der rechte weg by Brigitte Blobel

der rechte weg by Brigitte Blobel

Autor:Brigitte Blobel [Blobel, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Kinder/Jugend
ISBN: 9783570155516
Herausgeber: cbj
veröffentlicht: 2014-09-21T22:00:00+00:00


5. Kapitel

Als Linda am Samstag endlich aus dem Bett findet, haben ihre Eltern das Frühstück längst beendet. Lindas Vater wäscht in der Garageneinfahrt das Auto, ihren neuen blauen Hyundai, und die Mutter schiebt den Staubsauger über den Wohnzimmerteppich.

Linda trägt, um die Schrammen und blauen Flecken an ihrem Körper zu verbergen, ihre alten Jogginghosen und ein weites, langärmeliges T-Shirt, auf das I love NY gedruckt ist. Dabei war sie noch nie in New York.

Draußen lacht ein Vorfrühlingstag.

Sie stolpert mit ihrem Kamillentee über das Staubsaugerkabel und verschüttet dabei die Hälfte ihres Tees.

Ihre Mutter zieht den Stecker und dreht sich zu Linda um.

»Na? Kommst du auch noch mal aus den Federn?«, fragt sie freundlich.

Linda brummt etwas Unverständliches und lässt sich am Frühstückstisch nieder. Auf dem Sitz neben ihr liegen Teile der Samstagszeitung. Und auf dem Tisch steht noch der Brotkorb mit den frischen Brötchen und Croissants, die ihr Vater jeden Samstag beim Bäcker besorgt, und den Wurstscheiben, die an den Rändern schon Dellen haben. Beim Anblick der Jagdwurst – ihr Vater liebt Jagdwurst auf Brötchen – wird ihr fast übel. Sie muss heftig schlucken. Ihre Mutter reibt mit einem Papiertuch die Teeflecken weg. »War’s denn wenigstens schön?«

»Geht so«, murmelt Linda.

»Im Fernsehen lief gestern Abend ein toller Film, » sagt die Mutter. »Eine Komödie mit Sandra Bullock.«

»Ah.«

»Und mit diesem anderen Hollywoodschauspieler, wie heißt der noch?«

»Ben Affleck?«, schlägt Linda vor.

Ihre Mutter schüttelt den Kopf. »Nein, der andere, der mit diesem charmanten Lächeln … Du weißt schon: Der hat in dem einen Film mitgespielt, den du auch so …«

Linda hört nicht mehr zu. Sie starrt auf die Zeitung neben sich auf dem Stuhl.

Liest wieder und wieder die fettgedruckte Überschrift:

Brutaler Überfall an einer Tankstelle. Amerikanischer Staatsbürger schwer verletzt.

»Jetzt weiß ich es: Hugh Grant!«, sagt die Mutter.

Linda liest:

Gestern Abend gegen 19 Uhr haben Jugendliche an einer Tankstelle einen Amerikaner dunkler Hautfarbe mit unvorstellbarer Brutalität krankenhausreif geprügelt. Dr. Tom Freezer, 45, der in Michigan/Ohio eine Klinik für krebskranke Kinder leitet, war auf Einladung des deutschen Krebszentrums auf dem Weg zu einem Vortrag in Weimar. Am Dresdner Flughafen hat er gegen 18 Uhr einen Mietwagen gemietet. Nur eine Stunde später ist er bei einem Tankstellenstopp auf der Herrentoilette von einem Jugendlichen ohne ersichtlichen Anlass attackiert worden. Der Täter hat ihn ohne Vorwarnung vor die Knie getreten und gegen die Wand geschleudert. Als er zu seinem Wagen flüchten wollte, holte ihn der Schläger ein, warf ihn zu Boden und traktierte ihn mit Fußtritten. Als ein zweiter Jugendlicher hinzukam, wurde er ohnmächtig. Erst im Krankenwagen, der ihn ins Marienhospital nach Dresden brachte, erlangte er wieder das Bewusstsein. Das Opfer konnte der Polizei keine detaillierte Schilderung der beiden Angreifer geben. Die Polizei hat ein Sondereinsatzkommando gebildet. Offenbar handelt es sich nicht um einen Raubüberfall, denn die Täter waren weder am Geld des Opfers noch anderen Wertsachen oder dem Auto interessiert. Dennoch geht die Polizei bislang nicht von einem rassistisch motivierten Anschlag aus. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Es gebe noch sehr viele offene Fragen, so ein Polizeisprecher. »Der Tankwart, der den Notruf



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