Courage zeigen by Krumbiegel Sebastian

Courage zeigen by Krumbiegel Sebastian

Autor:Krumbiegel, Sebastian [Krumbiegel, Sebastian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-GVH Religion und Gesellschaft
veröffentlicht: 2017-02-20T23:00:00+00:00


Die »Herzbuben« im Elternhaus in der »Bude unterm Dach«, 1987 (von links nach rechts: Wolfgang, Jens, Dirk). Foto: privat

Ich bin der schönste Junge aus der DDR

Und das freut mich sehr

Seh ich mir meinen Körper an

Dann denk ich: Mann oh Mann

Die Mädchen sind sehr angetan

Von mir als Tarzan-Muskelmann

Und auch die Jungs – schub-schubiduh

Lassen mich nicht mehr in Ruh

Ich bin der schönste Junge aus der DDR

Aus uns’rer schönen DDR

Ich bin der schönste Junge aus der DDR

Und das freut mich sehr

Ob Mann ob Weib – sie werden warm

Wenn ich sie betör’ mit meinem Charme

Ob Mann ob Weib – sie werden heiß

Denn jeder hier im Lande weiß

Ich bin der schönste Junge aus der DDR

Aus uns’rer schönen DDR

Ich bin der schönste Junge aus der DDR

Aus uns’rer DDR

Und aus dem RGW

Und alle Mädchen werden blass

Und nicht nur um die Augen nass

Auch alle Jungs sind wie erstarrt

Oh Schreck – nicht nur ihr Blick wird hart

Denn ich bin der schönste Junge aus der DDR

Aus uns’rer schönen DDR

Ich bin der schönste Junge aus der DDR

Aus uns’rer DDR

Und aus dem RGW

Und aus der ganzen Welt

Die uns so gut gefällt

Musik: Sebastian Krumbiegel und Wolfgang Lenk, Text: Sebastian Krumbiegel

Diese Art von (Selbst)-Ironie wurde sehr gut verstanden. Wenn ich als dicklicher, nicht gerade Adonis-gleicher Junge dieses Lied sang, wussten die Leute ganz genau, wie das gemeint war. Außerdem war gegen Ende der Achtzigerjahre sowieso eine aufregende Zeit. Es bewegte sich was im Land. Durch die vor allem von Michail Gorbatschow angeregten Reformen in der Sowjetunion wurde die politische Debatte belebt. Glasnost und Perestroika, Offenheit und Umgestaltung, waren in aller Munde, und wir spürten, dass etwas in der Luft lag. Es kamen Dinge ins Rollen, die unser aller Leben bald vom Kopf auf die Füße stellen sollten. In diesen Tagen wurden meine Texte dann auch direkter. Als Gorbatschow mit seiner Perestroika kam, haben wir ein Lied gesungen, in dem wir ihn baten, uns doch bitte seine neuen Spielregeln beizubringen. Wolfgang hatte ein Arrangement im Gestus eines russischen Liedes geschrieben und wir sangen:

Ja es hat wirklich Stil

Dein Gesellschaftsspiel

Und wir sind ja nicht dumm

Die Regeln sprechen sich rum

Auch wir werden sie bald versteh’n

Bei diesem Lied hatten wir übrigens das einzige Mal die Zensur im Nacken. Wir wollten es für den Rundfunk der DDR im Studio aufnehmen und hatten auch schon eine Produzentin, die großartige Luise Mirsch, die schon mit Renft, Veronika Fischer, Pankow und Nina Hagen gearbeitet hatte. Als Tonstudio hatte sie das berühmte Set-Studio gebucht, ein modernes Studio, technisch auf dem neuesten Stand, das ich schon kannte, weil Tobias’ Bruder Gitarrist bei Set war. Doch kurz bevor wir mit den Aufnahmen beginnen wollten, wurden uns ganz klassisch Knüppel zwischen die Beine geworfen, und diese Session sollte nicht zustande kommen.

Wir waren alle im Studio versammelt, freuten uns auf die gemeinsame Arbeit, tranken Kaffee und besprachen gerade, wie wir vorgehen wollten, als das Telefon klingelte. Es war ein Anruf aus Berlin, und man verlangte nach der »Verantwortlichen für diese Tonaufnahme«. Luise, die Produzentin, war wohl am meisten überrascht, denn sie hatte die harten Zeiten von Zensur



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