Bombenspiel: Linda Roloffs fünfter Fall by Graf Edi

Bombenspiel: Linda Roloffs fünfter Fall by Graf Edi

Autor:Graf, Edi [Graf, Edi]
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783839210352
Herausgeber: Gmeiner Verlag
veröffentlicht: 2010-10-14T22:00:00+00:00


Zur selben Zeit, Republik Nasana, Zentralafrika

»Dag Meneer!«, grüßte der Mann auf Afrikaans. Er war am Morgen aus Johannesburg in Kigali eingetroffen und mit dem Jeep über schlammige Pisten nach Nasana gefahren. Von seinem glatt rasierten Gesicht troff Schweiß und man sah ihm an, dass er die tropische Schwüle Zentralafrikas nicht gewohnt war. Die übergroße Sonnenbrille verdeckte nur teilweise die dicken Tränensäcke unter den Augen, und die Warzen auf Nase und Kinn schienen in der Hitze rot zu glühen.

Er war ganz in Schwarz gekleidet, eleganter Anzug mit Nadelstreifen, nur das Hemd weiß und die Krawatte fein grau gemustert, sein weißes Gesicht lag im Schatten eines breitkrempigen Sonnenhuts. Auch die Schuhe glänzten schwarz, obwohl er die 200 Meter von seinem Mietwagen zu der kleinen Baracke unter den Bäumen zu Fuß durch den roten Schlamm gegangen war. Aber er hatte sich die Mühe gemacht, auf der Toilette, die hier in dieser Einöde nicht mehr war als ein gefasstes Loch im Boden, kurz mit einem Papiertaschentuch über seine Lackschuhe zu fahren und den Schmutz abzuwischen.

In der linken Hand trug er einen eleganten, schmalen schwarzen Lederkoffer. Er machte den Eindruck eines seriösen Geschäftsmanns, der in die Urwaldklinik gekommen war, um einem Kongress beizuwohnen oder einen Vertrag zu unterzeichnen.

Der glatzköpfige Weiße, der ihn am Eingang zum Haupthaus des Buschkrankenhauses erwartet hatte, streckte ihm die Arme entgegen und rief: »Andries van Wyk? Hoe gaan dit met u?«

»Goed, dankie, en met u?«

»Ja nee, ek kann nie kla nie.«

Nachdem die beiden sich mit den üblichen afrikaansen Floskeln begrüßt hatten, führte Samuel Strijdom den Gast aus Südafrika in das Besucherzimmer, wo ein alter Ventilator, der sich ächzend an der Decke drehte, die Raumtemperatur um zwei Grad absenkte.

»Nun ist es also so weit«, begann der Arzt. »Läuft alles nach Plan bei Ihnen?«

Der andere nickte. »Alles bestens.«

»Und die Kaffern glauben immer noch, dass meine große Medizin ihnen hilft, alle Weißen in Afrika zu töten?«

»In der Tat. Die Burschen sind noch genau so dumm wie zu Dinganes Zeiten. Das wird Südafrika sogar bei der WM erleben! In Swasiland hat der Sangoma, den sie dort wie einen Wunderdoktor verehren, vor dem Spiel der Black Mambas gegen die Mbabane Swallos ein Huhn verbrannt und im Rasen des Stadions vergraben. Sollte seiner Mannschaft Glück bringen.« Der Mann, den der Buschdoktor Andries van Wyk genannt hatte, lachte und der weiße Arzt stimmte ein. »Ich hatte ein wenig Sorge, dass Ihre Tarnung auffliegen könnte«, meinte er schließlich. »Aber es scheint, das war unnötig. Sie haben perfekt agiert. Was haben Sie Ihren Leuten eigentlich über mich erzählt?«

»Dass Sie ein alter verbitterter Arzt sind, der sich an denjenigen rächen will, die ihn aus seiner Heimat vertrieben haben.«

»Gut formuliert. Klingt glaubhaft. Seit Jahren sitze ich in diesem Dreckloch fest, nur weil sie mich mit dieser scheiß Affirmative Action drangekriegt haben! Ich könnte der beste Arzt Südafrikas sein, ja sogar der Welt, wenn jetzt im Hartland van die Boerevolk nicht die Kaffern das Sagen hätten. Sie werden noch kommen und um Gnade flehen. Sie werden winseln und jaulen wie Hunde. Und dann werde ich es sein, der nein sagt, so wie sie damals zu mir.



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