Das Geheimnis des Genter Altars by Klaus-Jürgen Wrede

Das Geheimnis des Genter Altars by Klaus-Jürgen Wrede

Autor:Klaus-Jürgen Wrede [Wrede, Klaus-Jürgen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: acabus Verlag
veröffentlicht: 2015-09-18T16:00:00+00:00


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Daniel schreckte als erster hoch. Der Küster! Lautstark wurden oben die Türen des Hauptportals geöffnet, bis hier unten nicht zu überhören. Wenn die Kathedrale jetzt schon geöffnet wurde, musste es bereits spät sein.

Durch die kleinen Glasfenster am oberen Deckenrand der Krypta drang etwas Tageslicht ein. Er fand sich eng umschlungen mit Mara, die noch immer selig schlief. Sanft bewegte er sie und flüsterte ihr ein ganz leises ‚Mara‘ ins Ohr. Sie begann sich ein wenig zu bewegen und ansatzweise in seinen Armen zu räkeln, noch bevor sie blinzelnd die Augen öffnete.

Als sie ihn erblickte, erschien ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Mara, wir müssen uns verstecken. Der Küster …“, sprach er leise aber sehr eindringlich weiter. Er musste es nicht weiter erklären, denn nach dem lauten Einrasten der wuchtigen Holztüren hörte man nun schlurfende Schritte durch die Kathedrale hallen. Mit einem Mal war Mara hellwach und ihr Oberkörper schnellte nach oben. In der Hocke schob sie die Decke zusammen und schaute Daniel fragend an.

„Lassen wir sie hier?“

„Ja, wäre zu auffällig, wenn wir damit rausgehen.“

Dann krochen sie beide aus dem nächtlichen Unterschlupf und schauten sich hektisch nach einem besseren Versteck um. Würde er auf seinem Rundgang auch hier herunterkommen? Daniels Blick fiel auf die Kerzen und ewigen Lichter, die entzündet werden mussten. Davon gab es hier unten sicher ein Dutzend – gut über das gesamte Gewölbe verteilt.

Die Schritte kamen näher. Der Küster musste nun unmittelbar vor der Treppe zur Krypta angekommen sein. Ein gutes Versteck gab es hier unten nicht. Sie könnten sich nur vorübergehend hinter eine dicke Säule des Gewölbes flüchten, aber ein sicherer Platz war das nicht. Ohne lange zu überlegen, machte Daniel eine Geste in Richtung des Pfeilers und schlich mit großen Schritten auf den Zehenspitzen hinüber, gefolgt von Mara. Die nahenden Schritte klangen nun eindeutig nach Treppe. Der Küster kam die Stufen zur Krypta hinunter. Dann war plötzlich gar nichts mehr zu hören. Nur ein Klicken. Im gleichen Moment erleuchtete das Kellergewölbe in einem diffusen Gelb – er hatte die Beleuchtung eingeschaltet. Dann wieder die Schritte auf der Treppe.

Beide verharrten stumm.

Die Schritte entfernten sich. Der Küster nahm einen anderen Weg oben nach in der Kirche. Sie warteten, bis die Schritte kaum noch vernehmbar waren, wechselten einen einvernehmlichen Blick und setzten sich in Bewegung. Die Treppen aufwärts, aus der Krypta heraus. Den Geräuschen nach zu urteilen, befand er sich gerade hinter dem Altar in der Chorumgehung. Der Weg nach draußen wäre dann offen. Nur eine ältere Dame steuerte gerade auf das Kassenhäuschen zum berühmten Altar zu. Sie blickte zu ihnen herüber und betrachtete sie ein wenig irritiert. Daniel versuchte geistesgegenwärtig, sich wie ein Tourist zu benehmen, und auch Mara schlenderte möglichst belanglos den Gang entlang, den Kopf dabei nach oben gerichtet, als ob sie die Atmosphäre des Raums in sich aufnehmen wollte. Es gelang ihnen, sich unter die ersten hereinströmenden Touristen zu mischen, sodass sie auf einen günstigen Augenblick zum Abtransport der Gerätschaften warten konnten.

Alles klappte problemlos. Schwer beladen nahmen sie das nächstbeste Taxi ins Hotel. Dort angekommen erwartete sie eine junge Dame mit einem professionell-freundlichen Lächeln an der Rezeption.



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