Zweimal Marie by Nina Petrick

Zweimal Marie by Nina Petrick

Autor:Nina Petrick [Petrick, Nina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
ISBN: 9783864291272
Herausgeber: Tulipan Verlag GmbH
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 10

In dem Marie Roemer als Anne Bergmann nach Hamburg fährt.

Marie sitzt jetzt als Anne in dem schicken weißen Reisebus neben Julia. Sie starrt auf Herrn Kleinmanns Finger, die unruhig auf die Vorderlehne trommeln. Sie ist aufgeregt, und Herrn Kleinmanns zappelnde Finger machen sie noch nervöser.

Herr Kleinmann ist bei jedem Grenzübergang angespannt gewesen. Marie findet, dass er sich aufführt wie ein Schmuggler. Nicht, dass sie persönlich schon mal einen Schmuggler kennengelernt hat, aber genauso stellt sie sich einen vor. Der Lehrer wirkt nämlich wie jemand mit schlechtem Gewissen, als habe er etwas zu verbergen. Komische Type, denkt sie. Überhaupt findet sie hier einige Kinder komisch. Gleich nach dem Frühstück sind sie in den Bus gestiegen, schon haben die Ersten wieder angefangen zu essen. Als habe es seit drei Tagen nur Wasser und trocken Brot gegeben! Ist das typisch für Westler?, fragt sie sich. Oder sind die nur in Hamburg so? Oder ist speziell diese 4 a so?

In dem Moment drückt Julia ihre Hand. »Freust du dich auch so auf zu Hause?«

»Und wie«, antwortet Marie leise. Frau Brandt zwinkert ihr zu. Noch einmal nimmt sie sich vor, diese Woche mit dem Mädchen und der Mutter zu sprechen. Sie hat sich ja ein bisschen davor gedrückt, konnte sich nicht entscheiden, was nun wirklich richtig ist. Sie hofft, dass ihr das zu Hause in der vertrauten Umgebung leichter fallen wird.

Herr Kleinmann steht auf, obwohl er aufgrund seiner Körpergröße nur gebückt in dem schmalen Gang stehen kann. »Kinder, bald sind wir wieder zu Hause! Vielleicht danken wir bei dieser Gelegenheit auch unseren beiden tüchtigen Fahrern mit einem Lied!«

Heinz der Zweite schläft hinten auf der Bank, aber Heinz der Erste ist natürlich gleich in freudiger Singstimmung. »Könnt ihr Der Hamborger Veermaster …?«

»Klar!«, grölen alle zurück und lachen. Alle kennen das alte Seemannslied mit englischem Refrain. Alle, nur Marie nicht. Passend zum Hafen, den man für einen kleinen Augenblick sehen kann, singen sie zusammen mit Heinz dem Ersten:

»Ick heff mol en Hamborger Veermaster sehn,

To my hoodah!

De Masten so scheef as den Schipper sein Been,

To my hoodah, hoodah ho!

Blow boys blow, for Californio,

There is plenty of Gold, So I’ ve been told

On the banks of Sacramento!

Dat Deck weer vull Isen, vull Schiet un vull Smeer,

To my hoodah!

Rein Schipp weer den Oll’n sin scheunstes Pläseer,

To my hoodah, hoodah, ho-ho-ho-ho!«

Marie schaut aus dem Fenster – und staunt nicht schlecht. Sie versteht nicht alles, aber sie bekommt mit, dass es ein Seemannslied ist.

Die Ratloh und die Schmöckwitz singen auch viel, nur andere Lieder … Da wird Anne sich noch umsehen. Aber umsehen will sie sich jetzt auch! Anne hat ihr so viel erzählt … Von Hamburg und dem Hafen. Aber es ist so anders, alles jetzt mit eigenen Augen zu sehen. Auf diese prächtigen, sahneweißen, viergeschossigen Häuser und ebenfalls strahlend weißen, stuckverzierten Villen, die allesamt Millionären zu gehören scheinen, ist sie einfach nicht vorbereitet gewesen. Wenn sie da an das eher graue Berlin denkt …

Hamburg sieht so sauber und unendlich reich aus. Selbst die Bäume sind gepflegt. Die Leute draußen auf den sauberen Gehwegen sind schick angezogen, so wie sie es nur aus dem Fernsehen kennt.



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