Blinde Augen sehen mehr by Margaret Millar

Blinde Augen sehen mehr by Margaret Millar

Autor:Margaret Millar [Millar, Margaret]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783257607321
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


{159}11

Die Frau öffnete den Mund zu einem zweiten Schrei. »Ruhe«, sagte Higgins und rappelte sich auf. Ihr Mund blieb offen stehen, aber es kam kein Ton heraus.

»Bin hingefallen«, sagte Higgins und klopfte sich die Hosen ab. Beim Sprechen tat ihm der Kiefer weh, aber das machte nichts, die Aktion war wunschgemäß verlaufen.

»Der Boden ist zu glatt«, sagte er. »Ein Wunder, daß ihr Mädels euch darauf nicht den Hals brecht.«

»Was … was machen Sie hier hinten? Joey hat da seine Vorschriften.« Ihre Stimme war tief und gewöhnlich.

»Ich wollte mit einem der Girls sprechen«, sagte Higgins geläufig.

»Mit wem denn?«

»Mit Ihnen.«

»Mit mir?« Sie wich einen Schritt zurück. »Ich kenne Sie nicht. Machen Sie, daß Sie rauskommen, sonst rufe ich Joey.«

»Joey? Ich glaube nicht, daß Sie Joey gern dabei hätten. Die Sache bleibt besser unter uns.«

»Ich muß jetzt raus, das ist mein Song.«

»Nur zu.«

Er gab den Weg frei, und sie trat mit raschen, nervösen Schritten an ihm vorbei vor den Vorhang. Dünner Beifall klang auf, die Band nahm die Lautstärke zurück, die Frau {160}fing an zu singen. »O mein Herz, das ist in die Flaute gesegelt …« Sie sang schlecht, dem Orchester immer eine Nasenlänge voraus, als wolle sie die Musik zu mehr Tempo zwingen.

Fünf Minuten später war sie wieder da. Sie wirkte selbstsicherer. Während ihr Herz in die Flaute gesegelt war, hatte sie Zeit zum Nachdenken gehabt.

»Es geht um einen Bekannten von Ihnen«, sagte Higgins. »Sie wissen, wen ich meine?«

»Keine Ahnung. Sie sind ein Bulle, nicht?«

»Inspektor Higgins, Miss Rosen. Ich suche Tony Murillo.«

»Den such ich auch«, sagte Mamie. »Und ich kann ihm nur wünschen, daß Sie ihn zuerst finden.«

So ist das also, dachte Higgins. Laut sagte er: »Wir haben Murillo so lange nicht gesehen, fast zehn Jahre nicht mehr, daß wir ihm mal wieder guten Tag sagen wollten. Sie haben ihn vor zehn Jahren noch nicht gekannt?«

»Nein.«

»Da hatte er gerade zwei Jahre Knast gekriegt. Weil er mit Joints gehandelt hatte. Ich brauche ihn.«

»Wozu?«

»Zu einem Verhör. Wo steckt er?«

»Weiß ich nicht.«

»Leben Sie nicht mit ihm zusammen?«

»Hin und wieder«, sagte Mamie frostig. »Ab und an.«

Joey kam durch die Seitentür herein. »Du warst lausig«, sagte er zu Mamie. »Was ist bloß in dich gefahren?«

»Nichts.«

Joey wandte sich an Higgins. »Polizei, wie? Was haben wir jetzt wieder angestellt? Wo ist Stevie?«

»Mr. Jordan ist ein bißchen spazierengegangen, um sich {161}abzukühlen«, sagte Higgins. »Ich glaube kaum, daß er heute abend noch mal herkommt.«

»Was wird eigentlich hier gespielt?« fragte Joey. »Mit welchem Recht dürfen die Bullen mir meine Show kaputtmachen?«

»Plustern Sie sich nicht auf«, sagte Higgins. »Wir wollten nur mit Mr. Jordan sprechen. Und jetzt möchte ich mit Miss Rosen sprechen. Unter vier Augen.«

»Herrgott noch mal, muß das ausgerechnet jetzt sein? Sie jagen der Frau einen Schreck ein, daß sie nur noch krächzen kann, wenn sie singen soll, und schnappen sich Jordan –«

»Mr. Jordan ist ganz von selbst gegangen«, beteuerte Higgins. »Und ich möchte immer noch unter vier Augen mit Miss Rosen sprechen.«

»Worüber?«

»Über ihren Freund.«

Joey fuhr wütend zu Mamie herum. »Himmel noch mal! Was hab ich dir gesagt? Du fliegst, wenn du diesen Itaker nicht sausen läßt.



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