Bernsteinmord by Peters Katharina

Bernsteinmord by Peters Katharina

Autor:Peters, Katharina [Peters, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-03-08T16:00:00+00:00


12

Ab Mittag hatte Claudia das Büro völlig unerwartet ganz für sich allein. Der Chef war unterwegs, eine Kollegin hatte ihr krankes Kind aus der Schule abholen müssen und war anschließend nach Hause gefahren, ein anderer Kollege war im Außendienst eingesprungen. Sie beantwortete ein halbes Dutzend Mails und verschickte zwei Angebote, dann öffnete sie kurz entschlossen das Programm mit der Auftragsverwaltung und Abrechnung und sortierte die letzten drei Monate nach der Priorität der eingesetzten Mitarbeiter. Rollner war fleißig gewesen, stellte Claudia tief beeindruckt fest. Es gab kaum eine Tatortreinigung, bei der er nicht mit von der Partie gewesen war.

Sie ging die Liste durch und speicherte die Daten chronologisch auf dem Stick, während sie sich an einen Einsatz auf Rügen erinnerte – ein Suizid. Der Bruder des Verstorbenen hatte in der Firma angerufen, um sich für die freundliche Unterstützung zu bedanken, wobei er Rollners herzlich zugewandte und zugleich bedächtige Art hervorgehoben hatte. Das war nicht das erste und ganz sicher auch nicht das letzte Mal, dass jemand tief berührt seinen Dank zum Ausdruck gebracht hatte.

Soweit sie sich erinnerte, war der Auftrag aus Putbus gekommen, der schnieken weißen Stadt oder auch Rosenstadt genannt … Sie sah die Liste durch, ohne fündig zu werden. Sie stutzte. Ich bin ganz sicher, dachte sie. Der Mann hatte in Putbus gewohnt. Sie wechselte in das Hauptprogramm zurück und fand den Auftrag dort mühelos. Allerdings war Rollner im Mitarbeiterprotokoll nicht aufgeführt, und das war einigermaßen verwunderlich. Noch verwunderlicher war, dass einer der beiden anderen Mitarbeiter, die auf der Liste standen, zu diesem Zeitpunkt seinen Jahresurlaub angetreten hatte.

Claudia überprüfte den Sachverhalt zweimal, bevor sie die relevanten Daten speicherte, den Stick in ihre Handtasche schob und ihre Mittagspause antrat. In einem Bistro auf der gegenüberliegenden Straßenseite nahm sie ihr Smartphone zur Hand und rief Buhl an. Der meldete sich mit vollem Mund. Heringsbrötchen mit doppelter Portion Zwiebelringe, tippte Claudia. So mochte er den Fisch am liebsten.

»Könnte sein, dass ich was für euch habe«, erklärte sie.

Es dauerte einen Mund, bis Buhl geschluckt hatte. »Echt? Das ging ja schnell.«

»Ich habe einen Stick mit den Daten dabei … Kannst du dir heute noch abholen.«

»Hast du einen Tipp vorweg?«

»Ja. Bei einem Auftrag in Putbus, der einige Monate zurückliegt, ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen«, berichtete Claudia mit abgesenkter Stimme. »Ich bin sicher, dass Rollner mit von der Partie war, aber im Protokoll des Auftrags steht ein anderer Mitarbeiter, der wiederum zu diesem Zeitpunkt Urlaub hatte und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht von den Kanaren eingeflogen wurde, um in der Rosenstadt Leichengeruch zu beseitigen.«

»Ein Versehen?«

»Nö.«

»Kann jeder an die Auftragsbearbeitung ran?«

»Ohne Probleme – ja.«

»Und wie sicher bist du?«

»Hundertprozentig.«

»Überzeugt mich. Kannst du mir Name und Adresse vorab simsen?«

»Auch das.«

»Du hast was gut.«

»Ich werde dich erinnern.«

»Mach das.«

Claudia lächelte. Nicht dass sie vorhatte, Buhl an alte Zeiten zu erinnern oder die gar wieder aufleben zu lassen, aber der Mann verfügte über einen durchaus borstigen Charme und Humor, wenn man erst mal gelernt hatte, seine abweisende Miene schlicht zu ignorieren.

Torben hatte bereits mit Hilfe eines IT-Spezialisten Ausschnitte aus dem Mona-Video für Oliver Ragusch zusammengestellt, wie Jan erklärte, als Romy gemeinsam mit dem Zeugen eintraf.



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