Der islamische Faschismus by Abdel-Samad Hamed

Der islamische Faschismus by Abdel-Samad Hamed

Autor:Abdel-Samad, Hamed [Abdel-Samad, Hamed]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 978-3-426-42246-5
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-02-20T17:00:00+00:00


Sie mögen sich nun die Frage stellen, was die Erfindung des Buchdrucks und sein verspäteter Einzug in die arabische Welt mit islamischem Faschismus zu tun hat. Sie mögen einwerfen, dass in Deutschland die Gedanken der Aufklärung bestens verbreitet und verankert waren und der Nationalsozialismus dennoch seine menschenverachtende Ideologie implementieren konnte. Und Sie mögen darauf verweisen, dass Hitler die großartige Erfindung Gutenbergs genutzt hat, um seine Hasstiraden in Buchform, mit Artikeln oder Flugblättern unter das Volk zu bringen. Alles richtig. Der deutsche Faschismus bediente sich geschickt sämtlicher Errungenschaften der Moderne, um seine Ziele voranzutreiben. Nicht nur in ideologischer Hinsicht, auch in technologischer war man immer auf der Höhe der Zeit. Was die Massenvernichtung der Juden anging ebenso wie beim Versuch, neuartige Waffen zu entwickeln.

Aber die Tatsache, dass es in Deutschland vor den Nazis eine andere Sicht auf die Welt und den Menschen gegeben hatte, erleichterte den Neuanfang nach dem Krieg. Sie förderte eine Genesung, war wie eine Art Reset-Knopf bei einem PC. Ich will damit keineswegs beschönigen, wie schwer die Aufarbeitung dieser Zeit war, die teils bis heute andauert. Ich weiß auch, dass Kinder, die nur die Indoktrination der NS-Demagogen durch Schulbücher kannten, Probleme hatten, sich davon zu lösen. Ich will damit nur sagen, dass es bereits ein anderes Modell gegeben hatte, dessen Werte man nun wieder aufgreifen konnte.

In der islamischen Welt dagegen hat die lange Ablehnung des Buchdrucks und die damit verbundenen Errungenschaften dazu geführt, dass die Asymmetrie in den Gesellschaften zementiert wurde. Herrschaftstreue und Personenkult, Unantastbarkeit des Koran und Gelehrte, die dessen absolute Wahrheiten vermitteln. Ein vertikales System, das die Welt außenherum in Freund und Feind unterteilt. Genau dieses Weltbild und diese hierarchische Struktur will der islamische Faschismus aufrechterhalten. Dagegen begehrt die Google-Generation auf. Sie akzeptiert nicht länger, dass alles Wissen im Koran enthalten ist, sie diskutiert mit Lehrern und sogar mit Imamen in der Moschee. Die Skepsis gegenüber der vertikalen Wissenskultur kommt mit mehreren Jahrhunderten Verspätung in die islamische Welt, aber sie kommt.

Doch Skepsis ist eine Sache, der Prozess, in die Breite gehendes Wissen zu erlangen, ist eine andere. Proteste, Demonstrationen und das Stürzen von Diktatoren sind eine Sache, der Aufbau einer gesunden politischen demokratischen Kultur und einer fähigen Wirtschaft ist eine andere.

Zwischen Gutenberg und Zuckerberg liegen 500 Jahre an Wissen und Erfahrung, von denen sich die islamische Welt bewusst oder unbewusst abgeschottet hat. Diese verlorene Zeit fehlt den muslimischen Gesellschaften auf ihrem Weg in die Moderne und kann nicht durch ein paar Mausklicks im Netz wiedergutgemacht werden. Wenngleich ein Mausklick oft viel mehr bewirken kann, als man vermuten könnte!



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