Der Mord von Miranda by Margaret Millar

Der Mord von Miranda by Margaret Millar

Autor:Margaret Millar [Millar, Margaret]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783257607406
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als Aragon kurz nach sieben den Stadtrand von Tijuana erreichte, war es fast schon dunkel. Er hatte eigentlich vorgehabt, auf der Fernstraße zu bleiben und bis nach Santa Felicia durchzufahren; um Mitternacht hätte er, wenn alles gut lief, dort sein können. Aber er wurde allmählich müde, und der Nachmittag war deprimierend gewesen. Er nahm sich ein Zimmer in einem zu einer amerikanischen Kette gehörenden Motel, stärkte sich mit Tostadas und Bier in einem nahegelegenen Restaurant und kehrte in sein Motel zurück.

Er machte die Fenster zu, um den Lärm der zum abendlichen Leben erwachenden Straße auszusperren. Dann rief er Charity Nelson in ihrer Wohnung an und {179}sagte ihr, er werde am nächsten Morgen nicht im Büro sein.

»Wo sind Sie denn jetzt?«

»Tijuana.«

»Und was tun Sie da?«

»Nichts.«

»Niemand tut in Tijuana nichts.«

»Okay, ich bin mit ein paar Huren zusammen und saufe mir einen an.«

»Das glaube ich schon eher«, sagte Charity. »Haben Sie Mrs. Shaw gefunden?«

»Ja.«

»Können Sie denn nicht mehr sagen als ein einfaches gewöhnliches Ja?«

»Das kann ich schon, aber Sie wollen es vielleicht nicht hören.«

»Versuchen Sie’s doch mal.«

»Sie ist in Dr. Ortiz’ Verjüngungsklinik in Pasoloma, zusammen mit ihrem Freund Grady Keaton.«

»Dem Bademeister?«

»Ja.«

»Ein süßer Junge?«

»Ich weiß nicht, was Sie darunter verstehen.«

»Süß eben, Sie wissen schon, wie Robert Redford.«

»Er ist nicht wie Robert Redford.«

»Nein? Dann versteh ich nicht, was sie an ihm findet. Für mich ist Robert Redford –«

»Sie können mir ein andermal von Ihren Wachträumen erzählen, Miss Nelson«, sagte Aragon. »Ich wollte nur melden, daß die Dokumente unterzeichnet sind und daß ich sie morgen am späten Nachmittag ins Büro bringen werde.«

{180}»Sie klingen nicht gerade fröhlich, wenn man bedenkt, daß Sie vielleicht sogar eine Prämie herausschlagen können, wenn Sie es geschickt anstellen.«

»Ha ha ha. Besser so?«

»Warum sind Sie denn so mies gelaunt, Aragon?«

»Es ist dieses schmutzige Geschäft. Diese Frau ist bis oben hin voll mit Drogen und ein bißchen verrückt dazu, vielleicht auch völlig verrückt, und ich fahre einfach weg und lasse sie im Stich.«

»Sie konnten sie schließlich nicht gut mitnehmen. Der Bademeister würde das kaum gutheißen, oder?«

Aragon sagte nichts.

»Nun?«

»Ich möchte lieber nicht darüber sprechen.«

»Ich hab Sie eigentlich nie für den empfindsamen Typ gehalten. So schmutzig ist dieses Geschäft doch gar nicht, wenn Sie es mit anderen schmutzigen Geschäften vergleichen.«

»Vielen Dank dafür, daß Sie mir geholfen haben, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen, Miss Nelson.«

»Das ist meine Spezialität.«

»Ich glaube es Ihnen sogar. Also dann, bis morgen.«

»Warten Sie, ich bin noch nicht fertig.«

»Aber ich«, sagte Aragon und legte auf.

Er beauftragte den telefonischen Weckdienst, ihn am nächsten Morgen um fünf Uhr dreißig anzurufen.



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