Das Dorf in der Marsch by Hannes Nygaard

Das Dorf in der Marsch by Hannes Nygaard

Autor:Hannes Nygaard [Nygaard, Hannes]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783863582913
Herausgeber: emons Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


VIERZEHN

Auf dem Weg zum Auto befriedigte Große Jäger zunächst einmal seine Nikotinsucht.

»Was ist von den Anschuldigungen zu halten?«, fragte er zwischen zwei Lungenzügen.

Christoph wusste es nicht.

»Wir müssen dem nachgehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Pädophiler hinter der Maske des Biedermannes versteckt.«

»Michelsen hat keine Kinder«, gab Große Jäger zu bedenken. »Ist die Sorge um das Wohl des Nachwuchses aus dem Nachbarhaus nicht vorgeschoben?«

»Das ist schwer einzuschätzen.«

Große Jäger sog den Rauch tief in die Lungen. Gekonnt entließ er den Qualm in Kringeln.

»Und wenn etwas dran ist? Wenn Michelsen gedroht hat, die Polizei zu informieren, und Witte in Panik geriet? Er sah die Axt und hat die Tür eingeschlagen. Dabei ist er abgerutscht und hat seinen Finger erwischt. Aus Angst vor den Folgen hat er sich versteckt. Das schmerzt und blutet. Aber so etwas lässt sich stoppen. Daran stirbt man nicht.«

»Das wäre theoretisch denkbar«, erwiderte Christoph. »Ich habe aber Zweifel. Wenn wir davon ausgehen, dass Witte Rechtshänder war, so hat er die Axt auch in der rechten Hand gehalten, als er sich befreite. Und wenn man abrutscht und die andere Hand erwischt, kann man bei einer unglücklichen Aktion vielleicht den Zeigefinger erwischen. Oder den kleinen. Die meisten Menschen sind aber so untrainiert, dass sie den Mittelfinger nur wenig und den Ringfinger kaum allein nach vorn strecken können, sodass der ganze Finger abgetrennt wird.«

Große Jäger wiegte den Kopf. »Deine Theorie klingt einleuchtend. Zudem stellt sich die Frage, ob Witte mit dem abgehackten Finger zu Reimers gefahren ist, um diesen Teil seiner Hand in der Biogasanlage zu entsorgen.«

»Und wenn es nicht Witte war, sondern Michelsen, als er bemerkte, dass Witte auszubrechen drohte? Wenn Michelsen von außen in seiner Wut die Axt genommen hat und zuschlug, als Witte durch einen Türspalt am Schloss fingerte?«

»Tja«, sagte Große Jäger und schnippte die Zigarettenkippe fort. »Deshalb sind wir beide mit den Ermittlungen in diesem Fall betraut und niemand anders.«

Christoph schenkte ihm einen Seitenblick.

»Angeber.«

Große Jäger strich sich über den Schmerbauch. »Man nennt mich nicht umsonst den Columbo von der Küste.«

»Mit dem hast du aber keine Ähnlichkeit. Ich habe gehört, dass du einen anderen Spitznamen trägst.«

Der Oberkommissar grinste. »Klar, kenne ich auch. Schnüffelschwein.« Er schien sogar stolz darauf zu sein.

Auf dem Hofplatz von Bauer Reimers fanden sie nur mit Mühe einen Parkplatz. Es wimmelte von Uniformierten und Männern in Arbeitskleidung. Fahrzeuge standen herum, Rohrleitungen waren verlegt, und das brackige Wasser stand knöchelhoch. Es roch erbärmlich nach Gülle. Inmitten des Chaos fanden sie Klaus Jürgensen.

»Na, Klaus. Stinkt dir deine Arbeit manchmal?«, fragte Große Jäger.

Der Hauptkommissar warf ihm einen Blick zu, der zarter besaitete Mitmenschen ins Jenseits befördert hätte.

»Ich kann nur für euch hoffen, dass wir fündig werden. Nach der Pleite beim Abtragen der Halle in Neumünster, als die Kieler Kollegen einem offensichtlichen Lügner aufgesessen sind, darf es keine zweite Pleite geben. Nicht nur die Kosten, die hier verursacht werden, auch das Image, das verloren ginge. Das Ganze würde doch von den Medien ausgeschlachtet werden. Das ist aber noch gar nichts gegen das, was ihr von mir zu erwarten hättet.



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