Das verborgene Muster - Inspektor Rebus 01 by Ian Rankin
Autor:Ian Rankin [Rankin, Ian]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3-441-44607-4
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 1999-12-31T23:00:00+00:00
* * *
XVI
Er wachte in einem weißen Zimmer auf. Es erinnerte ihn sehr an das Krankenhauszimmer, in dem er vor vielen Jahren nach seinem Nervenzusammenbruch aufgewacht war. Von draußen waren gedämpfte Geräusche zu hören. Als er sich aufrichtete, fing sein Kopf an zu dröhnen. Was war passiert? Mein Gott, diese Frau, diese arme Frau. Er hatte versucht, sie umzubringen! Er hatte viel zu viel getrunken. Gütiger Gott, er hatte versucht, sie zu erwürgen. Warum um Himmels willen hatte er das getan? Warum?
Ein Arzt öffnete die Tür.
»Ah, Mister Rebus. Gut, dass Sie wach sind. Wir wollten Sie nämlich in einen der Krankensäle verlegen. Wie fühlen Sie sich?«
Sein Puls wurde gemessen.
»Wir glauben, dass es sich einfach um Erschöpfung handelt. Eine einfache nervöse Erschöpfung. Ihre Bekannte, die den Krankenwagen gerufen...«
»Meine Bekannte?«
»Ja, sie sagte, Sie wären plötzlich zusammengebrochen. Und von Ihrer Dienststelle haben wir erfahren, dass Sie ziemlich hart an diesen furchtbaren Mordfällen gearbeitet haben. Sie sind einfach erschöpft. Sie brauchen etwas Ruhe.«
»Wo ist meine... meine Bekannte?«
»Keine Ahnung. Zu Hause, nehme ich an.«
»Und sie hat gesagt, ich wäre einfach zusammengebrochen?«
»Das ist richtig.«
Rebus spürte, wie ihn Erleichterung durchströmte. Sie hatte es ihnen nicht erzählt. Sie hatte es ihnen nicht erzählt. Dann begann sein Kopf wieder zu dröhnen. Die Handgelenke des Arztes waren behaart und frisch geschrubbt. Lächelnd schob er Rebus ein Thermometer in den Mund. Wusste er, was Rebus gemacht hatte, bevor er ohnmächtig geworden war? Oder hatte seine Bekannte ihn angezogen, bevor sie den Krankenwagen rief? Er musste sich bei der Frau melden. Er wusste nicht genau, wo sie wohnte, aber die Sanitäter mussten es wissen, und er konnte sich erkundigen.
Erschöpfung. Rebus fühlte sich nicht erschöpft. Er fühlte sich sogar halbwegs ausgeruht, und auch wenn er ein bisschen nervös war, machte er sich über nichts so richtig Sorgen. Hatten die ihm irgendwas gegeben, während er schlief?
»Könnte ich eine Zeitung haben?«
murmelte er mit dem Thermometer im Mund.
»Ich lass Ihnen von einem Pfleger eine holen. Sollen wir irgend jemanden verständigen? Jemand aus der Familie oder Freunde?«
Rebus dachte an Michael.
»Nein«, sagte er.
»Sie brauchen niemanden zu verständigen. Ich möchte nur eine Zeitung.«
»Na schön.«
Das Thermometer wurde entfernt und die Werte aufgeschrieben.
»Wie lange wollen Sie mich hier behalten?«
»Zwei oder drei Tage. Ich werde Sie vielleicht bitten, mit einem Psychologen zu reden.«
»Vergessen Sie das mit dem Psychologen. Ich brauch was zu lesen, ein paar Bücher.«
»Mal sehen, was wir tun können.«
Darauf lehnte Rebus sich gemütlich zurück und beschloss, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Er würde hier liegen und sich ausruhen, obwohl er gar keine Ruhe brauchte. Sollten die anderen sich doch mit dem Mordfall rumschlagen. Zum Teufel mit ihnen. Zum Teufel mit Anderson. Mit Wallace. Mit Gill Templer.
Aber dann erinnerte er sich, wie sich seine Hände um diesen alternden Hals gelegt hatten, und er fing an zu zittern. Es war, als ob sein Verstand nicht ihm gehörte. Hatte er diese Frau töten wollen? Sollte er vielleicht doch mit dem Psychologen reden? Diese Fragen machten seine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Er versuchte, an gar nichts zu denken, doch drei Schatten ließen ihm
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