Désirée by Selinko Annemaire
Autor:Selinko, Annemaire [Annemaire, Selinko,]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: eBook by Kiepenheuer&Witsch
veröffentlicht: 2009-12-17T23:00:00+00:00
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Paris, 16. Dezember 1809.
Es war entsetzlich!
So peinlich und qualvoll für alle, die dabei sein mussten. Denn der Kaiser verlangte, dass sich alle Mitglieder seiner Familie, seiner Regierung, seines Hofstaates und seine Marschälle versammelten. In ihrer Gegenwart ließ er sich gestern von Josephine scheiden. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatten Jean-Baptiste und ich eine Aufforderung erhalten, in den Tuilerien zu erscheinen. Wir sollten uns um elf Uhr vormittags im Thronsaal einfinden. Um halb elf Uhr lag ich noch im Bett. Mag geschehen, was will, ich rühre mich nicht aus den Polstern, hatte ich beschlossen. Es war ein kalter, grauer Tag. Ich schloss die Augen und stellte mich schlafend. Mag geschehen, was will. »Was heißt das? Du bist noch im Bett?« Jean-Baptistes Stimme. Ich öffnete die Augen und sah die Galauniform. Der hohe goldbestickte Kragen funkelte, die Ordenssterne glitzerten. »Ich bin erkältet, entschuldige mich bitte beim Hofmarschall«, sagte ich nur. »Wie damals vor der Krönung. Der Kaiser wird dir seinen Leibarzt schicken. Steh sofort auf und mach dich fertig. Wir kommen sonst zu spät!«
»Ich glaube nicht, dass mir der Kaiser diesmal seinen Leibarzt schicken wird«, sagte ich ruhig. »Es könnte sein, dass Josephine in dem Augenblick, in dem sie ihre Einwilligung zur Scheidung vorliest, um sich blickt und dass ihr Blick dabei auf mich fällt. Ich nehme an, dass ihr der Kaiser wenigstens diesen Anblick ersparen will.« Ich sah Jean-Baptiste flehend an: »Verstehst du mich nicht? Diesen – diesen hässlichen, diesen abscheulich, billigen Triumph kann ich nicht ertragen!« Jean-Baptiste nickte: »Bleib im Bett, kleines Mädchen, du bist sehr erkältet. Und schone dich!« Ich sah zu, wie der blausamtene Mantel, der in schweren Falten von seinen Schultern fällt, verschwand. Dann schloss ich wieder die Augen. Als es elf Uhr schlug, zog ich die Decke bis übers Kinn. Auch ich werde älter, dachte ich, auch ich werde einmal Fältchen um die Augen haben und keine Kinder mehr bekommen können … Trotz meiner Eiderdaunendecke wurde mir kalt. Ich rief Marie und bat um heiße Milch. Ich war ja erkältet. Sie brachte die Milch und setzte sich an mein Bett und hielt meine Hand. Noch bevor es zwölf schlug, war Jean-Baptiste zurück, und Julie kam mit ihm.
Jean-Baptiste lockerte sofort den hohen bestickten Kragen, murmelte: »Die peinlichste Szene, die ich je erlebt habe, der Kaiser mutet seinen Marschällen etwas zu viel zu!«, und verließ dann mein Schlafzimmer. Marie verschwand, weil Julie eingetreten war. Sie ist noch immer böse auf sie. Dabei ist doch Julie nur noch eine Königin ohne Land. Die Spanier haben König Joseph endgültig davongejagt. Aber niemand in Paris darf das eingestehen. »Wir mussten uns alle im Thronsaal aufstellen, jedem wurde seinem Rang gemäß ein Platz angewiesen. Wir – ich meine, die kaiserliche Familie – standen dicht vor den Thronsesseln. Dann traten der Kaiser und die Kaiserin gleichzeitig ein, hinter ihnen der Großkanzler und Graf Regnaud. Graf Regnaud hielt sich dicht neben der Kaiserin. Die Kaiserin war wie immer in Weiß. Und auf Blass gepudert, du verstehst. Ganz auf Märtyrerin zurechtgemacht …« »Julie, sprich
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