Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer by Wolf Klaus-Peter

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer by Wolf Klaus-Peter

Autor:Wolf, Klaus-Peter [Wolf, Klaus-Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2014-02-13T23:00:00+00:00


Er genoss es, jetzt mitten im Geschehen zu sein. Gleichzeitig kam es ihm leichtsinnig vor. Hier wurden jetzt eine Menge Handyfotos gemacht, und es war nicht auszuschließen, dass die ostfriesische Polizei auf die Idee kam, diese auszuwerten und mit den Bildern vom Osterfeuer zu vergleichen, die es garantiert auch gab.

Er hatte sich verändert, sah jetzt ganz anders aus, gab jetzt den Typ überarbeiteter Geschäftsmann, der gerne mal einen über den Durst trinkt. Menschen fielen auf so etwas herein, aber es gab inzwischen Gesichtserkennungsprogramme, die Kopfformen verglichen, und die Software ließ sich von einer neuen Frisur, einem Schnurrbart oder einer Typveränderung nicht bluffen.

Joachim Warfsmann holte das Kind zu sich. Ahnte er schon, dass die Tote seine Frau war? Noch hatte er sie nicht gesehen, aber seine Bewegungen wurden fahrig. Begann die Botschaft schon, zu ihm durchzusickern?

Bei ihm selbst war es so. Er spürte Ereignisse manchmal nahen, noch bevor sie nachweislich da waren. Es war wie eine innere Erschütterung. Er hatte tief in sich drin gewusst, dass etwas Schlimmes mit Ines geschehen war, bevor er von ihrem Tod erfahren hatte.

War es für Joachim genauso? Oder war der Typ einfach aus Holz?

Zwei Männer vom DLRG sicherten die Unfallstelle, wie sie es nannten. Ein Notarzt wurde gerufen.

Er weidete sich daran, als er sah, wie der Tatort durch freundliche Helfer und neugierige Inselbesucher spurentechnisch völlig unbrauchbar gemacht wurde.

Er beschloss, noch zu bleiben. Er holte sich ein zweites Glas Frankenwein und versuchte, sich gegen den Wind eine Zigarre anzuzünden. Er war eigentlich kein Raucher. Er neigte nicht zu Süchten. Er ging aber davon aus, dass so eine handgerollte Havanna mindestens so viel Aufmerksamkeit auf sich zog wie seine coole Motorradjacke. Später würden sich die Menschen an einen Zigarrenraucher erinnern. Vielleicht gab es sogar den einen oder anderen, der die Marke nennen konnte oder zumindest so tat, um sich wichtig zu machen.

»Es war eine kubanische Zigarre. Eine Cohiba. Sooo lang. Die kostet zwanzig, vielleicht dreißig Euro. Wer so etwas raucht, kann nicht arm sein! Ein Geschäftsmann vermutlich …«

So hörte er sie in seiner Phantasie schon reden. Die Menschen ließen sich so leicht bluffen.

Der Wind machte ein gleichmäßiges Anzünden schwer, aber als er es endlich geschafft hatte, wusste er, dass sich später niemand an seine Augenfarbe würde erinnern können.

Dann hatten auch die Letzten begriffen, dass es sich nicht um einen Unfall handeln konnte. Die Frau war nackt, und jemand hatte ihr die Kehle durchtrennt.

Eine Rentnerin aus Hagen fiel in Ohnmacht, und ein Filialleiter aus Recklinghausen bekam plötzlich so ein Engegefühl in der Brust. Zwei Stunden später erlitt er im Hotel zum Deichgraf einen Herzinfarkt. Nur der entschlossenen Handlungsweise seiner umsichtigen Ehefrau verdankte er sein Überleben, denn gegen jeden Protest seinerseits, es sei doch alles halb so wild und käme nur vom Rücken, weil er sich mit den Koffern verhoben hätte, rief sie den Notarzt.

Der fränkische Weinstand und der Leberkäsverkäufer machten an diesem Abend einen grandiosen Umsatz. Die Tote lockte mehr Menschen an als jede Musikkapelle beim Kurkonzert. Blitzartig sprach sich in Pensionen, Hotelbars und Restaurants herum, dass eine nackte Tote mit kahlrasiertem Schädel unter der Hüpfburg gefunden worden war.



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