Der letzte Heuler • Ein Ostfriesen-Krimi by Christiane Franke & Cornelia Kuhnert

Der letzte Heuler • Ein Ostfriesen-Krimi by Christiane Franke & Cornelia Kuhnert

Autor:Christiane Franke & Cornelia Kuhnert [Franke, Christiane]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644545212
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00


Um zwei Minuten nach elf steht Henner vor Adelheids Andenkenladen und schiebt Bertas Vorderrad in den Fahrradständer. Die Ladentür steht weit offen. Drinnen klirren Tassen. Er erkennt Adelheids Stimme und auch Sigrids. Ludwigs Frau hilft als 400-Euro-Kraft im Geschäft aus. Auch Gisela ist da. Die größte Tratschtante von ganz Neuharlingersiel würde er überall heraushören.

Henner geht mit drei Briefen in der Hand zum Tresen. «Punkt elf. Da haben sich ja die Richtigen zum Elführtje zusammengefunden.»

«Man muss die Traditionen hochhalten, sonst gehen sie unter. Möchtest du auch eine Tasse?» Adelheid lässt bereits ein Stück Kandis mit lautem Klackern in die leere Tasse fallen.

«Klar doch.»

Dann gießt sie den kräftigen schwarzen Tee darüber, dass es laut knackt. Zum Abschluss noch etwas Sahne mit der kleinen Kelle, und die aufsteigenden Wulkjes krönen den ostfriesischen Tee.

Das erinnert Henner an früher, wie er als kleiner Junge im Gras gelegen und die Wolken am Himmel beobachtet hat.

«Nun erzähl mal, was gibt es Neues? Hat Rudi den Haueisen inzwischen verhaftet?», fragt Sigrid neugierig.

«Haueisen?» Adelheid ist überrascht. «Das ist doch Rudis Chef. Wieso soll Rudi den verhaften?»

«Hast du den Artikel von Ludwig etwa nicht gelesen?» Sigrid schweigt einen Augenblick, bevor sie weiterredet: «Er hat doch das Phantombild von dem Mörder nicht nur in die Mitmachzeitung gesetzt, sondern auch einen Aufruf bei Facebook gestartet. Mit allem Drum und Dran. Und», wieder macht sie eine Pause, «zehn Leute haben ihn zweifelsfrei erkannt, diesen Haueisen.» Sigrid dreht sich mit einem Ruck zu Henner um. «Hat Rudi den nun verhaftet oder nicht?»

Henner zuckt mit den Schultern und trinkt einen Schluck. Besser, er sagt nichts.

«Was ist denn nun, Henner, Sigrid hat dich was gefragt», drängelt Adelheid. In genau diesem Tonfall hat sie ihn früher immer angepfiffen, wenn mal etwas nicht nach ihrer Mütze ging.

«Keine Ahnung. Ich misch mich nicht in Polizeiangelegenheiten. Aber Rudi ist kräftig am Rumwirbeln. Der hat im Moment richtig Stress.»

Kaum hat Henner die Tasse wieder an die Lippen gesetzt, tippt ihm Gisela auf die Schulter. «Und was ist mit der Waffe von … hmhmhm?»

«Hmhmhm?» Sigrids kleine Augen wandern hin und her.

«Ich will hier keinen Namen nennen.»

«Was heißt das denn?», empört sich Sigrid. «Wir sind doch unter uns. Nee, nee, nee, meine Liebe. Jetzt mal Butter bei die Fische.»

«Ich möchte nicht, dass das die große Runde macht. Du weißt doch, wie manche Leute hier im Ort sind.» Gisela senkt die Stimme. «Und schon gar nicht möchte ich, dass du das Ludwig erzählst. Sonst verhackstückt der das wieder in einem Artikel, und dann kann der Matschker einpacken.»

«Der Matschker?» Sigrid guckt irritiert. «Ist das nicht der aus dem Osten? Der jetzt in Plumpsklos macht?»

«Genau. Der war mal Mieter von mir. In der Ferienwohnung. Ist aber schon ein paar Jahre her.»

«Und da hatte der ’ne Waffe dabei?»

«Nee. Natürlich nicht. Aber wir haben uns unterhalten, und er hat gesagt, dass er beim DDR-Grenzschutz war. Und weil der Brakenhoff doch mit einer russischen Waffe erschossen wurde, hab ich halt eins und eins zusammengezählt. Und Henner Bescheid gesagt.»

«Ach.» Adelheid ist neugierig geworden. «Und du meinst, der hat die Knarre noch?»

«Weiß ich nicht.



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