Der Kein-Fall-Fall by Wolf Kursch

Der Kein-Fall-Fall by Wolf Kursch

Autor:Wolf Kursch [Kursch, Wolf]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-14T00:00:00+00:00


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Nase ging an das Schiebefenster am Eingang des Reviers. “Schönen Nachmittag. Wurde für mich etwas abgegeben?”

“Hallo Robert. Nein. Was hätte es sein sollen?”

“Ein Umschlag, eine CD, eine Kassette, ein Stick. Irgendetwas dieser Art.”

“Nein. Es hat auch niemand nach dir gefragt. Ist es etwas Wichtiges?”

“Ich weiß nicht. Ich gehe ins Zimmer. Vielleicht ist etwas in der Post.”

“Post war nichts. Die habe ich heute verteilt.”

“Ok.” Fierzen wollte doch am Vormittag vorbei kommen und ein Video abgeben. Oder? Vielleicht hatte er eine E-Mail geschickt. Jetzt fiel ihm ein, Fierzen hatte ihm seine Visitenkarte zurück gegeben.

Fierzen, was ist das für ein Name. So etwas gibt es nur in Betonsilos. In Silos, die Junggesellen-Silo heißen.

Er hatte doch gesagt, er merke sich die Daten. Wohl doch nicht. Hätte ich auch nicht so schnell gekonnt. Wer merkt sich schon einen Namen, wenn er ihn zum ersten mal hört oder sieht? Wobei - Nase ist merkbar. Wollte Fierzen gar nicht kommen? Wollte er mich bloß loswerden und weg? Aber er ist doch das Opfer. Ursprünglich. Oder? Seine Aussage, er wollte das nicht, war merkwürdig.

Wenn er einen der Angreifer verletzt hat, warum sind die dann nirgends aufgetaucht? Die Verletzung muss dem Blut nach, erheblich gewesen sein. So etwas muss genäht werden, höchstwahrscheinlich. Warum waren alle Beteiligten so schnell verschwunden? Irgendetwas stimmt hier nicht.

Fierzen wollte gar nicht kommen. Da bin ich mir jetzt sicher. Dann werde ich offiziell zu ihm gehen, oder anrufen, oder eine E-Mail schreiben. Wo ist denn die Visitenkarte? Nase kramte in seinen Taschen. Vergeblich, er hatte eine andere Hose an als in der Nacht.

Dann drehte er sich noch einmal zum Schalter.

“Weißt du, warum das Junggesellen-Silo so heißt?”

“Klar, weil alle Wohnungen Ein-Zimmer-Wohnungen sind. Für Paare oder Familien sind sie zu klein. Es sind etwas größere Hotelzimmer. Alle gleich. Zwölf Stockwerke, zwanzig Wohnungen in jedem. Zweihundertvierzig Solisten. Ich nenne den Bau Hühnerkäfig. Wobei das Junggesellen-Silo wahrscheinlich treffender ist. Mit einem Zwinkern fügte er hinzu: “Sicher zieht es nicht so, wie in einem Käfig.”

“Danke.” Nase ging in sein Zimmer, nicht ohne in die andern ein Hallo zu werfen.

Er setzte sich, schob die neuen Akten beiseite und kratzte sich an der Stirn. Es wäre doch zu einfach gewesen, wenn alles geklappt hätte. Wieso war Fierzen nicht gekommen? Oder war er gekommen und jemand hatte zu ihm gesagt, ich sei erst am Nachmittag da. Ja, so kann es gewesen sein. Er hatte vor dem Gebäude jemanden gefragt, der gerade raus oder rein gegangen war, und der hatte ihm gesagt, dass ich erst am Nachmittag Schicht habe. Die Welt ist doch so einfach. Kommt er eben später. Ist mir sowieso lieber. Das Video zeigt sicher nicht alles. Fragen die es offen lässt oder die sich daraus ergeben, kann er mir direkt beantworten.

Nase nahm sich die neuen Akten vor. Kram - Kinderkram. Hier passiert nichts, gar nichts. Ein Warten auf die Rente ist anstrengender als anständiger Dienst.



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