Zwischenleben by Shirley MacLaine

Zwischenleben by Shirley MacLaine

Autor:Shirley MacLaine
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


15. Kapitel

„Sollte die unsterbliche Seele wohl in der ganzen Unendlichkeit ihrer künftigen Dauer … an diesen Punkt des Weltraumes, an unsere Erde jederzeit geheftet bleiben? Sollte sie niemals von den übrigen Wundern der Schöpfung eines näheren Anschauens teilhaftig werden? Wer weiß, ist es ihr nicht zugedacht, daß sie dereinst jene entfernten Kugeln des Weltgebäudes … die schon von weitem ihre Neugierde so reizen, von nahem soll kennenlernen?

Immanuel Kant

Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels

Ein Schauder durchlief Kevin, sein Kopf fuhr herum, bis er „Johns“ Wesen wieder angenommen hatte.

„Heil“, sagte die John-Stimme. „Du hast Fragen bezüglich deiner früheren Leben?“

„Ja“, antwortete ich.

Das Telefon schrillte.

John reagierte mit einem Ruck seines Kopfes.

Ich wartete.

Ich konnte spüren, wie John „seine Schwingungen anglich“, wie McPherson gesagt hatte. Das Telefon schrillte weiter. Ich ging nicht hin.

„Du wirst lernen“, sagte John, „daß du, um die Seele in sich heute zu begreifen, auch etwas von den vergangenen Zivilisationen, die du gekannt hast, verstehen mußt.“

„Wirklich?“ fragte ich verdattert, ich kam mir etwas albern vor.

„Tatsächlich“, sagte John, „warst du einige Male verkörperlicht während der fünfhunderttausend Jahre dauernden Periode der am höchsten entwickelten Zivilisation, die der Menschheit je bekannt war. Es war die Zeit, die die Bibel als Paradies symbolisiert. Ich möchte, daß du jetzt einen sehr wichtigen Gedankengang verstehst. Der Stand des Fortschritts jeder Zivilisation wird durch ihre geistige Entwicklung beurteilt. Technologischer Fortschritt ist wichtig und interessant, aber wenn er geistiges Verständnis behindert oder verleugnet, trägt er den Samen der eigenen Zerstörung in sich. Du bist Zeuge dieser einfachen Wahrheit in eurer gegenwärtigen Zivilisation auf Erden. Euer geistiges Verständnis hinkt weit hinter eurem technologischen Wissensstand her, daraus folgen zunehmend Geisteskrankheiten, Depression, Sinnverwirrung, völlige Ungleichheit der Menschen und Verzweiflung.“

„Wo liegt also die Hoffnung für uns? Ich meine, wenn wir uns rückentwickeln anstatt vorwärts, warum leben wir dann?“

„Eine gute und wichtige Frage“, sagte John, „die uns wieder zum Thema Karma führt. Dazu ist es notwendig, daß du deine Grundidentität, die Macht deines freien Willen, deine Göttlichkeit und deine Gleichwertigkeit mit Gott begreifst.“

„Entschuldigen Sie“, unterbrach ich ihn, „wie paßt die Religion in all das hinein?“

„Gegen vieles von dem, was ich sage, haben deine weltlichen Religionen Einwände. Deine Religionen lehren Religion - nicht Geistigkeit. Die Religion hat die Menschen hauptsächlich ausgebeutet. Deine Weltreligionen sind grundsätzlich auf dem richtigen Weg, doch sie lehren nicht, daß jedes Individuum grundsätzlich der Schöpfer und Beherrscher seiner eigenen Bestimmung ist. Sie lehren, daß Gott diese Rolle zukommt. Ich versuche zu erklären, daß jedes Individuum der Mitschöpfer von Gott ist. Das paßt euren Kirchen und Religionen nicht, denn sie ziehen es vor, die Menschheit zu beherrschen, anstatt zu lehren zu helfen, daß die Menschheit nur sich selbst beherrschen kann durch Selbsterkenntnis und durch das wissen ihrer Vergangenheit und ihres Sinnes in der Gegenwart und Zukunft.“

Mir war bewußt, wie brisant solche Gedankengänge waren. Aber befaßten sich nicht viele Menschen innerhalb der Kirche mit Selbsterkenntnis? Gab es nicht viele Menschen, die, während sie die Gebote der Kirche befolgten, rastlos nach der Wahrheit hinter den Geboten suchten?

Ich blickte aus dem Fenster über den nächtlichen Ozean. In der Ferne blinkten die Lichter eines Fischerbootes.



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