Betreutes Trinken by Katinka Buddenkotte

Betreutes Trinken by Katinka Buddenkotte

Autor:Katinka Buddenkotte [Buddenkotte, Katinka]
Die sprache: deu
Format: epub, azw3, mobi
ISBN: 381350509X
Herausgeber: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2012-10-07T22:00:00+00:00


XXI

Ich wusste doch, dass ich die ganze Packung Spaghetti hätte kochen sollen. Eine halbe ist einfach zu wenig für zwei ausgewachsene Menschen. Da hilft auch kein Knoblauchbaguette, kein Beilagenkartoffelsalat und kein Pistazieneis zum Nachtisch. Ich habe immer noch Hunger. Zum Glück horte ich Notreserven. Als ich gerade von der Schokolade abbeißen will, nimmt Gunnar mir die Dreihundert-Gramm-Tafel aus der Hand: »Lass das. Du machst mir Angst.«

»Gut so. Lebe in Furcht«, rate ich ihm und entreiße ihm den Schatz wieder.

Gunnar jault: »Ja, so seid ihr Frauen. Erst bringt ihr die Kerle um den Verstand, und wenn ihr sie am Haken habt, lasst ihr euch komplett gehen.«

»Dann geh doch zurück zu deinen schwulen Finnen«, schlage ich vor.

»Kann ich nicht. Zu vollgefressen.«

Er legt seinen Kopf zurück auf meinen Bauch, ich wuschele in seinem Haar herum. Bis ich die kleine kahle Stelle berühre. Die macht mir Angst.

»Nicht aufhören«, murmelt der Mann, und mein Magen knurrt. Gunnar schnellt hoch: »Das ist unglaublich! Wie geht das? Du hast zwei Becher Sahne in die Soße getan!«

»Mühsam antrainierter Kamelismus«, lüfte ich das Geheimnis, »ich kann tagelang ohne Essen auskommen, aber wenn ich an die Oase komme – trinke ich sie leer. Praktisch, oder?«

»Gestört«, meint der Herr, aber dann fällt ihm ein: »Auf der anderen Seite: Bei mir ist das so ähnlich.«

»Red keinen Quatsch, du bist doch der Gesundheitsapostel. Wer hat immer das gute Vollkornbrot mit in die Schule genommen, bei wem gab es immer Kleie-Müsli? Du kanntest doch schon das Wort Ballaststoffe, bevor die erfunden worden sind.«

Und dafür hast du jetzt Haarausfall, will ich noch hinzufügen, aber soweit sind wir noch nicht wieder in unserer Beziehung. Keine Schläge unter die Gürtellinie, solange man nackt im Bett liegt, auch nicht, wenn man sich eine halbe Ewigkeit kennt.

»Ich meinte das nicht aufs Essen bezogen«, erklärt Gunnar, »sondern auf Sex.«

»Oh. Hm. Lass mich erst die Schoki essen, dann habe ich vielleicht die Energie …«

Aber als Gunnar mich so ansieht, lasse ich die Tafel wieder sinken.

»Doris, ich meinte das anders. Bei mir ist es jetzt wirklich eine Weile hergewesen.«

Das ist Musik in meinen Ohren, sprich weiter, immer weiter, bitte.

»Ich wollte sagen, das letzte Mal, dass ich was mit einer Frau hatte, war – mit dir.«

»Ja, natürlich.« Was soll man auch sonst zu einem Mann sagen, der unbekleidet und rechtschaffen erschöpft neben einem liegt? Aber dann klingelt das Alarmglöckchen doch noch.

»Wie lange bist du schon mit deinen Finnen unterwegs?«, frage ich vorsichtig und fische mit den Füßen nach der Bettdecke.

Aber Gunnar kommt mir zuvor, er steht auf und reißt die Decke mit sich. In seine Snoopy-Toga gehüllt schreit er mich an: »Hey, Doris Kindermann, ich versuche gerade, dir zu sagen, dass du die Einzige warst, okay? Der einzige Mensch überhaupt, wenn du es genau wissen willst!«

Ich ziehe ihn ganz behutsam wieder zurück ins Bett, und fange an ihn zu küssen. Damit er still ist und ich nicht reden muss. Was sollte ich auch sagen? Dass mir das nach der fantastischen Vorabend-Vorstellung nie aufgefallen wäre? Dass es mir leid tut, dass er die beste



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