Das Jahr des Tigers. Roman by Jack Higgins

Das Jahr des Tigers. Roman by Jack Higgins

Autor:Jack Higgins [Higgins, Jack]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105615409
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


8

Im Schlafzimmer brannte ein angenehm wärmendes Feuer. Chavasse stellte die Öllampe auf den Tisch neben dem Bett, öffnete die Fenstertür und trat auf einen gedeckten Balkon hinaus, der um das ganze Haus herumlief und einen Blick auf den Garten gestattete.

Es regnete nicht, aber der Wind war feucht und frisch. Er atmete tief den Duft der nassen Erde ein. Dann überfiel ihn mit einem Schlag die Müdigkeit. Er trat wieder ins Zimmer und schloß die Tür.

Als er sich gerade ausziehen wollte, klopfte es leise an die Tür. Es war Hoffner. Er brachte einen alten Bademantel und warf ihn lächelnd auf das Fußende des Bettes.

»Ich dachte mir, Sie würden ihn vielleicht brauchen.«

In seiner Stimme schwang ein Ausdruck der Besorgnis mit, der Chavasse sofort auffiel. »Stimmt etwas nicht?« fragte er. Hoffner setzte sich seufzend auf die Bettkante. »Ich fürchte, Katja weiß alles.«

»Erklären Sie mir das näher«, bat Chavasse und zündete sich eine Zigarette an.

»Ganz einfach: Sie hat von unserem Gespräch mehr mitbekommen, als wir dachten. Sie spricht sehr gut Englisch und ist ein intelligentes Mädchen. Sie war vorhin bei mir und wollte ganz genau wissen, was los war und wer Sie sind.«

»Was haben Sie ihr gesagt?«

»Daß ich ein müder, alter Mann sei, der gern zu Haus sterben möchte. Daß Freunde Sie geschickt hätten, um mir hinauszuhelfen«, antwortete Hoffner achselzuckend. »Mehr nicht?«

»Das schien im Augenblick wenig Sinn zu haben.«

»Sehr klug! Wir dürfen trotz allem nicht vergessen, daß sie Russin ist. Daß sie zu Ihnen hält, ist klar, aber wenn es darum geht, eine Sache zu unterstützen, die ihrem Vaterland schaden kann, dann wird sie vor eine schwere Gewissensentscheidung gestellt. Und wie ich schon sagte: Je weniger sie weiß, um so weniger kann sie unter Druck preisgeben.«

»Sie müssen es wissen«, sagte Hoffner. »Ich glaube aber nicht, daß wir uns Sorgen machen sollten. Sie interessiert sich so wenig für Politik, daß sie nicht einmal der Partei angehört.«

»Wenn etwas schiefgeht und sie in die Hände des chinesischen Geheimdienstes fällt, dann wird sie am Ende alles tun, was man von ihr verlangt«, erklärte Chavasse grimmig.

»Vermutlich haben Sie recht.« Er stand auf. »Vielleicht sollten Sie morgen früh mit ihr reden. Im Augenblick denkt sie nur daran, daß ich mit einem Fluchtversuch glatten Selbstmord begehen würde, weil mein Herz die Belastung nach ihrer Meinung nicht aushalten wird.«

»Ich kümmere mich schon darum, legen Sie sich schlafen und machen Sie sich keine Sorgen, Doktor«, sagte Chavasse. »Es wird schon alles klappen, das verspreche ich Ihnen.«

Nachdem der alte Mann sehr leise das Zimmer verlassen hatte, stand Chavasse noch eine ganze Weile da und versuchte, über die ganze Angelegenheit nachzudenken. Aber dann überfiel ihn erneut die Müdigkeit und verdrängte jeden klaren Gedanken. Er hatte kaum noch Kraft genug, um sich auszuziehen und ins Bett zu legen.

Seufzend blies er die Lampe aus. Dann starrte er zur Decke hinauf, spürte wie sich seine überforderten Muskeln entspannten, und schlief bald darauf ein.



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