Der Feind im Spiegel by Leif Davidsen

Der Feind im Spiegel by Leif Davidsen

Autor:Leif Davidsen
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Zsolnay
veröffentlicht: 2011-11-25T23:00:00+00:00


16

Das entscheidende Verhör fand nicht in dem üblichen Zimmer statt. Der Oberst hatte dafür einen kleineren Raum im Erdgeschoß ausgesucht. Das klare Morgenlicht fiel grün durch die großen Fenster. Der Duft des Meeres und das Rollen der behäbigen Brandungswellen übten eine beruhigende Wirkung auf Vuk aus. Er hörte das sanfte Summen der Autos von der Straße und ein Frauenlachen, das glücklich und verliebt klang. Er hörte den Wind in den Palmblättern. Er hörte ihr Rascheln und Säuseln. Alles stand ihm klar und deutlich vor Augen. Es war dasselbe Gefühl wie früher vor einer Aktion. Alle Sinne in höchster Alarmbereitschaft. Vuk fühlte die Spannung, aber auch die Ruhe. Er fühlte sich wie in einer Examensprüfung, aber er hatte sich optimal vorbereitet. Etwas Glück mußte auch hinzukommen. Das hatte er nicht in der Hand.

Der Lügendetektor war schon aufgebaut.

Vuk mußte mit dem Rücken zum Fenster und zum Meer sitzen. Ihm gegenüber der Psychologe und der Oberst. Als sie am Morgen ihre übliche Strecke gelaufen waren, hatte Mike ihm gesagt, daß er nicht dabeisein würde.

Der Lügendetektor stand auf einem kleineren Tischchen, es war kein besonders großer Apparat. Er war an einen Laptop angeschlossen. Drei verschiedene Sätze Kabel und Schläuche waren fein säuberlich ausgelegt und sollten gleich mit Vuk verbunden werden. Es sah beinahe wie bei einer ärztlichen Untersuchung aus, aber in dieser kühlen Technik lag die Zukunft von Emma und den Kindern. Und seine eigene natürlich, aber ohne seine Familie hatte die Zukunft ohnehin keinen Sinn.

Neben diesem klinischen, kalten Gerät glich der FBI-Psychologe einem Penner. Er war fett und hatte schon so früh am Morgen gewaltige Schweißflecke unter den Armen. Vuk wußte, daß er am Abend zuvor aus dem frühjahrskühlen Nordamerika eingeflogen worden war. Er roch nach Zigarrenrauch, und sein dünnes Haar hatte er sich über den Schädel geklatscht, aber er hatte freundliche, scharfe und intelligente graue Augen. Die kräftigen weißen Arme waren von langen schwarzen Haaren bedeckt. Er lächelte freundlich, gab Vuk die Hand und bat ihn, sich zu setzen. Er nannte ihn John.

Vuk setzte sich auf den Stuhl, der eine hohe Rückenlehne hatte. Der Psychologe befestigte ein paar Schläuche an Vuks Oberkörper.

»John, mein Name ist Peter Larkin. Ich bin Psychologe, angestellt beim FBI. Dieses Ding hier ist ein Polygraph, im Volksmund auch Lügendetektor geheißen. Polygraph bedeutet schlicht Vielschreiber, und er wird in den USA mit ungebrochenem Vergnügen benutzt. Das hier ist eine analoge Maschine. Es gibt Raffinierteres, digitale Maschinen, aber der Oberst meinte, das wäre nicht nötig. Was wir aufzeichnen, wird nirgendwo sonst verwertet. Diese Gummischläuche messen Ihre Atemzüge. Sitzen sie einigermaßen? Oder sind sie zu eng?«

Vuk schüttelte den Kopf. Er roch die Melange aus Schweiß und Tabak, als Larkin ihm zwei Metallplättchen an den Fingern befestigte.

»Die messen Ihre Schweißabsonderung, John. Sitzen sie gut? Prima.«

Dann spannte er etwas um seinen linken Arm, das Vuk an einen Blutdruckmesser erinnerte.

»Das Gerät hier mißt Blutdruck und Puls. Sitzt es zu stramm?«

»Nein. Ist in Ordnung.«

»Haben Sie Durst? Ein Glas Wasser?«

»Mir geht’s sehr gut.«

»Na, herrlich.«

Peter Larkin schleppte sich zu dem Computer zurück und schaltete ihn an. Er setzte sich.



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