Die allerneueste klassische Sau by Eva Zutzel & Adam Zausel
Autor:Eva Zutzel & Adam Zausel
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Vladimir Sorokin
Die neunundzwanzigste Liebe
Die neunundzwanzigste Liebe...
Sašenjka war keine Anfängerin in der lesbischen Leidenschaft, sie verstanden einander sofort, und gleich nach diesem Abend fuhren sie zu Marina nach Hause.
Es schien, als würde alles wie gewohnt — eine Flasche Wein zu leiser Musik, eine gemeinsam gerauchte Zigarette, Küsse — und die Nacht erfüllt von wollüstigem Flüstern, langem Stöhnen und kleinen Schreien...
Doch — nein. Sašenjka gewährte ihr nur zwei Küsse, dann legte sie sich hinüber auf die Liege, und am Morgen stand sie vor Tagesanbruch in der Dunkelheit auf, zog sich leise an, streichelte Marinas Hand und ging, trotz Marinas schläfrig verworrenen Überredungsversuchen.
Drei Tage rief sie nicht an, Marina betrank sich bis zur Besinnungslosigkeit, weinte, lag auf dem schmutzigen Küchenboden.
Am vierten — warf ein kurzes Läuten Marina vom nicht gemachten Schlafsofa. Sie schlug ihren Schlafrock übereinander, schwankte zur Tür, öffnete und war geblendet von fröhlich lachendem lockigem Gold.
- Hier bin ich! — Ja... Die neunundzwanzigste Liebe... Marina seufzte, nahm aus der linken Schublade eine Tube Klebstoff, drückte etwas von dem braunen Schleim auf die Rückseite der Fotografie, verschmierte ihn sorgsam und klebte sie auf das Blatt.
An der Tür wurde heftig geläutet.
- Das ist dein Original, — flüsterte sie zu der Fotografie und versteckte das Heft im Schreibtisch, — ich komme, Sašenjka!
Das lose sitzende Schloß klemmte nur kurz, dann sprang die Tür auf, sie umarmten sich, ohne sich überhaupt erst anzusehen:
- Mein Mädchen...
- Mrinuška...
- Mein Lockenköpfchen...
Marina nahm ihr kühles Gesicht zwischen die Hände, bedeckte es mit stürmischen Küssen:
- Mein Engelchen... Goldschatz... Mein Kindchen... Sasa lächelte, streichelte ihr Haar: — Nun laß mich doch erst mal ablegen, Maris...
Marinas Hände knöpften den rosa Mantel auf, halfen ihr das Kopftuch abnehmen, fuhren durch die Locken, glitten nach unten — zu den leicht bespritzten Stiefeletten.
- Nicht doch, Maris, das kann ich selber... — lächelte Sasa dankbar, doch Marina war schon dabei sie abzustreifen:
- Meine Füßchen... müde, Liebste... von wo kommst du?
- Von der VDNCh...
- Mein Gott... du mußt müde sein?
- Ziemlich, Mariš... ich möchte etwas essen...
Marina stellte die Stiefeletten in die Ecke und umarmte erneut die Geliebte:
- Ich hatte so Sehnsucht nach dir...
- Ich auch schrecklich.
- Ich hab etwas für dich.
- Was?
- Mach die Augen zu und warte.
Sašenjka gehorchte ohne Widerspruch und nahm die Hände vors Gesicht. Marina lief ins Zimmer, holte aus dem Schreibtisch einen kleinen silbernen Ring mit einem kleinen runden Türkisstein und kehrte zurück, dann nahm sie eine Hand von dem hübschen Gesicht und steckte den Ring geschickt auf Sašenjkas Ringfinger:
- Du kannst.
Die schwarzen Wimpernflügelchen schlugen auf, die türkisfarbenen Augen sahen überrascht auf ihren winzig kleinen Verwandten:
- Oj... zauberhaft... Mariš... Liebste...
Sašenjka warf sich ihr an den Hals.
- Du sollst ihn tragen... — murmelte Marina, streichelte und küßte die Freundin.
- Mein Herzchen...
- Mein Spätzchen...
- Marinuška...
- Sašenjka...
Sašenjkas kühle Lippen kamen langsam näher, berührten die ihren, preßten sich an, gingen auf, ließen die zarte kleine Zunge durch, Marina antwortete mit ihrer...
Sie küßten sich lange, stöhnend preßten sie sich aneinander, dann flüsterte Marina in Sašenjkas kleines gerötetes Ohr:
- Steig du in die Badewanne, Maus, ich richte alles her und komme.
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