzig oder hundert Meter mit einem kleinen Shuttlebus fahren ließ. Ich gehe mal davon aus, dass er in den gesparten dreieinhalb Minuten praktisch den gesamten Flug wieder hereinverdient und obendrein ein kleines Mitbringsel für seine außerordentlich hübsche Frau, bekannt aus Funk und Fernsehen, eine Containerladung Blumen oder so.

Nun hört sich das vielleicht ganz aufregend an: Morgens raus zum GAT und dann den ganzen Tag irgendwelcher Medienzaren beim Busfahren zusehen – ach, wenn man da nur mitglotzen könnte! Aber erstens muss man sich vor Augen halten, dass es eine ganz erstaunliche Menge an Reichen gibt, die von uns – auf Deutsch – keine Sau kennt, auch und gerade aus dem Ausland. Deutsche Bosse, wie den Dieter Zetsche oder auch



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