Zwei Wuensche zu Weihnachten by Roxann Hill

Zwei Wuensche zu Weihnachten by Roxann Hill

Autor:Roxann Hill [Hill, Roxann]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-02T16:00:00+00:00


Kapitel 8

Der Regen glich inzwischen einem Wolkenbruch. Die Scheibenwischer hatten alle Mühe, mit ihm fertig zu werden. Es würde morgen keine weiße Weihnacht geben. Aber wer brauchte die schon.

Während der Fahrt hatten Mark und ich nicht miteinander geredet. Schweigend hatten wir geradeaus geschaut, so als wäre es wichtig, das zu sehen, was im trüben Licht der Scheinwerfer vor uns zu erkennen war.

Der Taxifahrer bremste, Wasser spritzte an meiner Wagenseite hoch. Ich blieb noch einen Moment sitzen. Dann öffnete ich die Tür und kletterte hinaus. Sofort waren meine Haare und mein Mantel klatschnass.

Mark war ebenfalls ausgestiegen und kam auf mich zu. Mehr als zwei Armlängen vor mir blieb er stehen. Das Licht einer fernen Straßenlaterne warf dunkle Schatten auf sein Gesicht.

„Danke“, sagte er. Seine Stimme klang rau.

„Wofür?“, fragte ich.

Er wirkte unschlüssig. „Ich schulde dir noch etwas.“ Er langte in seine Jackentasche, holte seinen Geldbeutel und griff hinein.

„Lass den Quatsch“, forderte ich ihn auf.

Er hörte nicht auf das, was ich sagte, sondern zog mehrere Scheine heraus. Er rollte die Banknotenz usammen. Nachdenklich blickte er darauf. Dann streckte er sie mir entgegen.

„Ich will dein Geld nicht“, sagte ich.

„Aber du brauchst es doch. Du hast gesagt, du willst deiner Tochter ein Weihnachtsgeschenk kaufen. Was war es noch? …Ach ja, eine Wii.“ Die herablassende Art, wie er seine Worte betonte, machte mich regelrecht wütend. Ich wollte nicht bemitleidet werden.

„Da habe ich wohl etwas übertrieben“, sagte ich und versuchte mich an einem kleinen Lacher. „Ich habe genügend Geld. …Eigentlich klaue ich nur aus Vergnügen.“

Mark steckte sein Geld in die Tasche zurück und nickte leicht. Sein Gesichtsausdruck war kalt. „Natürlich klaust du. Du hast es vorhin wieder getan.“

„Was meinst du damit?“

„Glaubst du, ich bin blind? Glaubst du, ich hätte in Afghanistan überleben können, wenn ich nicht auf Details achten würde? Als du meine Großmutter in ihr Zimmer gefahren hast, trug sie noch ihren Ring. Später dann nicht mehr.“

Mein Herz fing an, so stark zu klopfen, dass ich Angst hatte, er würde es hören. „Darauf hast du geachtet? Hast du wohl damit gerechnet, dass ich sie bestehle?“

„Nein“, erwiderte er leise. „Ich hoffte…“, er brach ab und fügte hinzu: „Ich dachte…“

Wieder lachte ich. Diesmal klang es selbst für meine Ohren schrill und durchdringend. „Was dachtest du? Du dachtest, ich würde mir so eine Gelegenheit entgehen lassen? Der Klunker ist lässig seine fünfzig Riesen wert. Und Mima braucht ihn nicht mehr. Also habe ich zugegriffen.“

Meine Worte trafen ihn wie Faustschläge. Er wich zurück. Seine Schultern sanken herab.

„Du dachtest, du brauchst mich nur mit deinen wunderschönen blauen Augen anzuschauen, und ich werde so sentimental, dass ich es sein lasse? Was bist du nur für ein eingebildeter Narr.“

Mark senkte seinen Kopf. Vermutlich konnte er meinen Anblick nicht mehr ertragen.

Ich trat nahe an ihn heran, packte ihn am Handgelenk und hob seinen Arm an. Ich öffnete seine zu einer Faust geballte Hand, griff in meine Tasche und fingerte den Diamanten heraus. Ich legte ihn auf seine Handfläche. Dann bog ich seine Finger zurück, sodass sie den Ring umschlossen. Während der ganzen Zeit hatte er nicht aufgeschaut.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.