Aerger im Bellona-Club by Dorothy L. Sayers

Aerger im Bellona-Club by Dorothy L. Sayers

Autor:Dorothy L. Sayers [Sayers, Dorothy L.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-08T22:00:00+00:00


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Die »Feierlichkeit« fand, wie bei solchen Feierlichkeiten üblich, im diskreten Schutz der Dunkelheit statt. George Fentiman, der in Roberts Abwesenheit als Vertreter der Familie zugegen war, zeigte sich nervös und bedrückt. Es ist schon schlimm genug, dem Begräbnis eines Freundes oder Verwandten beizuwohnen, inmitten dieses aberwitzigen Pomps gläserner Leichenwagen mit schwarzen Pferden, der Kränze und passenden Gesänge, »erhebend« vorgetragen von gut bezahlten Choristen; doch, wie George gereizt bemerkte, wissen die Leute, die über Begräbnisse schimpfen, gar nicht, was sie für ein Glück haben. So bedrückend es sein mag, wenn die Erdklumpen auf den Sargdeckel poltern, ist dies doch Musik gegen das Knirschen der Spaten im Kies, das eine vorzeitige und unehrerbietige Auferstehung ankündigt, von Formalinwolken umweht und ohne priesterlichen Beistand.

Dr. Penberthy wirkte ebenfalls geistesabwesend und schien die Geschichte schnell hinter sich bringen zu wollen. Er hatte auf der Fahrt zum Friedhof in der hintersten Ecke der großen Limousine gesessen und sich mit Dr. Horner, Sir James Lubbocks Assistenten, der gekommen war, um bei der Autopsie zu helfen, über Schilddrüsenanomalien unterhalten. Mr. Murbles war natürlich in Trübsal versunken. Wimsey widmete sich seiner angesammelten Korrespondenz, von der nur ein einziger Brief eine Beziehung zu dem Fall Fentiman hatte. Er war von Marjorie Phelps und lautete: »Wenn Du Ann Dorland treffen willst, könntest Du dann am Mittwoch in einer Woche zu einer Einladung bei den Rushworths kommen? Es wird wohl eine tödlich langweilige Angelegenheit werden, weil Naomi Rushworths neuester Verehrer einen Vortrag über >endokrine Drüsen< halten wird, wovon kein Mensch etwas versteht. Es scheint allerdings, als ob >endokrine Drüsen< in nächster Zeit die große Mode werden sollten – sie sind soviel zeitgemäßer als Vitamine – , daher sind die Rushworths zur Zeit ganz scharf auf Drüsen – in übertragenem Sinne, meine ich. Ann D. wird mit Sicherheit da sein, denn wie ich Dir schon sagte, begeistert sie sich seit neuestem für diese >Gesundheit-für-alle<-Masche oder was das ist. Du solltest also kommen – dann bin ich auch nicht so allein, und ich werde sowieso hingehen müssen, weil ich als Freundin von Naomi gelte. Außerdem sagt man, daß jemand, der malt oder modelliert, sich unbedingt in Drüsen auskennen muß, weil sie das Kinn so vergrößern oder das Gesicht verändern können oder so ähnlich. Komm bitte, denn wenn Du nicht da bist, wird man mir irgend so einen Langweiler andrehen – und ich muß mir Naomis Schwärmereien über diesen Mann anhören. Das wäre schrecklich.«

Wimsey nahm sich vor, diesem aufregenden Fest beizuwohnen, und als er sich umschaute, sah er, daß sie soeben bei der Nekropolis ankamen – so groß, so funkelnd von Glasperlenkränzen, so wuchtig mit ihren himmelhohen Grabsteinen, daß kein geringerer Name gepaßt hätte. Am Tor trafen sie Mr. Pritchard persönlich (mit säuerlicher Miene, aber ausgesucht höflich gegenüber Mr. Murbles) und den Abgesandten des Innenministeriums (verbindlich und zuvorkommend und dazu neigend, hinter jedem Grabstein einen Reporter zu wittern). Ein Dritter, der hinzukam, entpuppte sich als Beamter der Friedhofsverwaltung, der die Gesellschaft in seine Obhut nahm und sie über die säuberlichen Kieswege zu der Stelle führte, wo die Ausgrabungen bereits im Gange waren.



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