Beim Griechen. Wie mein Vater in unserer Taverne Geschichte schrieb by Alexandros Stefanidis
Autor:Alexandros Stefanidis [Stefanidis, Alexandros]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104007816
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2011-11-20T16:00:00+00:00
Zwei Tage später durfte Toni das Krankenhaus wieder verlassen. Mein Vater holte ihn ab. Der Assistenzarzt sagte: »Herr Hausers Gesundheitszustand ist so weit wieder hergestellt. Wir haben ihn mit Antibiotika wieder aufgepäppelt. Aber mit seinen Blutwerten bin ich immer noch nicht zufrieden. Er sollte sich weiter von seinem Hausarzt behandeln lassen, okay? Ich habe ihm eine Überweisung mitgegeben.« Mein Vater nickte.
Toni saß putzmunter auf seinem Bett und zuckte mit den Schultern. »Ich fühle mich prima«, sagte er. »Dieser junge Arzt macht aus einer Mücke einen Elefanten.« Auf dem Nachhauseweg erzählte mein Vater Toni vom Angebot, das »Metro« zu übernehmen.
Meine Eltern überlegten nicht lange. Die Vorteile des neuen Lokals lagen auf der Hand: Das »Metro« war größer als das kleine »Zorbas«, bot gut dreißig Gästen mehr Platz. Das »Metro« hatte einen großen Biergarten. Das »Zorbas« hatte keinen. Und der wichtigste Vorteil, der Standort: Das »Zorbas« lag in der Südstadt, in der Umgebung standen zwar viele Wohnhäuser, aber nur wenige Firmen, deren Mitarbeiter mittags essen gingen. Das »Metro« befand sich dagegen auf der Kaiserstraße, der Hauptader der Stadt. Wenige Meter weiter begann die in eine Fußgängerzone umgewandelte Einkaufsmeile mit den großen Kaufhäusern Karstadt, C&A und Hertie. Gleich nebenan war die Karlsruher Universität, eine Straße weiter das Bundesverfassungsgericht und zwischen diesen Eckpfeilern der Innenstadt befanden sich viele alteingesessene Karlsruher Familienbetriebe wie zum Beispiel die Buchhandlung Kellner&Moessner, Photo Glock, Radio Ade, Polstermöbel Richter oder der Juwelier Fröhlich. »Einen besseren Ort für ein Restaurant gibt es in der ganzen Stadt nicht«, sagte mein Vater zu meiner Mutter. »Und die Küche liegt auf derselben Ebene wie das Lokal«, witzelte sie. Die beiden waren sich schnell einig, dass sie diese Chance nutzen wollten.
Die Ablöse an den Vorpächter des »Metro« betrug 90 000 Mark, die Kosten für den Umbau schätzte mein Vater auf knapp 30 000. Auf der Bank hatten meine Eltern 60 000 Mark, die Hälfte. Für den Rest nahmen sie bei Dieter Mayer, dem Volksbankdirektor, einen Kredit auf. Aus dem »Metro« wurde im November 1982 »Der Grieche«. Und blieb es. Für die nächsten 27 Jahre.
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