Der tote Knabe: Ein Fall für Dicte Svendsen by Elsebeth Egholm

Der tote Knabe: Ein Fall für Dicte Svendsen by Elsebeth Egholm

Autor:Elsebeth Egholm [Egholm, Elsebeth]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-04-03T00:00:00+00:00


* * *

Erst später, nach dem Treffen im Dienstbesprechungsraum und der üblichen Aufgabenverteilung, fiel ihm Haraldsen vom CFI, der Technischen Abteilung in Kopenhagen, ein. Er ging mit einer Tasse Kaffee und einem Brötchen aus der Kantine hinauf in sein Büro. Am Fotoraum vorbei, wo Ivar K Fingerabdrücke von einem jungen Mann nahm. Bestimmt war er schon fotografiert worden. Die üblichen Fotos für die Verbrecherkartei; eins von vorne und eins im Profil mit dem Aktenzeichen um den Hals. Das Fotoatelier der Polizei war keins von der künstlerischen Sorte.

Er hatte Haraldsen ein paarmal bei verschiedenen Kursen getroffen. Beide teilten eine Passion für Schach, und eines Abends hatten sie sich zu einem Spiel zusammengesetzt und über Gott und die Welt geredet. Es konnte nicht schaden, Verbindung zu einem Kollegen in Kopenhagen zu haben, und der junge Haraldsen machte auf ihn einen sehr seriösen Eindruck. Er gehörte zu denen, die auf eigene Faust ermittelten und nicht stur nach Lehrbuch vorgingen. Außerdem kamen sie beide aus Südjütland. In Krieg, Liebe und Kriminalfällen waren alle Tricks erlaubt.

Er kaute auf seinem Brötchen und wählte die Nummer.

'Haraldsen.'

'Moin, Moin. Wagner. Kripo Århus.'

'Wagner! Ich habe gehört, was du da auf dem Tisch hast. Hast du überhaupt noch Zeit zu schlafen und zu essen?'

'Danke der Nachfrage. Arbeitest du an der Moses-Sache?'

'Die Koranseite. Ja. Schwierig, schwierig. Leider habe ich nichts für dich.'

Warum zum Teufel sollte ich dann anrufen, du Idiot, dachte Wagner. Aber natürlich sagte er das nicht. Man hatte der Psychologie des Spiels zu gehorchen.

'Ich könnte einen Durchbruch gebrauchen. Wir haben so gut wie nichts.'

Er trank einen Schluck Kaffee und schnitt eine Grimasse. Musste ins Brötchen beißen, um den Geschmack loszuwerden. 'Ist überhaupt nichts dabei herausgekommen?'

Haraldsen wurde von einer Frauenstimme unterbrochen. Wagner hörte, wie er eine Hand über den Hörer legte.

'Entschuldige, da bin ich wieder. Sie zerren von allen Seiten an mir.'

Er räusperte sich, als säße ein überaus dicker Kloß in seinem Hals. Wagner wartete.

'Also, die gute Nachricht ist, dass auf der Seite ein ganzer Satz Fingerabdrücke war. Aber, wie gesagt, was die Identifizierung angeht, haben wir nichts gefunden. Von wegen der zehn Punkte, du weißt schon.'

Ein ganzer Satz. Besser als nichts. Aber verdammt, dass sie keinen Treffer gelandet hatten, dachte Wagner, der nur zu gut wusste, dass zwei Sätze Fingerabdrücke in zehn Punkten übereinstimmen mussten, um als Beweis vor Gericht Bestand zu haben. Die Fingerabdrücke der Person, die Moses auf dem Fluss ausgesetzt hatte, waren also nicht in der Verbrecherkartei gespeichert. Nicht dass er damit gerechnet hatte.

'Aber etwas anderes ist interessant', sage Haraldsen.

'Interessant?'

'Von meinem Standpunkt aus gesehen jedenfalls', fügte Haraldsen hinzu. 'Ein etwas merkwürdiger Zufall.'

'Was für ein Zufall?'

Er lauschte einem langen Vortrag über gewisse Ähnlichkeiten im groben Muster, ungeachtet der Tatsache, ob in den zehn Punkten Übereinstimmung bestand oder nicht. Währenddessen aß er den Rest seines Brötchens und warf das Papier in den Abfalleimer.

'Hast du schon mal von Rolf E. Jensen gehört?', fragte Haraldsen plötzlich.

Falls er das hatte, konnte er sich nicht daran erinnern.

'Vor vielen Jahren hat er eine Doktorarbeit über Fingerabdrücke geschrieben. Wurde seinerzeit für den größten internationalen Experten gehalten.



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