Clark, Mary Higgins by Spuerst du den Todeshauch

Clark, Mary Higgins by Spuerst du den Todeshauch

Autor:Spuerst du den Todeshauch
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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Am Dienstagmorgen begannen auf dem Connelly-Gelände die Aufräumarbeiten. Nach umfangreichen Ermittlungen waren Ursache und Ausgangspunkt der Explosion sowie des anschließenden Brandes zweifelsfrei geklärt. Durch eine aufgeschraubte Gasleitung, ein klares Anzeichen für Manipulation, war Gas in die Museumsräume geströmt und hatte sich schließlich durch ein freiliegendes Stromkabel in der Fontainebleau-Suite entzündet.

Die Versicherungsgutachter hatten verkohlte und zerbrochene Holzsplitter gefunden, Überreste der Verzierungen an antiken Tisch- und Stuhlbeinen, dazu dreihundert Jahre alte Stoffe und Gewebe. Manche Ausstellungsstücke waren einen Straßenzug entfernt in der Anfahrt zu anderen Lagerhäusern gefunden worden. Jetzt aber war es an der Zeit, den Schutt und die potenziell gefährlichen Überreste zu entfernen.

Bagger wurden auf Tiefladern angeliefert. Andere Fahrzeuge brachten riesige Schuttcontainer. Die Arbeiter begannen mit dem Museum. Jahrelang hatte es exquisite Antikmöbel beherbergt, die Dennis Francis Connelly voller Stolz nachgebaut hatte. »Es sieht hier aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen«, sagte Jose Fernandez, einer der Arbeiter, zu seinem Chef. »Da hat jemand sein Handwerk verstanden.«

»Ja, hat ja auch ganz schön geknallt«, stimmte sein Chef zu. »Wer immer das hier verbrochen hat, er hat ganze Arbeit geleistet. Aber wir müssen aufpassen, dass sich der Boden nicht irgendwo absenkt. Ich habe weder Lust, dass sich jemand verletzt, noch will ich eine Maschine verlieren.«

Den gesamten Tag mit Ausnahme der Mittagspause räumten die Arbeiter die verkohlten Trümmer weg und brachten die noch stehenden Ruinenwände zum Einsturz.

Gegen fünf Uhr, kurz vor Feierabend, brach in der Nähe des ehemaligen Unterstellplatzes für die Möbelwagen der Teer auf, und im Boden klaffte urplötzlich ein mehr oder minder tiefes Loch. »Nichts passiert«, sagte der Chef. »Sperrt alles mit gelbem Band ab, sonst fällt uns da noch so ein Idiot rein, der meint, er könnte nachts hier was abstauben.«

Froh, dass sie sich nicht mehr darum kümmern mussten, schlugen die Arbeiter vier Pfosten in den aufgerissenen Teer und wickelten leuchtend gelbes Absperrband um die Grube.

Für heute reicht’s, es ist genug, dachte sich Jose, streckte die schmerzenden Schultern und setzte sich hinter das Lenkrad des Lasters. Nach seinem Master-Abschluss in Alter Geschichte und mehr als hunderttausend Dollar Schulden aufgrund des Studiendarlehens war er froh um den Job, der sowieso nur übergangsweise gedacht war, bis es mit der Wirtschaft wieder aufwärtsging. Er war als Sohn von hart arbeitenden Immigranten aus Guatemala in einer Sozialbausiedlung in Brooklyn aufgewachsen und suchte immer gern nach Zitaten, die seiner gegenwärtigen Lage entsprachen.

Es ist genug, dachte er. Wie lautet das vollständige Zitat? Ich komme noch drauf, dachte er und ließ den Motor an. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. Zufrieden, dass er sich an die Worte erinnern konnte, trat er aufs Gaspedal.

Dahinter, hinter den abrückenden Lastwagen, fielen die ersten abendlichen Schatten auf die menschlichen Überreste, die von den aufgeplatzten Teerplatten fast vollständig verdeckt wurden. Es war ein Skelett, und um den Hals trug es eine matt angelaufene Kette mit einem Medaillon, auf dem der Name TRACEY eingraviert war.



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