Carlotta, Band 5: Carlotta - Internat und tausend Baustellen (German Edition) by Hoßfeld Dagmar

Autor:Hoßfeld, Dagmar [Hoßfeld, Dagmar]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2014-09-25T22:00:00+00:00

Ein paar Stunden später raubt das dichte Gedränge vor der Gruft Carlotta fast den Atem. Es ist kurz nach halb neun. Wie sollen sie in diesem Gewühl jemals die Jungs finden? Anscheinend will heute das halbe Internat tanzen gehen. Seit eine Gruppe älterer Schüler das ungenutzte Kellergewölbe zu einer Disco umfunktioniert hat, ist die Gruft der angesagte Treffpunkt am Wochenende. Jedenfalls für die Mittel- und Oberstufe.

Die wummernden Beats hallen von den dicken Mauern wider. Carlotta stellt sich auf die Zehenspitzen, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Hinter der Eingangstür, durch die sich die Besucher drängen, zucken grelle Lichtblitze im Takt.

„Siehst du was?“, fragt sie Manu, die vor ihr steht. Sie muss fast schreien, damit Manu sie überhaupt hört.

Die schüttelt den Kopf. „Nee, keine Spur von Julian und den anderen!“

Sofie krallt sich an Carlottas Arm fest, damit sie nicht getrennt werden. Ihre Augen wirken riesig in dem schmalen Gesicht. Im Gegensatz zu Carlotta und Manu, die einfach in Jeans, schlichte T-Shirts und flache Schuhe geschlüpft sind, hat sie sich richtig schick gemacht. Zu einem figurbetonten knallroten Minikleid trägt sie Pumps mit so hohen Absätzen, dass Carlotta schon beim bloßen Hinsehen schwindelig wird.

Als die Schlange in einer Wellenbewegung vorwärtsgedrängt wird, legt sich plötzlich von hinten eine Hand auf Carlottas Schulter.

„Prinzessin!“, ruft jemand.

Carlotta ist so eingezwängt, dass sie sich kaum umdrehen kann. Ohne hinzuschauen, ruft sie: „Hi, Jonas! Ich hab dich schon gesucht!“

Jonas drängelt sich ein Stück vor und fängt sich dafür ein paar unfreundliche Kommentare ein. Er grinst nur darüber.

„Heißt das, du hast mich vermisst?“, brüllt er Carlotta in ihr linkes Ohr.

„Nee!“ Sie schüttelt lachend den Kopf.

Ein Stück weiter vorn entdeckt sie plötzlich Brendan und Julian. Sie gibt Manu und Sofie ein Zeichen. Wieder werden sie ein paar Zentimeter weitergeschoben und stehen auf einmal im Eingangsbereich der Gruft. Das Gedränge und Geschiebe lässt etwas nach.

Carlotta und ihre Freunde bezahlen den Eintritt und lassen sich von einem Oberstufenschüler einen Stempel auf den Handrücken drücken. Erst jetzt bemerkt Carlotta, dass auch Julian sich für den Abend extra herausgeputzt hat. Zu einem schneeweißen Oberhemd trägt er eine dunkle Jeans mit Bügelfalte und sein fliederfarbenes Jackett. Die Ärmel hat er lässig hochgekrempelt. Die anderen Jungs haben sich nicht so viel Mühe gemacht. Jonas und Brendan sehen aus wie immer.

„Ich glaub, ich muss erst mal was trinken!“, japst Carlotta und wischt sich den Schweiß von der Stirn, während sie sich neugierig umschaut.

Ringsherum stehen alte Sofas und ausgemusterte Turnhallenbänke an den Wänden. In einer Ecke ist eine Bar aufgebaut. Ein paar Jungs aus der Elften haben sie aus Spanplatten, Regalbrettern und Kisten gezimmert. Die Tanzfläche davor ist so voll, dass die Tanzenden wie eine einzige wabernde Masse wirken, die sich im Rhythmus der Musik auf und ab bewegt.

„Cola?“, fragt Jonas.

Carlotta nickt.

„Dahinten ist eine Couch frei!“ Manu steuert zielstrebig auf das Möbelstück zu und lässt sich ächzend in die Mitte der weichen Polster fallen. Carlotta und Sofie setzen sich links und rechts neben sie, während die Jungs sich an die Bar stellen, um die Getränke zu besorgen.

Eine Viertelstunde später ist Carlotta ein Teil der wabernden Masse auf der Tanzfläche.

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