Das 2. Gesicht by Nika Lubitsch

Das 2. Gesicht by Nika Lubitsch

Autor:Nika Lubitsch [Lubitsch, Nika]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: sp by Darkmon
veröffentlicht: 2014-03-12T23:00:00+00:00


Auf Sandras Spuren

Irgendwas pochte in meinem Hinterkopf. Sie hatten das Handy von Sandra gefunden. Ausgeschaltet. Aber Sandra wollte eindeutig zu Ferdi Kuhn. Natürlich wusste ich nicht, was die Polizei noch für Anrufe auf ihrem Telefon gefunden hatte. Aber eins wusste ich: Irgendetwas war dazwischen gekommen. War sie auf dem Weg zum Makler entführt worden oder hatte sie diesen Weg erst gar nicht eingeschlagen?

Der Gedanke sprang aus meinem Hinterkopf in mein Bewusstsein: Vielleicht hatte sie einen Anruf auf unserem Festnetzanschluss zu Hause bekommen. Ich gab Gas und raste über die Brücke zurück nach Fort Myers. Mit quietschenden Bremsen hielt ich in der Einfahrt und stürmte ins Haus. Ich lief in die Küche, wo der Hauptapparat unserer Telefonanlage stand. Ich drückte die Taste mit der Historie. Da wir auf einer Liste standen, dass bei uns Werbeanrufe unerwünscht sind, gab es einen sehr einfachen Anrufverlauf. Elly schien hier nie einen Anruf zu erhalten, und da ich mit Sandra immer geskypt hatte, ist unsere Anrufhistorie geradezu jungfräulich. Es war in den letzten drei Tagen ein einziger Anruf eingegangen. Ich hatte ihn nicht entgegengenommen.

Also drückte ich auf Rückruf. Es meldete sich eine mir wohlbekannte Stimme.

„Hi“, sagte ich, „hier ist Julia Osterman. Sie haben bei uns angerufen?“

„Ja“, sagte der nette Mann von der Security, mit dem Sandra im durchscheinenden Negligé geflirtet hatte, „ich habe Ihre Freundin angerufen. Sie wollte doch unbedingt die Adresse haben, zu der die Störungen im Haus gemeldet werden. Und die habe ich ihr gegeben. Ich dachte, das hätte sie in Ihrem Auftrag getan?“

„Ja, ja“, sagte ich. „Wann haben Sie denn mit ihr telefoniert?“

„Vorgestern, so kurz vor drei“, sagte er. Ein Schweißtropfen löste sich von meiner Stirn und fiel auf die Granitoberfläche des Küchenschrankes. Sandra hatte die Adresse vom Strandhaus von der Security. Damit war ihr Treffen mit Ferdi Kuhn hinfällig gewesen.

„Könnten Sie mir bitte die Adresse geben?“, bat ich.

„Da müsste ich erst mal ins Büro fahren, die habe ich hier nicht.“

Am liebsten hätte ich geschrien „Dann beeil dich, du Arsch!“, aber ich ließ es. „Bitte, könnten Sie das so schnell wie möglich machen?“, flötete ich mit meiner schönsten Engelsstimme.

„Für so gute Kundinnen wie Sie tue ich alles“, beeilte er sich zu sagen. „Ich rufe Sie gleich zurück.“

Gleich hieß bei ihm fast zwei Stunden. Ich konnte einfach nicht still sitzen bleiben und war mit dem Telefon durch das Haus getigert. Und dann hatte ich sie: die Adresse vom Strandhaus. Es gab keine Sekunde zu verlieren. Ich rannte zum Jeep und raste nach Captiva. Wobei man nach Captiva nicht wirklich rasen kann. Bis zur Brücke nach Sanibel ging es noch halbwegs zügig voran, aber in Sanibel war Stop-and-go angesagt. Touristen verstopften die Straßen auf der Suche nach Parkplätzen. Lieferwagen und die Trucks der Gärtner mit ihren langen Anhängern gaben ein Hupkonzert von sich, wenn mal wieder ein Tourist auf die Bremse trat, weil er meinte, das Seeadlernest unbedingt von der Hauptstraße aus fotografieren zu müssen. Ab der Ecke Palm Ridge Road hatte ich einen Coca-Cola-Sattelschlepper vor mir, dessen Kurvenmanöver auf der engen Sanibel Captiva Road ebenfalls nicht einer gewissen Spannung entbehrten.



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