Das Paradies des August Engelhardt by Marc Buhl

Das Paradies des August Engelhardt by Marc Buhl

Autor:Marc Buhl
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-03-05T23:00:00+00:00


Kabua hat Hunger. Gleich gibt es das süße Brot unf die Eier, deswegen ist er hier und wegen des Tabaks, doch der Gottesdienst ist noch nicht zu Ende. Der zweite Weiße, der seit einigen Monaten auf Kabakon lebt, wird erst noch ein Lied spielen. Er ist schon oft bei ihnen gewesen, um ihre eigenen Lieder zu hören, jetzt gibt er ihnen eines seiner Lieder zurück. Es beginnt mit einer kurzen Frage aus Tönen, dreimal wird sie wiederholt, die Kinder stellen sie, die Frauen und die Männer, es ist die Frage an den Gott der Christen, wo er ist, sie rufen ihn, seinen Namen, laut wie die Schläge der Trommel, schließlich fragen alle gleichzeitig und durcheinander. Es ist Krieg zwischen den Gesängen. Sie schmerzen im Bauch, als hätte man ihm Obsidiansplitter ins Essen gemischt, die ihn von innen zerreißen, doch bevor er sich übergeben muss, wird Friede zwischen den Stimmen. Der Ruf geht über die Baumwipfel hinaus in den Himmel und verhallt und findet keine Antwort, deswegen fragen alle noch einmal, Gott der Christen, wo bist du, diesmal beginnen die Männer, Frauen und Kinder fallen mit ein, und dann stellt jeder Einzelne der Sippe die Frage, er hört seine eigene Stimme und die seiner Frauen, seiner Söhne und Töchter, immer drängender wird die Frage, sie tanzen die Frage und halten die Speere dabei in die Luft, genau so klingt das Lied, und doch ist kein Gott, der antwortet, und das Instrument erzählt vom Leben im Dorf, da sind die Trippelschritte der Hühner, das Grunzen der Schweine, Kopra wird getrocknet, die Frauen kommen von den Feldern mit der Ernte, Männer sitzen und reden, sammeln Muscheln am Meer, der Wind geht in den Palmen, die Frage ist längst vergessen und nicht mehr wichtig, wichtig ist die Kava, die gebraut wird, und dass der Chinese neue Äxte bringt, in einigen Monaten wird man ein Fest feiern, das Männerhaus braucht ein dichtes Dach, doch am Horizont ballen sich schwarze Wolken und kommen näher, ein ferner Donner aus Tönen rollt übers Wasser, es blitzt, ein Sturm zerreißt die Hütten, zerfetzt die Palmen. Zwei der Kanus voller Männer kentern, und keiner von ihnen wird das Ufer erreichen. Trauer liegt über dem Dorf und wieder die Frage nach dem Gott der Christen, und wo er ist, und der Gott spricht jetzt zu ihnen. Seine Stimme ist ruhig und sanft, nicht die Stimme des Donners und des Sturmes, und einen Moment später spricht er mit einer zweiten Stimme, zart wie die einer jungen Frau, und beide Stimmen winden sich umeinanderwie Lianen im Wald. Er macht keine Versprechen, nicht wie die Zauberer ihrer Dörfer, er spricht nicht von den großen Dingen, sondern den kleinen, die nächste Stimme kommt dazu, immer feiner werden sie und doch immer deutlicher, auch die windet sich nach oben, die vierte Stimme, er gibt allen einfache Regeln, an die sie sich halten sollen, zuerst den Männern, dann den Frauen, immer die gleiche Regel, aber Einzelne widersprechen, sie wollen nicht gehorchen, nicht diesen Regeln, nicht diesem Gott,



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