Zwielicht by Dean R. Koontz
Autor:Dean R. Koontz [Koontz, Dean R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Horror, Science Fiction, Mystery
ISBN: 9783453770881
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 1985-01-01T23:00:00+00:00
Sogar wenn es mir gelungen wäre, alle sechs Trolle ohne Joels Hilfe zu töten, hätte mir die Kraft gefehlt sie allein zu beerdigen. Joel war bärenstark und konnte zwei Leichen auf einmal ziehen, während ich nur eine schaffte. Ich hätte den Weg zum Wald hinter dem Jahrmarktsgelände sechsmal gehen müssen, aber zu zweit brauchten wir die Strecke nur zweimal zurückzulegen.
Außerdem brauchten wir dank Joel keine Gräber zu schaufeln. Wir schleppten die Leichen nur wenige Meter durch den Wald, zu einer kleinen Lichtung, wo ein Kalksteinschacht sich hervorragend als Ruhestätte eignete.
Während ich neben dem Loch niederkniete und mit Joels Taschenlampe in die scheinbar unendliche Tiefe leuchtete, fragte ich: »Woher wußtest du, daß es hier so was gibt?«
»Ich erkunde die Gegend überall, wo wir hinkommen. Es ist beruhigend zu wissen, daß man im Bedarfsfall einen Friedhof zur Verfügung hat.«
»Auch du führst Krieg gegen die Trolle«, stellte ich fest.
»Nein. Jedenfalls nicht so wie du. Ich bringe sie nur um, wenn ich keine andere Wahl habe, wenn sie die Absicht haben, Schausteller zu ermorden oder aber Besucher auf dem Rummelplatz bei inszenierten Überfällen zu verletzen oder zu töten und die Schuld daran uns in die Schuhe zu schieben.
Gegen das Unheil, das diese Kreaturen draußen in der Welt anrichten, bin ich machtlos. Es ist nicht so, daß mir das Schicksal aller Menschen außer den Schaustellern gleichgültig wäre. Aber ich bin nun einmal nur ein einzelner Mann und kann bestenfalls meine eigene kleine Welt beschützen.«
Die Bäume, die wie schwarzgekleidete heidnische Priester die Lichtung umgaben, raschelten mit ihren Blattgewändern.
Aus dem Schacht stank es nach Tod und Verwesung.
»Hast du hier schon früher Trolle hineingeworfen?«
»Nur zwei. In Yontsdown lassen sie uns meistens in Ruhe, weil sie vollauf damit beschäftigt sind, Schulen in Brand zu stecken, Leute bei Kirchenpicknicks zu vergiften und dergleichen mehr.«
»Du weißt also, was für ein Schlangennest diese Stadt ist!«
»Ja.«
»Wann hast du die beiden anderen hier begraben?« fragte ich, während ich wieder in die Tiefe spähte.
»Vor zwei Jahren. Sie wollten in der vorletzten Nacht des Jahrmarkts auf dem Rummelplatz Feuer legen. Zu ihrer großen Überraschung habe ich sie daran gehindert.«
Er zog die erste Leiche an den Rand der Grube.
»Halt«, fiel ich ihm in den Arm. »Wir müssen ihnen vorher die Köpfe abschneiden. Die Körper können wir in den Schacht werfen, aber die Köpfe müssen getrennt begraben werden... für alle Fälle.«
»Häh? Was soll das heißen?«
Ich berichtete ihm von meinen Erlebnissen mit dem Troll, den er unter dem Boden von Shockville beerdigt hatte.
»Ich habe sie bisher nie enthauptet«, murmelte er.
»Dann sind einige von ihnen vielleicht aus ihren Gräbern zurückgekehrt.«
Er ließ die Leiche los und dachte schweigend über diese bestürzende Möglichkeit nach. In Anbetracht seiner Statur und seiner furchterregenden Gesichtszüge hätte man glauben können, daß er zwar anderen Angst einflößte, selbst aber vor nichts Angst hatte. Doch dem war nicht so. Trotz des schwachen Lichts sah ich die Furcht in seinem Gesicht und in seinen beiden normalen Augen, und als er wieder sprach, war sie auch seiner Stimme anzuhören. »Du meinst — irgendwo könnten ein paar von ihnen herumlaufen, die wissen, daß ich sie durchschaue.
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