Astrid Lindgren. Ihr Leben by Andersen Jens

Astrid Lindgren. Ihr Leben by Andersen Jens

Autor:Andersen, Jens [Andersen, Jens]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-28T16:00:00+00:00


Zu den vielen Attraktionen und Vergnügungen am Tag des Kindes in Humlegården im August 1949 gehört auch ein großer Pippi-Lookalike-Wettbewerb, der viele Teilnehmerinnen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Größe anzieht.

© TT/Dana Press

Eine der kritischeren Rezensenten war Eva von Zweigbergk, der Astrid am 10. Dezember 1949, einen Tag nach der Premiere, einen Brief schrieb, in dem sie sich für Frau von Zweigbergks Besprechung bedankte:

»Wenn ich gestern das Geld hätte zurückzahlen können, das ich für die Filmrechte bekommen habe, um damit den Film ungeschehen zu machen, hätte ich nicht einen Augenblick gezögert. Ich saß auf meinem Platz und habe gelitten. Kurz vor Schluss bin ich gegangen, mit einer Todesangst, dass irgendjemand mich fragen könne, was ich davon halte. Und ich dachte mir: Was um Himmels willen wird Eva von Zweigbergk dazu sagen? (…) Zutiefst dankbar bin ich Ihnen für das, was Sie über Pippi zu Beginn Ihrer Rezension geschrieben haben. Es ist mir eine Stütze, während ich mit ansehen muss, was die Filmfritzen mit meinem armen Kind gemacht haben. (…) Den Pippifilm, von dem ich geträumt habe, einen Film voller Herzlichkeit, Behaglichkeit und Sonnenschein, bekommen wir zwar nicht, aber in seiner beschnittenen Form ist er vielleicht dennoch genießbar für kleine unkritische Kinder.«

Bei dieser Gelegenheit gelobte Astrid, ihr Werk künftig noch besser zu schützen, so wie Jens Sigsgaard es ihr geraten hatte. Pippi war der Beweis, dass sich eine Fantasiefigur auf Papier befreien und dem Urheber aus den Händen gleiten konnte – wie der Schatten im gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Seit Anfang 1946 war Pippi Langstrumpf in immer neuen Versionen und kommerziellen Verpackungen auferstanden. Nicht nur als Bilderbuch und Malheft, als Theater- und Filmprojekt, sondern auch als Fortsetzungsgeschichte in Illustrierten, als Anziehpuppe und auf Schallplatte, ja, sogar als Reklameträger für eine Sparkasse und für eine Pharmafirma, die eine Vitamintablette für Kinder relaunchen wollte. Dies alles geschah mit Astrid Lindgrens Billigung und – nicht selten – ihrer Beteiligung. Am 1. Februar 1947 schrieb sie ihren Eltern: »Nächste Woche werde ich bei einer Schallplattenaufnahme von Pippi mitwirken – es geht um diese Episode mit den Dieben. Später werden sicher noch Pippi-Puppen und Pippi-Puzzles hinzukommen.«

Star in großen Schuhen

Während Pippi ihr Eigenleben als schwedische Markenware führte, war Astrid Lindgren vollauf mit ihrer kometenhaften Karriere als Schriftstellerin beschäftigt. Im Jahr 1948 wurde sie zur festen dritten Moderatorin der populärsten Rundfunksendung Schwedens, Tjugo frågor. Das Konzept war wie maßgeschneidert für ihre scharfe Intelligenz, ihren Sinn für Humor und nicht zuletzt für ihre Fähigkeit zu schnellen, geistreichen Repliken. In einer Zeit, in der es in ganz Schweden nur einen einzigen Rundfunksender gab, war Astrid Lindgren in ihrer Heimat bald ebenso berühmt wie Pippi Langstrumpf. Immer häufiger tauchte sie in Zeitschriften Seite an Seite mit Prominenten auf, stets mit einem hintergründigen Lächeln und bereit zu einer ebenso schlagfertigen wie komischen Antwort. In der Umfrage einer Zeitschrift von 1949 wurde sie gefragt: »Worauf könnten Sie in Ihrem Leben nur schwer verzichten? Und womit könnten Sie nur schwer leben?« Die Antwort auf erste Frage lautete: »Auf Kinder und Natur«, die Antwort auf die zweite: »Mit zu kleinen Schuhen«.



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