Beweiskette by Garry Disher

Autor:Garry Disher [Disher, Garry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Australien, Kriminalroman, spannung
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2015-11-18T16:00:00+00:00

33

Challis steckte das Handy in die Hosentasche und eilte durch die Küche, bevor das Telefon seinen Vater aufweckte. Dann erst ging ihm auf, was Ellen gesagt hatte: »Ich vermisse dich.« Grinsend hob er ab.

»Hal«, sagte seine Schwester. »Angeblich haben sie Gavin gefunden.« Panik war in ihrer Stimme zu hören. Es war neunzehn Uhr, Sterne standen am weiten Himmel, den Challis durchs Fenster über der Spüle gut sehen konnte.

»Wo?«

Meg erläuterte ihm die Umstände, aber sie klang angespannt, hatte sich kaum unter Kontrolle; ihr Bericht war lebhaft. Challis konnte den einsamen Friedhof und die Leiche vor sich sehen. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen bei der Mordkommission konnte er sich die Leiche gut vorstellen. Er wusste, was Zeit und Umstände – Wasser, Luft, Chemikalien, Erde und das Fehlen derselben – mit einer Leiche anstellen konnten.

»Wie sicher sind sie?«

»Seine Brieftasche. Und seine Schlüssel.«

Challis setzte sich an den Tisch. »Die Polizei wird dennoch eine umfassende Identifizierung durchführen müssen. Zahnabdruck, DNA.«

»Ich weiß. Das haben die mir auch gesagt. Hal, die meinten, er habe eine Kugel in den Kopf bekommen, und haben gefragt, ob ich was darüber wisse und wo ich zum Zeitpunkt seines Verschwindens gewesen sei.«

Challis setzte sich aufrecht hin. »Von wem redest du? Wer stellt denn solche Fragen?«

»Zwei Detectives. Sie sind aus Adelaide.«

Mordkommission, dachte Challis. »Ich komme rüber. Ist Eve zu Hause?«

»Sie ist über Nacht bei einer Freundin. Sie lernen zusammen. Ich hatte nicht mal Gelegenheit, sie anzurufen.«

Challis schaute bei seinem Vater vorbei und fragte sich, was er ihm sagen sollte. »Das war Meg. Sie …«

»Ich hab sie heute noch gar nicht gesehen«, sagte der alte Herr quengelig. »Warum ist sie heute nicht gekommen?«

Er wirkte gereizt. Er hatte gute und schlechte Tage, hatte jeden Tag gute und schlechte Phasen. Challis saß auf dem Bettrand, die Luft war stickig, roch nach Alter und Krankheit. »Dad, man hat eine Leiche gefunden. Die Polizei glaubt, dass es sich um Gavin handelt.«

Sein Vater schaute ihn scharf an. »Selbstmord? Draußen? Kann nur noch ein Skelett sein.«

Challis berührte seinen Vater am dürren Handgelenk. »Verscharrt, Dad. Die vermuten ein Verbrechen.«

Der Blick des Vaters wurde noch schärfer. »Sie verdächtigen Meg, willst du sagen.«

»Möglich. Ich fahre hin. Mal sehen, was ich herausfinde.«

»Ich komme mit.«

»Dad.«

»Ich komme mit.«

Challis brauchte eine halbe Stunde, bis sein Vater so weit war. Sie nahmen den klapprigen kantigen Kombi des alten Herrn, fuhren schweigend. Challis’ Vater lehnte sich vor, so als wolle er sie noch schneller durch den Abend zu Megs Haus an der anderen Seite des Städtchens bringen. Das Haus war baufällig. Überall standen kleinere Ställe und Käfige herum aus der Zeit, als Gavin verwaiste, verwundete oder misshandelte Tiere aufgenommen hatte. Die Tiere waren schon lange fort, nun wirkte der Garten ungepflegt, Meg und Eve kamen gegen das erste Frühlingswachstum einfach nicht mehr an. Der geschotterte Wendeplatz war im Mondlicht ganz weiß, die Abblendlichter spiegelten sich in den Scheinwerfern dreier Autos: Megs Holden, der im Carport stand, ein Streifenwagen und ein anonym wirkender, weißer Falcon.

Challis bremste und schaltete den Motor ab. Sein Vater nestelte am Türgriff herum und ließ seinen Stock zwischen Sitz und Tür fallen.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.