Zwischen Licht und Dunkelheit - die Entscheidung by Andrea Schneeberger

Zwischen Licht und Dunkelheit - die Entscheidung by Andrea Schneeberger

Autor:Andrea Schneeberger [Schneeberger, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
ISBN: 9783033030619
Google: YRYRMwEACAAJ
Herausgeber: Tempus Logus
veröffentlicht: 2011-10-14T22:00:00+00:00


Kapitel 8

Lysander und ich hatten uns anders hingesetzt. Beide stützten wir unsere Rücken an den Armlehnen des Sofas ab. Unsere Füße berührten sich.

«Was geschah mit ihnen? Kehrten sie wieder in ihren Palast zurück?»

«Nein. Die Mutter floh mit ihren Söhnen in ein anderes Land. Was einfach war mit der Fähigkeit des Teleportierens.»

Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf und versuchte das Gehörte zu verarbeiten, daraus Schlüsse zu ziehen, was Lysander und ich waren.

«Dann stammst du von diesen Zwillingen ab?», fragte ich.

Lysander nickte.

«Und du hast mich verwandelt?»

Wieder nickte Lysander, wenn auch etwas zögerlich.

«Du hast gesagt, die Zwillinge hätten Blut getrunken. Ich hab aber vorhin diesem Mann …» Ich schluckte einmal leer. Ich wollte eigentlich nicht mehr an den Postboten denken. Einen Menschen getötet zu haben, war ein ungutes Gefühl. Gleichzeitig aber auch so unwirklich, weil sich alles so schnell zugetragen hatte. «... etwas ausgesaugt, aber das war kein Blut.»

«Du hast ihm seine Lebenskraft entzogen», erklärte Lysander. «Es ist eine Alternative. Wann immer du einem Menschen begegnest, kannst du von seiner Energie abzapfen. Wenig oder alles.»

«Wenig, das gefällt mir. Ich muss also keinen Menschen töten?»

Lysander verneinte.

Ich lächelte erleichtert.

«Das Bluttrinken ist jedoch viel besser», sagte er. Seine blauen Augen blitzten listig auf.

Ein Schauer lief mein Rücken hinunter.

«Sind wir böse?», fragte ich mein Gegenüber mit zitternder Stimme.

Lysander lachte kurz auf. «Natalie, was ist böse?»

«Mörder und Diebe zum Beispiel.»

«Denkst du, wir sind Mörder?»

«Können wir auf das Blut oder die Lebensenergie der Menschen verzichten?», erkundigte ich mich.

«Nein.»

Ich schwieg betroffen.

«Ist ein Mensch, der ein Tier isst, böse?», fragte Lysander mich herausfordernd.

«Ähm, nein», antwortete ich und fügte leise hinzu: «Na ja, es hängt vom Standpunkt ab. Ein Vegetarier würde wohl Ja sagen.»

«Genau das meine ich.» Lysander nickte zufrieden. «Der Standpunkt ist alles.»

«Ich möchte aber keinen Menschen mehr töten.» Ich ballte meine Hände zu Fäusten. In mir stiegen Tränen auf.

«Das musst du auch nicht.» Lysanders Stimme war wieder sanft. Er beugte sich vor und ergriff meine Hände. «Etwas Energie hier, etwas Blut dort. Keiner wird es merken, wenn du es richtig anstellst.»

Ich war erleichtert über seine Worte und die Veränderung in seiner Stimme. Eben noch hatte mir sein scheinbar fehlendes Mitgefühl Furcht eingeflößt.

«Lass uns nach draußen gehen, dann zeige ich dir die schönen Seiten deines neuen Lebens.» Lysander sprang vom Sofa auf. Er streckte mir seine Hand entgegen. Ich zögerte.

«Traust du mir nicht?», wollte Lysander wissen.

«Ich bin unsicher, ob ich es kann», gestand ich.

«Du kannst mir vertrauen. Ich würde dir niemals wehtun.» Er sah mich liebevoll mit seinen saphirfarbenen Augen an, die den letzten Zweifel beseitigten. Ich ergriff seine Hand. Lysander zog mich zum Fenster hin.

«Was hast du vor?»

«Wir verlassen die Wohnung.»

«Durchs Fenster?» Ich glaubte, mich verhört zu haben.

«Ja. Keine Sorge, du wirst dir nichts brechen.» Amüsiert sah er mich an.

Ich blickte auf die dunkle Straße hinunter. Weit und breit war niemand zu sehen. «Wir sind im vierten Stock», erinnerte ich ihn.

«Das spielt keine Rolle. Wir springen zusammen, Hand in Hand», sagte Lysander fröhlich.

Ich nickte stumm. In meinem Magen kribbelte es, als würden tausend Ameisen darin herumlaufen. Ich musste verrückt sein, mich auf so etwas einzulassen.



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