clare, cassandra - chroniken der unterwelt - 03 by city of glas

clare, cassandra - chroniken der unterwelt - 03 by city of glas

Autor:city of glas
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


13

WO LEID IST …

Schwer atmend erwachte Clary aus einem Traum mit blutenden Engeln, das Bettlaken in einer engen Spirale um ihre Beine gewickelt. In Amatis’ Gästezimmer war es stockdunkel und stickig, fast wie in einem Sarg. Clary streckte einen Arm aus und riss die Vorhänge auf. Tageslicht strömte in den Raum. Doch dann warf sie einen Blick aus dem Fenster, runzelte die Stirn und zog die Vorhänge wieder zu.

Die Nephilim verbrannten ihre Toten und seit dem Angriff der Dämonen war der Himmel im Westen der Stadt ständig von Rauchwolken verhangen. Der Anblick bereitete Clary Übelkeit, daher ließ sie die Vorhänge weitgehend geschlossen. In der Dunkelheit des Gästezimmers schloss sie die Augen und versuchte, sich an ihren Traum zu erinnern. Darin waren Engel vorgekommen und das Bild der Rune, die Ithuriel ihr gezeigt hatte - wieder und wieder hatte sie sich hinter Clarys geschlossenen Lidern abgezeichnet, wie ein blinkendes grünes Ampelmännchen. Es handelte sich um eine einfache Rune, so schlicht wie ein geknüpfter Knoten; aber sosehr Clary sich auch konzentrierte, es gelang ihr nicht, sie zu entziffern, ihre Bedeutung zu erkennen. Sie wusste nur eines: Die Rune erschien ihr irgendwie unvollständig, als hätte ihr Schöpfer das Ornament nicht vollendet.

Dies sind nicht die ersten Träume, die ich dir geschickt habe, hatte Ithuriel gesagt. Unwillkürlich musste Clary an ihre anderen Träume denken: Simon mit eingebrannten Kruzifixen in den Handflächen, Jace mit weißen Schwingen, Seen mit gefährlich knackenden Eisflächen, die glitzerten wie Spiegelglas. Hatte der Erzengel ihr diese Träume ebenfalls gesandt?

Seufzend setzte Clary sich auf. Die Träume mochten nicht schön sein, aber die Wachbilder, die ihr durch den Kopf spukten, waren auch nicht viel besser: Isabelle, die schluchzend auf dem Boden der Abkommenshalle kauerte und sich mit solcher Vehemenz die schwarzen Haare raufte, dass Clary schon fürchtete, sie würde sich alle ausreißen. Maryse, die Jia Penhallow anschrie und ihr mit überschlagender Stimme vorwarf, der Junge, den sie in ihr Haus geholt hatten, habe dieses abscheuliche Verbrechen begangen … ihr Cousin … und wenn er ein solch enger Verbündeter Valentins sei, was sage das dann über die Penhallows aus? Alec, der versuchte, seine Mutter zu beruhigen, und Jace vergebens bat, ihm dabei zu helfen. Jace, der einfach nur dastand, während über Alicante die Sonne aufging und durch das Glasdach der Halle strahlte. »Der Morgen ist angebrochen«, hatte Luke gesagt und dabei erschöpfter gewirkt, als Clary ihn jemals gesehen hatte. »Zeit, die Toten zusammenzuholen.« Und dann hatte er Patrouillen losgeschickt, um die toten Schattenjäger und Lykanthropen, die noch in den Straßen lagen, einzusammeln und zum Platz vor der Abkommenshalle zu bringen - derselbe Platz, den Clary mit Sebastian überquert hatte und wo sie gemeint hatte, das Gebäude erinnere ein wenig an eine Kirche. Damals war ihr der Platz sehr hübsch vorgekommen, mit seinen Blumenkästen und den leuchtend bunten Ladenfronten. Doch nun stapelten sich hier die Leichen.

Dazu gehörte auch Max. Beim Gedanken an den kleinen Jungen, der sich mit ihr so ernsthaft über Mangas unterhalten hatte, krampfte sich Clarys Magen zusammen. Sie hatte ihm versprochen, ihn einmal zu Forbidden Planet mitzunehmen, doch daraus würde nun nichts mehr werden.



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