Apfelherbst by Bramley Cathy

Apfelherbst by Bramley Cathy

Autor:Bramley, Cathy [Bramley, Cathy]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2023-09-13T00:00:00+00:00


Kapitel 22

Meine Füße wirbelten Wolken von kupferfarbenen Blättern auf, als ich aus dem Dorf sprintete und praktisch über den Zaun auf den Fußweg sprang. Ich zog den Kopf unter den niedrig hängenden Ästen des Weißdorns ein und hielt das Tempo in der Hoffnung, seinen zwanzigminütigen Vorsprung noch einzuholen. Vielleicht war er gar nicht so weit gegangen, vielleicht meditierte er, wie beim ersten Mal, als ich ihm begegnet war. Mein Herz hämmerte in der Brust, als die Bäume sich lichteten; ich rannte in die freie Landschaft, und da war er, ich konnte es kaum glauben, direkt vor mir.

»Dexter!« Schlitternd kam ich zum Stehen, vermied nur um Haaresbreite einen Zusammenstoß und taumelte zurück, während ich nach Atem rang.

»Wow!« Er griff nach meinem Arm, um mir Halt zu geben. »Gina?«

»Gott sei Dank!« Erleichterung überrollte mich wie eine Flutwelle. Bevor mein Verstand meinen Körper davon abhalten konnte, stürzte ich mich auf ihn.

»Uff!«, sagte Dexter, als ich ihn fest umarmte. Er zog sich die Kopfhörer aus den Ohren und steckte sein Handy in die Tasche. »Alles okay bei dir?«

»Mehr als okay!« Ich lehnte mich zurück, sodass ich ihn ansehen konnte, während ich noch immer nach Luft rang. »Ich habe dich gefunden! Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte, ich hätte dich verpasst, ich dachte, es sei zu spät. Aber das habe ich nicht, und ich bin so froh.«

Meine Gefühle übermannten mich, und das Weinen saß mir im Hals, sodass meine Stimme ganz zitterig war.

»Du hast mich gesucht?« Er runzelte die Stirn.

Ich nickte, während ich ihn losließ. »Ich habe die Nachricht gelesen, die du auf dem Küchentisch zurückgelassen hast, und Paige hat mir gesagt, dass sie gesehen hat, wie du diesen Weg eingeschlagen hast, und ich wollte mich richtig verabschieden.«

»Ah, verstehe.« Ein Wangenmuskel zuckte. »Ich dachte, es sei besser, einfach zu verschwinden und allen aus dem Weg zu gehen. In fünfzehn Minuten wartet am Dorfanger ein Taxi auf mich. Ich bin gerade auf dem Rückweg dorthin.«

Ich dankte meinem Glück; es hätte so wenig gefehlt und ich hätte diese Chance zu reden verpasst. Wenn ich nicht laufen gegangen wäre, wenn ich Paige nicht getroffen hätte. Und jetzt stand er in greifbarer Nähe vor mir. Ich bekam meine Chance, ihm alles zu erklären, und ich war fest entschlossen, sie zu nutzen.

»Können wir reden, bevor du abreist?« Ich hielt den Atem an, während ich auf seine Antwort wartete.

Er zuckte die Achseln. »Sicher. Aber ich fürchte, ich habe nicht lange Zeit.«

Ich lächelte ihn an. »Ich mache es kurz.«

Seite an Seite setzten wir uns in Bewegung, der Ärmel meines Sweatshirts streifte seine Jacke. Er hatte einen großen Rucksack auf dem Rücken. Ich lächelte vor mich hin und erinnerte mich an den ersten flüchtigen Eindruck, den ich von ihm bekommen hatte; ich hatte ihn für einen Obdachlosen gehalten.

Wir kamen an ein paar Kanalbooten vorbei und wechselten ein paar Grußworte mit einer Frau, die auf den Stufen saß und die Hände um eine Tasse gelegt hatte. Verblasste Wimpel flatterten in der Brise; auf Deck standen Töpfe mit Kräutern neben einem Holzstoß und an einer kurzen Wäscheleine hingen zwei Paar Unterhosen und vier Socken.



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