Das Krokodil by Giovanni Maurizio de

Das Krokodil by Giovanni Maurizio de

Autor:Giovanni, Maurizio de [Giovanni, Maurizio de]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 978-3-644-31211-1
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-02-11T05:00:00+00:00


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41

Di Vincenzo saß hinter seinem mächtigen Schreibtisch. Unablässig rückte er die Papierstapel vor sich zurecht, als hinge sein Leben davon ab. Lojacono, der auf der Türschwelle stand und darauf wartete, hereingebeten zu werden, hatte plötzlich Mitleid mit ihm: Das, was da so aus heiterem Himmel über ihn hereingebrochen war, schien ganz offensichtlich eine Nummer zu groß für den Kommissar.

«Dottore, darf ich reinkommen? Sie haben nach mir rufen lassen …»

Di Vincenzo maß ihn mit kaltem Blick.

«Ah, Lojacono, ja, kommen Sie rein. Setzen Sie sich. Und machen Sie die Tür zu.»

Immer noch das unpersönliche Sie, um die gebotene Distanz zu wahren. Andere höhere Polizeibeamte wurden von ihm ganz selbstverständlich geduzt. Lojacono hatte jedoch nicht das Geringste dagegen einzuwenden.

«Lassen Sie mich gleich zur Sache kommen, Lojacono. Aus irgendeinem Grund, der meinen geistigen Horizont übersteigt, will Dottoressa Piras, dass Sie dem Team beitreten, das sich mit dieser verfluchten Ermittlung beschäftigt. Sie wissen schon, diese drei miteinander in Verbindung stehenden Morde, einer davon an Mirko Lorusso, dem Knaben mit dem Kopfschuss hier aus unserem Viertel. Ich nehme an, der Grund dafür liegt darin, dass Sie – entgegen meiner Anordnung, aber vergessen wir das jetzt mal – als Erster am Tatort waren. Wir sollen uns in einer halben Stunde im Polizeipräsidium einfinden, für eine Krisensitzung.»

Der Missmut des Kommissars, weil er gezwungen war, Lojacono in den Fall mit einzubeziehen, war mit Händen zu greifen. Er versuchte auch gar nicht erst, ihn zu verbergen, wie die zusammengekniffenen Lippen und der ausweichende Blick bewiesen.

«Sie haben zehn Minuten Zeit, Lojacono, mehr nicht, um sich von Savarese, dem bisherigen Ermittlungsleiter, sämtliche Unterlagen aushändigen zu lassen. Ich fürchte, viel ist es nicht, und vermutlich wissen Sie das meiste ohnehin schon, weil es in der Presse, in diversen Fernsehinterviews und wer weiß wo sonst noch ausgewalzt wurde. Nicht, dass sie in den anderen Kommissariaten schon weiter mit den Ermittlungen wären, Gott behüte! Aber es sieht verdammt noch mal so aus, als wollte man uns hier den Schwarzen Peter zuschieben, weil die erste Bluttat in unserem Viertel verübt wurde. Was für ein Schwachsinn!»

Lojacono machte Anstalten, sich von seinem Stuhl zu erheben.

«In Ordnung, Dottore, dann will ich mal zu Savarese …»

«Einen Moment noch. Sagen Sie mir eins: Was hat die Piras neulich, als sie zusammen in der Bar waren, zu Ihnen gesagt? Und vor allem: Wie kamen Sie dazu, sie auf einen Espresso einzuladen?»

Lojacono ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. Es wunderte ihn nicht, dass Di Vincenzo sofort davon erfahren hatte. Viel mehr überraschte ihn, dass dieser ihn geradewegs darauf ansprach.

«Ihre Informanten haben schlecht recherchiert, Commissario. Sie hätten Ihnen berichten müssen, dass die Staatsanwältin mich eingeladen hat, und nicht umgekehrt. Sie wollte mehr über meine Beobachtungen am Tatort hören, das war alles. Aber ich hatte meinem ursprünglichen Bericht nichts hinzuzufügen. Bedauerlicherweise – das möchte ich hier noch mal betonen – hatte ich laut Ihrem Dienstplan in besagter Nacht Bereitschaftsdienst. Im Übrigen liegt es mir fern, mich in irgendwelche Ermittlungen einzumischen, sofern ich nicht explizit dazu aufgefordert werde. So wie jetzt von Ihnen.



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