Der Cornwall-Ripper by Ralf Göhrig

Der Cornwall-Ripper by Ralf Göhrig

Autor:Ralf Göhrig [Göhrig, Ralf]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: tredition
veröffentlicht: 2015-12-21T23:00:00+00:00


Dass es sich bei dem roten Backsteingebäude um eine ehemalige Bäckerei handelte, war lediglich an der alten Aufschrift „Bakery“ über der Eingangstüre erkennen. In der Tür stand ein seltsam gekleideter Mann, eine Mischung aus Frank’n’Furter und Conchita Wurst.

„Guten Morgen, Loony. Wie ist das Befinden?“, fragte Williams.

„Danke gut, Sir. Kommen Sie bitte mit.“ Rachel würdigte er keines Blickes.

Es ging durch einen unbeleuchteten Flur, so dass Rachel überhaupt nichts erkennen konnte. Der Flur führte in einen großen Saal mit Wandnischen und gepolsterten Sitzgruppen. Mitten im Raum befand sich ein ovaler Tresen um eine Bar. Da es in dem Raum nur unwesentlich heller war als im Flur, war darüber hinaus nur wenig zu erkennen.

„Nehmen Sie doch bitte Platz“, krächzte Loony. Die beiden Polizisten setzten sich auf eine der Polstergruppen. „Möchten Sie etwas trinken, Sir?“ Rachel ignorierte er weiterhin.

„Wenn du die Kaffeemaschine schon angeworfen hast, gerne einen Kaffee.“ An seine Kollegin gewandt: „Du nimmst auch einen?“

Sie nickte.

„Für DCI Ward auch einen Kaffee.“

Loony schlurfte davon.

„Er hat es nicht so mit Frauen“, stellte Williams fest.

„Schon bemerkt“, antwortete Rachel trocken. „Was ist das für ein Typ?“

„Loony, eigentlich Albert Welch, war früher Braumeister bei Scottish & Newcastle, der Brauerei, die unser berühmtes Newcastle Brown Ale braut. Mit der Übernahme durch Heineken im Jahr 2008 wurde er arbeitslos. Offenbar war er früher schon etwas wunderlich, weshalb er wohl auch vom neuen Eigentümer entlassen wurde, aber mit dieser Entlassung wurde alles noch viel schlimmer. Er trug nur noch Frauenkleider, stellte sich in die Prudhoe Street und sang mittelalterliche Liebeslieder. Da er ziemlich kräftig ist, haben sich die Halbstarken und Kleinkriminellen nicht mit ihm angelegt.“

Rachel sah Williams mit großen Augen an.

„Irgendwann geriet er aber an den Falschen und der hat den armen Loony kurzerhand kastriert. Und davon konnte er sich nicht mehr richtig erholen.“

„Das ist aber nicht die feine englische Art!“

„Loony ist fast verblutet. Er war lange Zeit im Sanatorium und irgendwann, es muss im Sommer 2011 gewesen sein, nahm Jim Muir ihn unter seine Fittiche. Das Beste, was ihm passieren konnte. Was hätte er in diesem Zustand machen sollen?“

„Vernünftige Arbeit“, schlag Rachel vor.

„Schon vorher war er wohl nicht der Hellste. Und ich glaube, der Großteil seines Gehirns saß in seinen Eiern. Zumindest der Teil, mit dem er logisch dachte.“

„Und der Täter?“

„Wurde nie gefasst.“

Rachel presste die Lippen zusammen. „Die Polizei hat nicht mit Nachdruck gefahndet, nehme ich mal an. So eine kastrierte Tunte, geschieht ihr doch recht.“

„Diesen Vorwurf würde ich jetzt mal zurückweisen“, wehrte sich Ray Williams halbherzig.

In diesem Moment kam ein untersetzter Mann mit Glatze und wachen, flinken Augen in den Saal, was Rachel allerdings erst sehen konnte, als er unmittelbar vor ihr stand.

„Ich bin Jim Muir“, sagte dieser und streckte Rachel die Hand entgegen.

„DCI Rachel Ward vom CID Newquay.“

„Angenehm. Da hast du dir ja hochkarätige Unterstützung mitgebracht, Ray. Womit kann ich euch dienen?“ Er drehte sich um und rief: „Loony, wird das noch was mit dem Kaffee?“

„Gleich, Jim“, kam die Antwort von hinter der Tür zurück.

Williams setzte sich aufrecht und sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. Nach einer Weile zog er das Phantombild aus seiner Jackentasche und hielt es Muir unter die Nase.



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